Macht: Thriller (German Edition)
7. Februar 2005.« Eine Kopie des Artikels flatterte zu Bloomberg. »Für eine nicht allzu kleine Community im Internet stellt HAARP eine Waffe dar. Eine gefährliche Doomsday Machine , die das Ende für die Menschheit, wie wir sie kennen, bedeuten kann. Die von der Ionosphäre reflektierten Niederfrequenzwellen können angeblich zur Gedankenmanipulation benutzt werden. Sie durchdringen Eisen, Stahl, Bunkerwände, einfach alles. Im Netz wird gemunkelt, dass man die Waffe im zweiten Irakkrieg gegen Saddam Hussein eingesetzt hätte. Die Iraker sollen von den Wellen beduselt einfach aus den Luken ihrer Panzer geklettert sein, ohne zu wissen warum.« Wotruba zog die Brauen hoch, schmiegte sich in den Stuhl, weitete etwas die Beine und schob das Becken vor. »Mit HAARP könnte man uns alle zwingen, die verrücktesten Dinge zu machen. Zum Beispiel hier und jetzt in ekstatischer Lust übereinander herzufallen, oder uns gegenseitig in die Hintern zu beißen. Nur mit einem Befehl, direkt an unser Gehirn geschickt.« Er tippte sich an die Schläfe und schnalzte mit der Zunge.
Bloomberg prustete los und verschluckte sich. Sie klopfte sich mit abgespreizten Fingern auf das Dekolletee, mit der anderen Hand hielt sie sich an der Tischkante fest. Für einen kurzen Moment hatte sie wirklich geglaubt, Wotruba, dieser Faun, hätte etwas Brauchbares in der Hand. »Entschuldigen Sie, Inspektor.« Sie hustete, fing sich wieder und drohte mit dem Zeigefinger. » Thank you! You really made my day ! – Sie wollen mir doch nicht weismachen, dass Sie diese hanebüchenen Verschwörungstheorien aus dem WWW glauben?«
Der Chefinspektor grinste, senkte den Blick und nickte. So kann man auch mit kleinen Sachen Arbeiterkindern Freude machen, dachte er und stellte die Aktentasche zurück zwischen seine Füße. Er richtete sich auf und räusperte sich. »Es freut mich, Sie amüsiert zu haben, Frau Bloomberg. Die Seiten über HAARP und SRI auf ihrem Tisch stammen übrigens nicht vom Heeres Abwehramt , sondern von zwei Bekannten von mir. Von zwei Männern, die sich beide intensiv mit diesen Themen beschäftigt haben. Das ist aber nicht ihre einzige Gemeinsamkeit. Möchten Sie wissen, was die beiden noch verbindet? Das ist auch eine spaßige Geschichte.«
Bloomberg machte eine einladende Handbewegung. »Bitte, Inspektor, ich kann es kaum erwarten, mehr von Ihren Schnurren zu hören.«
»Sie sind beide tot«, sagte Wotruba, stand auf und schaute Bloomberg tief in die Augen. »Wie schon gesagt, der Kollege Mitterlechner ist ein richtiger Fan vom SRI gewesen. Und mein Haberer Gabriel Fuchs hat eine entwicklungsgestörte Tochter mit höchst interessanter Inselbegabung. Beide haben sich ein bisschen mehr als üblich über gewisse Dinge schlau gemacht. Offensichtlich mehr als gut für die zwei gewesen ist. Sie sind nämlich irgendwem da draußen auf die Füße getreten, denn kurz darauf haben sie beide Besuch bekommen.« Der Inspektor trat an den Schreibtisch, stützte sich auf und beugte sich zu Bloomberg. »Und jedes Mal sind einer oder mehrere von Ihrem Verein am Tatort gewesen. Ich weiß, dass Sie da ganz tief mit drinstecken, Mrs. Bloomberg. Bestellen Sie Ihrem Freund, dem echten Tarotkartenmörder, dass ich ihm auf den Fersen bin.« Wotruba wischte über die Tischkante und wandte sich ab. »Mir ist klar, dass ich Sie nie zur Verantwortung ziehen kann, drum versuch ich es erst gar nicht. Bleib ma realistisch! Aber Ihre unteren Chargen, Ma’am, die kassier ich, das versprech ich Ihnen!« Wotruba drückte die Türklinke nach unten, schob sich nach draußen und knallte die Tür zu. Er warf der langen Blondine hinter dem Vorzimmerschreibtisch einen Gruß zu und ging. Das war’s. Er hatte den Köder ausgeworfen, jetzt musste der Fisch beißen.
Bloomberg fielen die Mundwinkel herunter. So eine Impertinenz hatte sie noch nie erlebt. Die Fischchen meinten seit Vietnam, den Geruch von Altersdemenz und Verwesung am Körper des Haies wahrzunehmen. Nur deshalb trauten sie sich, zu knabbern. Aber die Häppchen täuschten sich. Sie legte die Stirn in Falten und sichtete die Kopien, die sie von dem Inspektor bekommen hatte. Knapp verfehlt ist auch vorbei, lautete das Sprichwort. Doch die Amateure schossen sich ein. Die Dilettanten waren nur noch ein Fingerkrümmen am Abzug von einem Glückstreffer entfernt. Bloomberg legte die Seiten auf die Unterschriftenmappe. Sie stützte die Ellbogen auf und legte das Kinn auf die verschränkten Finger. Sie horchte in sich
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