Macht: Thriller (German Edition)
Plastikfeuerzeuge vor Josephine auf. »Ich habe immer eins von jeder Partei dabei. Mit welchem davon ich den Tisch dekoriere, hängt davon ab, wer mir gegenübersitzt und warum. Beinahe jeder hat ja heute eine Meinung davon, wie ein Mensch tickt, der offen einer politischen Überzeugung anhängt. Egal, ob man damit richtig liegt, ober ob des Glumpat, mit dem man in jedem Wahlkampf überschüttet wird, nur grade zufällig zur Hand gewesen ist. Meine politische Überzeugung ist meine Privatangelegenheit, sie hat im Dienst nichts verloren. – Sie, Gnädigste, sollten sich gestern situationsbedingt vor mir ins Höschen machen. Um Ihr Vertrauen zu gewinnen, da hätte ich wohl das genommen.« Er löste ein Feuerzeug der Grünen aus dem Haufen. »Stimmt’s oder hab ich Recht?«
Josephine verschränkte die Arme vor der Brust.
Gernot wetzte auf seinem Sessel hin und her. Die Richtung, in die sich dieses Gespräch entwickelte, gefiel ihm gar nicht. Er würde es begrüßen, sich wieder mit den Ereignissen des heutigen Tages befassen zu können. Er wollte gerade seinen entsprechenden Wunsch äußern, als Josephine ihre Nachdenkphase beendet und sich für eine weitere Offensive gewappnet hatte.
»Weil Sie grade davon angefangen haben, Herr Chefinspektor«, formulierte Josephine spitz. »Warum haben Sie mich vergiftet? Warum wollten Sie mich zu einer Falschaussage zwingen, obwohl Sie doch angeblich gewusst haben, dass Sophie ermordet worden ist? Was wäre die Alternative gewesen? Eine Nachhilfestunde in angewandter Polizeiwillkür?«
»Nein, der Frack in der Schwarzau! – Und ich hab Sie nicht vergiftet, ich hab Sie zu Ihrem eigenen Schutz schlafen gelegt.«
Gernot bemerkte Josephines ratloses Gesicht. »Lebenslange Haft in der Frauenstrafvollzugsanstalt Schloss Schwarzau«, verdeutschte er und wollte ihre Hand nehmen.
Josephine machte einen Satz zur Seite. »Was macht das für einen Unterschied? Sie haben mir eine chemische Substanz eingeflößt, ohne zu wissen, ob ich darauf allergisch bin oder sonst wie negativ reagiere!« Josephine spürte ihren Puls rasen. Lebenslange Haft? Weswegen? Sie hatte Sophie nicht ermordet. Das waren diese Männer gewesen!
»Auf eine Bleivergiftung oder die angespitzte Zahnbürste einer Zellengenossin zwischen den Rippen hätten Sie noch schlechter reagiert.« Wotruba massierte sich die Nasenwurzel. »Wir haben einen der Täter in Gewahrsam gehabt, aber ich musste ihn wieder laufen lassen. Sie, Frau Doktor, sind mir von gewissen Herrschaften großzügig als Ersatztäterin vorgeschlagen worden. Als Bauernopfer für die Aufklärungsstatistik meiner Einsatzgruppe. Aber bei so was spiel ich nicht mit. Von so was krieg ich ganz schnell Sodbrennen.« Er starrte an die Decke. »Das war ja wohl nix, und so ist der Brand im Pfarrhaus bedauerlicher Weise die Verzweiflungstat von Sophie Fuchs. Fall abgeschlossen! Im Augenblick sitzt dieser Joe Krubak gerade in der Maschine back in the USA und glotzt wahrscheinlich einer Stewardess in der Business Class aufs Fahrgestell. Und mit Bob Deveraux wird aller Voraussicht nach genauso verfahren werden. Mir sind die Hände gebunden. Gegen die Hintermänner aus der amerikanischen Residenz bin ich nur ein kleiner Schluchtenscheißer, eine Null. Ob mir das jetzt passt oder nicht. Verstehen Sie das? Das Mützchen hat ihnen nicht geschadet. Eine Anklage jedoch … Ach, vergessen Sie’s!«
»Soll das etwa heißen, ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet?«
»Brechen Sie sich nichts. Das ist mein Job.« Wotruba winkte ab.
»Und wer ist der Kerl, den ich vorm Haus ausgeschaltet habe?«, wollte Gernot wissen und gab Wotruba das Bild von Deveraux zurück.
»Der Rollschinken heißt Ian Thorpe.« Wotruba legte das Foto zurück in den Akt, ein anderes überreichte er Gernot. »Noch so ein überqualifizierter Chauffeur der Botschaft. Yale Bulldog , Unidiplom mit Auszeichnung und Dienstausweis der CIA. Der intellektuelle Kopf der Truppe.«
Gernot erkannte den Rotblonden auf dem Foto wieder. Thorpe, etwas jünger, stand mit zwei Freunden vor dem efeubewachsenen Gebäude der altehrwürdigen Ostküsten-Universität. » Strange ! Gleich zwei US-Geheimdienste arbeiten in der Sache zusammen?«
»Drei!« Wotruba hielt den Daumen und zwei Finger nach oben. »NSA, Homeland Security und CIA: Krubak, Deveraux und Thorpe. – Da muss irgendwo ein Nest sein!«
Es klopfte, und der Chefinspektor drehte sich zur Tür um. »Herein!«
»Ihr Besucher ist da, Chefinspektor. Soll ich ihn
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