Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macht: Thriller (German Edition)

Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David G.L. Weiss
Vom Netzwerk:
ein schwarzes, 500 PS-starkes V12 Coupé mit Wolga-Karosserie. Das zweite seiner Art, und trotzdem ein unbezahlbares Einzelstück. Für das erste, basierend auf BMW und mit 380 PS Motor Münchner Bauart, hatte ein Russe den Moskauern eine halbe Million Dollar hingeblättert.
    Gernot lehnte sich in den Ledersitzen zurück. Er liebte das Retrodesign des Cockpits. Bis auf Sitze, Gurte und Airbags war alles Original. Die notwendigen Änderungen bei Tachometer und Drehzahlmesser mussten natürlich sein. Gernot schaltete das Radio ein und legte die CD ein. Das Bose -Soundsystem füllte ihm die Ohren. » Tell me what you gonna do now. Keep rollin’, rollin’, rollin’, rollin’!« Szombathy seufzte. Er war zuhause.
    Der Abreise stand nichts mehr im Weg.

69
    J osephine lief in dem Hotelzimmer auf und ab. Der Laptop stand auf dem Tisch, eine Internetseite für Hotelsuche und Onlinebuchung war geöffnet. Die Lage präsentierte sich aussichtslos.
    Frankfurt am Main befand sich im Ausnahmezustand. Kein Hotelzimmer war mehr zu bekommen. Und falls doch, kostete das Kabuff in einer Kaschemme mit ein oder zwei Sternen über hundert Euro. Pro Person und ohne Frühstück versteht sich. Die Frankfurter Buchmesse legte wie jeden Herbst die Stadt lahm und belebte sie gleichzeitig. Von Mittwoch bis Freitag hatten sich gezählte 146 187 Besucher durch zwölf Messehallen geschoben. Etwa 60 Prozent der Messebesucher kamen aus Deutschland, knapp 30 Prozent reisten aus dem europäischen Ausland an. Und alle mussten sie irgendwo schlafen. Für Josephine, Gernot und Lilly standen die Zeichen mehr als schlecht, kurzfristig noch ein Zimmer für die Nacht zu ergattern.
    Josephine ließ sich rückwärts auf das Bett fallen, streckte Arme und Beine aus und hypnotisierte die Deckenleuchte. Zu dritt in der Einzimmerwohnung in Bornheim? Unmöglich! Da traten sie sich gegenseitig auf die Füße. Sie brauchten eine Unterkunft, in der Josephine nicht in der Badewanne schlummern musste, weil sie für Gernot einfach zu kurz war. Er, Lilly und sie werden sich nolens volens zu dritt in das Einzelbett kuscheln müssen. Josephine setzte sich auf, massierte sich den Nacken und wühlte das Handy aus der Handtasche.
    Nach einer halben Stunde herumtelefonieren hatte kein Sonnenstrahl die Wolkendecke gelichtet. Die unverheirateten Kolleginnen an der Uni lebten selbst in der Schuhschachtel, hatten schon Mitbewohner, oder beides. Andere waren verreist und hatten untervermietet. Josephine ächzte und plumpste rücklings auf das Doppelbett zurück. Viel Arbeit, wenig Brot! Sie streckte die Beine hoch und guckte an den Füßen vorbei auf die Raufasertapete am Plafond. Die Prognose fiel düster aus, das Fiasko war vorprogrammiert. Die Stimmung zeigte sich tagsüber trüb, regnerisch und gegen Abend mit lebhaftem Wind. Das Wohnzimmer wird sich in ein Matratzenlager verwandeln, der ganze Raum zu EINEM Bett werden. Bettdecken und Polster werden alles unter sich begraben. Die ganze Ordnung und Organisation, die Josephine auf den 30 Quadratmetern etabliert hatte, wird über Nacht zum Teufel gehen. Wenn nicht bald der zündende Geistesblitz in ihren Kopf einschlug.
    Josephine senkte die Beine, legte die Hand auf ihre Stirn und kaute an der Unterlippe. Wetterleuchten tanzte in der Regenfront. Ein Rettungsring tauchte zwischen den Wellenbergen auf. Josephine rollte auf die Seite und kramte den Schlüsselbund aus der Tasche. Sie legte die Stirn in Falten und betrachtete den Magnetschlüssel zwischen ihren Fingern. Den, der weder die Wohnung, noch das Institut oder die Uni aufsperrte. Den Schlüssel, den sie eigentlich längst in ein Kuvert gesteckt und abgeschickt haben sollte und der ein Apartment am Sachsenhäuser Ufer erschloss. Sehr geräumig mit Couch und Gästezimmer. Josephine griff zum Mobiltelefon und scrollte durch die Namen im Adressbuch. Bei »Heinemann, Moritz« hielt sie an. Sie rollte auf den Rücken und schloss die Augen. Den Exfreund anrufen und frech um Asyl in seinem »Apartment« bitten? Sie krauste die Nase. War die Unterbringung das und die Erklärungen wert? Sie lauschte auf das Brummen und das Stimmengeflecht vor den Fenstern und imaginierte ihr kleines aber feines Heim nach dem prophezeiten Vandalensturm.
    Josephine hob das Handy und drückte die grüne Taste. Die Verbindung wurde hergestellt.

70
    B arbara Bloomberg rümpfte die Nase. Der Mann auf der anderen Seite ihres Schreibtisches roch nach Bier und Zigarettenrauch. Der Ohrring, die Lederjacke,

Weitere Kostenlose Bücher