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Macht: Thriller (German Edition)

Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David G.L. Weiss
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erlaubt euch einen Scherz mit mir. Ihr spielt mir doch einen Streich?! Hahaha! Also gut, ihr habt euren Spaß gehabt …«
    Josephine hatte einen Kloß im Hals und legte ihre Hand auf Udos Unterarm. »Nein, Udo, das ist kein Spaß …«
    »Ruhe auf den billigen Plätzen!« Wotruba wollte sich auf die Tischplatte stützen, aber scheiterte an seiner Armschlinge. Zornig stopfte er die Zigarette in ein Wasserglas. »Zurück zu dir, Udo. Wo warst du gestern gegen 22:00 Uhr?«
    »Bei mir«, antwortete Gernot. »Er war den ganzen Abend bei mir. Er war’s nicht.«
    »Heiliges Alibi! Das dynamische Duo …« Wotruba legte die Stirn in Falten. »Wie dem auch sei, stirbt der Esel, bleibt das Heu!« Er zog den Bericht aus der Mappe und las. »Die Kollegen schreiben, der Mörder hat nach der Vorlage einer Tarot-Karte gearbeitet. Tarot-Karten, Udo, sind doch dein Metier. Was sagt uns die Karte, die Nummer XII des Waite-Tarots, auch › Der Gehängte ‹ genannt?«
    »Naja, eine Interpretation der Großen Arkana ist niemals eindeutig und sehr individuell. Da gibt es viele Deutungsmöglichkeiten –«
    Wotruba machte ein finsteres Gesicht. »Kurz und knackig, bitte!«
    Kernreiter hüstelte erneut. »Der Gehängte weist den Kartenleger darauf hin, seine augenblickliche Situation zu überdenken. Seine Lage neu zu bewerten und sich über seine verschiedenen Optionen klar zu werden.«
    »Also, dann machen wir das jetzt«, sagte der Chefinspektor. »Überdenken wir zusammen deine Situation, Udo. Du bist hier der Esoterikladenbesitzer. Du kennst alle Engel, Elfen und Kobolde mit Vor- und Zunamen. Und Gernot und die Frau Doktor da finden einen Goldschmied, der nach dem Vorbild der hundert Jahre alten Orakelkarte einer US-amerikanischen Künstlerin – Pamela Colman Smith – über einem antiken Kultkessel geschächtet worden ist. Aber es kommt noch besser: Gestern Abend bekommst du Besuch in deinem Laden, ein Kerl gibt dir eine Postkarte wie diese …« Er tippte auf den Großen Turmbau . »Und in der Früh ist Bertram Pogitsch tot, und genau so eine Postkarte liegt auf dem Besucherstuhl. Zufall?«
    Udo schüttelte den Kopf und betrachtete die Hände in seinem Schoß. »Woher weißt du …?«
    »Wenn ich weiß, wissen auch andere! Die Narrendacken von Killer hat Recht, überdenk deine Optionen! – Aber leise!« Wotruba machte weiter. »Bertram Pogitsch wurde über einem Goldkessel aufgeknüpft. Kopfüber, und sein Blut ist in einem Goldkessel aufgefangen worden. Frau Doktor, jetzt sind Sie dran! Was bedeutet das? Und bitte auch so kurz und knackig wie Ihr Vorredner, wenn’s leicht geht.«
    »Darf ich den Kessel bitte sehen?« Josephine nahm das Foto entgegen und betrachtete die keltischen Götter. »Das ist ein Kultkessel wie der Silberkessel von Gundestrup. Aber aus Gold und meiner Meinung nach nicht aus der Latènezeit. Er ist plumper und viel grober als das Original. Nazis?«
    »Bravo!« Wotruba zog die Brauen nach oben. »Dreißigerjahre, schreibt unser Experte. Wozu hat man in der Keltenzeit so einen Topf verwendet?«
    »Wir wissen sehr wenig von den religiösen Gebräuchen der Kelten, eigentlich fast nichts. Aber sie waren Krieger und Händler mit einer klar stratifizierten Gesellschaft. Es ist überliefert, dass sie aus heutiger Sicht sehr grausame Opferrituale hatten. Die Kelten waren Kopfjäger und sie öffneten Menschenopfern, zumeist Kriegsgefangenen und Sklaven, die Halsschlagadern und fingen das Blut in Kultgefäßen auf, um es anschließend in Quellen oder Seen ihren Göttern zu opfern. Ob das nur Propaganda ihrer Feinde gewesen ist oder die Wahrheit, wissen wir jedoch nicht mit Sicherheit. Aber die archäologischen Indizien sprechen eine klare Sprache.«
    »Hundert Punkte! – Ein solcher Kultplatz befand sich, wie ihr von uns inzwischen hinzugezogener Kollege vom Keltenmuseum Hallein in Salzburg weiter ausführt, auch am bayrischen Chiemsee. Und jetzt schließt sich der Kreis: Aus eben diesem stammt ein fast identischer Zwilling von unsrem Topf da, auch eine Fälschung aus den Dreißigern. Ebenfalls aus Gold und aus der Werkstatt von Otto Gahr.«
    »Otto Gahr?« Gernot zog die Mundwinkel nach unten.
    »Genau, mein Freund und Kupferstecher«, bestätigte Wotruba. »Otto Gahr ist in den Zwanziger- und Dreißigerjahren ein Goldschmied in Bayern gewesen. 1932 ist er in München gestorben. Gahr hat unsren Topf gemacht und ist ein Spezi vom alten Adolf gewesen. Er hat laut eigener Aussage mitgeholfen, die richtigen

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