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Macht: Thriller (German Edition)

Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David G.L. Weiss
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nach vorne.
    »Sag ich Ihnen gleich«, brummte Pogitsch und ging zu einem Regal voller Ordner und dicker Folianten. Er zog einen Band heraus, legte ihn auf die Tischvitrine, setzte sich eine goldene Lesebrille auf und begann, die Schwarte durchzublättern. Seine Pupillen rasten über jede einzelne Seite, von links oben nach rechts unten.
    Das Ticken der Uhren um ihn herum wurde immer lauter. Gernot begann zu schwitzen. Er zog das Sakko aus und versuchte es über die Stuhllehne zu hängen. Das klappte nicht.
    Pogitsch schnipste mit den Fingern und zeigte auf einen Kleiderständer neben der Tür.
    »Danke!«, sagte Gernot, nahm sein iPhone aus der Sakkotasche, setzte sich wieder hin. Jetzt, nur so im Hemd, wurde ihm kühl. Gernot stand auf und zog das Jacket wieder an.
    Pogitsch warf Szombathy einen etwas entnervten Blick über die Lesebrille zu.
    Gernot eilte zurück auf den Sessel. Das Holz knarzte beim Hinsetzen. Gernot tat, als hätte er, anders als sein Gegenüber, das Geräusch nicht bemerkt, widmete sich voll und ganz dem Touchscreen des iPhones und surfte im Internet. Er merkte aber ziemlich schnell, dass er keine Idee hatte, wonach. Neue Nachrichten hatte er keine bekommen, und die letzten Kommentare auf Twitter über den neuerlich verschobenen Stratosphärensprung von Felix Baumgartner juckten ihn nicht im Geringsten. Und den Brandgeruch vor dem Wegfahren hatte er wieder vergessen. Er steckte das iPhone wieder ein, überkreuzte die Arme und fixierte den Goldschmied. Endlich, wenige Stunden später, tippte Pogitsch vis-à-vis auf eine Zeile mit Symbolen.
    »Da ist es, Ihr Windspiel!«, rief der Goldschmied und drehte das Buch zu Gernot um. »Wie ich es mir gedacht habe, stammt Ihr Ring nicht aus Deutschland, sondern aus Österreich. Das Windspiel ist in Österreich von 1867 bis 1922 verwendet worden. Die Ringschiene stammt aus diesem Zeitraum, und ich denke, aus einer Werkstatt in Wien. Die Schutzstaffel der NSDAP wurde am 4. April 1925 in München gegründet. Ihr Ring ist älter und ein Österreicher.«
    »Respekt!«, gestand Gernot und verlor sich in einem Wirrwarr aus abgedruckten Edelmetallstempeln. »Und das Kleeblatt? Woher stammt der Schädel mit den Knochen?«
    »Das dauert länger.« Pogitsch schlug das Buch zu und stellte es zurück an seinen Platz. »Lassen Sie den Ring bei mir, und kommen Sie morgen wieder.«
    »Morgen?« Gernot hatte mit einer viel größeren Zeitspanne gerechnet.
    »Viele Geheimbünde verwendeten den Totenkopf, und manche tun es heute noch. Auch die Freimaurer. Ich habe einen Kollegen in der Innenstadt, einen Freund, der sich auf solche Objekte spezialisiert hat. Vielleicht kann er mir weiterhelfen.« Pogitsch ging zur Tür und öffnete einen Flügel. »Bis morgen dann, Herr Szombathy.«
    Gernot drückte dem Goldschmied etwas irritiert die Hand und ging. Unten auf der Straße zündete er sich eine Zigarette an und machte sich auf den Weg zurück zur U-Bahn. Er war erleichtert, mit dem Totenkopfring nichts von der SS an der Backe zu haben.

14
    S zombathy hatte keinen Grund zur Eile, schritt gemächlich aus und genoss die milde Herbstluft. Auf Höhe des Arik-Brauer-Hauses befiel ihn eine plötzliche Unruhe. Er hörte Stimmen in seinem Rücken. Der Radau näherte sich erst schnell und hielt dann einen konstanten Abstand ein. Gernot schnippte die Zigarette weg.
    »Fangt er an: Ich soll mich bedanken. Ich so: Ey, ich bedanke mich nicht mal bei meinen Eltern«, erzählte ein junger Mensch in gebrochenem Deutsch.
    »Genau, Bruder, ich auch nicht«, antwortete ein zweiter im selben Akzent.
    In Gernots Vorstellung nahm das Bild der jungen Leute Gestalt an, zwei Chauvis in Baggy Pants und Basecap als Gangsta-Rapper verkleidet. Er wollte die Burschen abstreifen und wurde langsamer. Sich bei euren Eltern zu bedanken, würde euch nicht schaden, resümierte er. Ein Tritt in den Hintern auch nicht. Wie seine Mutter wohl reagiert hätte, wenn er ihr so hämisch den Dank verweigert hätte? Joi istemen, gar nicht daran denken.
    Aber die Youngsters wollten Gernot gar nicht überholen. Sie klebten an ihm wie die Kletten, raschelten mit Einpackpapier und unterhielten sich mit vollem Mund. Eine Brise Cheeseburger umwehte Gernots Nase und es schmatzte an seinem Ohr. Gernot musste aufpassen, dass ihm die Burschen nicht auf die Fersen traten.
    Szombathy reichte es. Er blieb stehen. Zwei biedere Teenager mit Elvis-Tolle, Mokassins und aufgeschlagenen Hemdkrägen pressten sich an ihm vorbei.

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