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Macht: Thriller (German Edition)

Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David G.L. Weiss
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Kitzeln an seiner Wade, zog das Hosenbein hoch und fing eine Spinne ein, die sich in seiner Körperbehaarung verfangen hatte. Gernot hielt das Gliedertier zwischen den Fingern und beobachtete dessen Zappeln und Drohen. Genauso fühlte er sich im Moment, gestrandet auf einem fremden Planeten in ausweglosem Dickicht, einem übermächtigen Wesen und seinen Launen ausgeliefert. Er stand auf, öffnete das Fenster und setzte die Spinne auf das Fensterbrett.
    Szombathy stützte sich auf die Fensterbank und schaute auf die Stumpergasse im sechsten Bezirk hinunter. Menschen liefen auf dem Gehsteig, Autos fuhren die Fahrbahn entlang oder bogen in die Schmalzhofgasse ab. Die Leute nahmen keine Notiz davon, was hinter der dunkelgelben Fassade der Polizeiinspektion Stumpergasse tagtäglich vorging. Es spielte in ihren Leben keine bemerkbare Rolle. Bis der Tag kam.
    Die Tür des Schulungsraumes wurde geöffnet. Wotruba blieb an der Tür stehen und ihm fröstelte, als er das eisige Schweigen im Raum bemerkte. »Schreits mir bitte da herinnen ned so herum, das macht die Kollegen nervös«, sagte er und knallte zwei Akten auf den Tisch. Er trug ein frisches T-Shirt, und orangefarbenes Desinfektionsmittel schimmerte an seinem Hals. Den Arm trug er in der Schlinge, die Lederjacke ließ er neben dem Stuhl auf den Boden fallen. Er steckte sich eine Handvoll Salzgebäck in den Mund und schlug den ersten Flügelordner auf. »Die Einsatzgruppe Tatort hat in beiden Fällen ganze Arbeit geleistet. Das Stadtpolizeikommando Liesing hat mir die Daten zu der Schießerei geliefert«, begann er mit vollem Mund und deutete Gernot, er möge das Fenster schließen und sich hinsetzen. »Der C 160, den du so treffsicher in die Reha-Klinik befördert hast, mein Lieber, heißt Bob Deveraux und stammt aus New Jersey«, erklärte er und legte ein Foto des Mannes vor Gernot auf die Tischplatte. »Und jetzt wird’s richtig interessant, er ist ein Bundesagent der Vereinigten Staaten. Offiziell arbeitet er für die US-Botschaft als Chauffeur. Tatsächlich beschäftigt ihn gerade die Homeland Security.«
    »Was bitte ist ein C 160?« Josephine reichte es jetzt mit Wotrubas Verbalaussetzern.
    »Ein Neger.« Wotruba sah Josephine herausfordernd an.
    »Sie meinen, ein Afroamerikaner.«
    »Nein, ich meine Neger.« Der Chefinspektor lehnte sich zurück. »Woher wollen Sie wissen, Frau Doktor, ob seine Vorfahren aus Afrika sind, oder ob er sich überhaupt einen Dreck darum schert, woher seine Altvorderen kommen. Vielleicht erzählt er jedem bei der Homeland Security stolz, dass seine Urstrumpftanten auf der Mayflower in die Staaten geschippert sind. Er ist ein Ami, und er ist schwarz. Punkt!«
    »Dann sagen Sie eben › Schwarzer ‹ , Himmelherrgott!«
    »Viele von denen mögen das aber nicht.« Wotruba holte Zigaretten und Feuerzeug aus seiner Tasche. »Wissens, wir von der Polizei haben immer die Arschkarte. Sagen wir › Schwarzer ‹ , heißt es: › Ich bin nicht schwarz, ich bin dunkelhäutig. ‹ Sagen wir › Afroamerikaner ‹ , sagen die Amis und die aus der Karibik berechtigterweise: › Ich bin nicht aus Afrika. ‹ › Farbig ‹ sind sie auch nicht. Sehen Sie mich an, ich bin rosa, verdammt. Und wenn mir schlecht wird, werde ich grün.« Er zog die Brauen hoch, beugte sich vor und legte beide Hände auf den Tisch. »Mir geht’s mit den Typen schon wie dem Louis de Funès mit seinen verrückten Politessen . Soll ich, wie er im Film, › die Bunte ‹ zu einer Schwarzen sagen?« Er grinste. Die Bunte war ziemlich knackig, wenn er sich richtig erinnerte. »Also haben sich die Kollegen vom Flughafen einfach darauf geeinigt, die Burschen intern C 160 zu nennen, wie die klassische schwarze Mercedes-Limousine. Da gibt’s keine Wickel. Alles klar?« Wotrubas Gesicht verfinsterte sich. »Also lassen Sie mich mit dem Political-Correctness-Schmarrn zufrieden, und scheißen Sie sich nicht an! Wir haben hier echte Probleme!«
    »Chefinspektor, Sie sind ein ignorantes, sexistisches und rassistisches Fossil!« Josephine schob ihre Unterlippe nach vorne. Wotruba erinnerte sie an ihren Vater, wie er ihr so selbstherrlich gegenübersaß und Stehsätze drosch. »Aber das hab ich gleich gewusst, als Sie ihr entzückendes blaues Feuerzeug auf den Tisch gelegt haben, Sie Rechter!«
    Wotruba lachte auf. »Ein Rechter? Wegen meines Feuerzeuges? Welches von meinen Stimmungsmachern meinen Sie denn?« Der Chefinspektor fasste in seine Jacke und häufte eine bunte Vielfalt

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