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Macht: Thriller (German Edition)

Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David G.L. Weiss
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Täschchen vom Tisch nahm. Joi istemen! Nur weg! »Komm!«, flüsterte er seinem Sohn zu und flüchtete mit ihm über die Gangway. »Zeit, dass du ins Bett kommst!«
    Rósza Szombathy war eine schwere Kriegsfregatte auf Feindfahrt, ihr Dekollet é die aufgeblähten Segel. Sie blieb vor Josephine und Peter stehen und knallte dem Mädchen das Täschchen an die Brust. »Ihre Tasche, junge Dame!«, sagte sie spitz.
    Josephine erschrak und sprang auf. »Danke! Wo ist Gernot?«
    »Als ob dich das noch interessiert.« Rósza beäugte Peter abschätzig. »Bleiben Sie ruhig sitzen, Sie Flegel.«
    »Rósza!« Josephine streckte die Hand nach ihr aus.
    »Es hat sich ausgeRószat, meine Liebe!« Frau Szombathys Blick war eiskalt. »Ich verspreche dir, ich werde dafür Sorge tragen, dass du kleine Schickse aus dem Leben meines Sohnes verschwindest! Deutschland?! – Pah! – Soll er sich von denen in Dachau vergasen lassen, wie seine Großeltern? – Mein Gernot wird etwas aus sich machen, jemand werden. Und dann wirst du es bereuen, ihm wegen so einem SSler das Herz gebrochen zu haben.« Sie sah den blonden Peter an, rümpfte die Nase und verließ den Ballsaal.
    Josephine plumpste zurück auf den Sessel, der freie Fall in ihrem Inneren dauerte viel länger. Er endete im Bodenlosen. Das Herz gebrochen? Gernot war doch all die Jahre taub und stumm gegen ihre Signale geblieben! Sie hatte ihm stundenlang zugehört, sein Herz gekittet, nachdem ihm eines der blöden Hühner einen Korb gegeben hatte. Jedes Mal, oft stundenlang! Und auch jetzt kämpfte er nicht um sie wie ein Mann, sondern verkroch sich unter dem Rockzipfel seiner Mama wie ein Kind!
    Peter machte ein mitfühlendes Gesicht, streichelte Josephine den Oberschenkel und schenkte Sekt nach.
    Als Peter nach Hause in seine Studenten-WG aufbrach, ging Josephine einfach mit. Als er sie auf seine Matratze legte und auszog, wusste sie endlich, dass sie nicht hässlich war. Als er ihr die Brüste massierte und die Brustwarzen liebkoste, fühlte sie sich zum ersten Mal begehrenswert. Als er in sie eindrang und das Häutchen in ihr riss, war sie sich bewusst, nicht nur auf dem Papier des Schulabschlusszeugnisses, sondern auch im richtigen Leben eine erwachsene Frau zu sein. Als Peter den Gummi überzog und nach wenigen selbstgefälligen Stößen kam, sich herumdrehte und ihr mitteilte, sie könne die Wohnungstür einfach zuschlagen, wenn sie ging, begriff sie, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Josephine hatte heute viel über Männer im Allgemeinen und über sich selbst im Speziellen gelernt.
    Bei der Heimfahrt in der ersten Straßenbahn am Morgengrauen wünschte sich Josephine zurück auf die Tanzfläche der »Johann Strauss«, zurück in den Moment, in dem Gernot seine frischrasierte Wange an die ihre geschmiegt hatte. Sie schluchzte auf. Es war zu spät. Eine Ära war zu Ende.
    Als Gernot gegen Mittag in seinem Bett aufwachte, fand er neben sich auf dem Kopfpolster sein erstes Handy. Es war von Siemens , groß wie ein Ziegelstein und die SIM-Karte darin hatte das Format einer Scheckkarte. Seine Eltern waren die Besten! Er sprang aus dem Bett und kippte alle seine zusammengetragenen Telefonwertkarten mit Guthaben in den Abfall. Er brauchte sie nicht mehr. Eine Ära war zu Ende.

31
    Wien, 12. Oktober 2012
    U do spürte, wie ihm übel wurde. Er drückte die Hand auf seine Magengrube und drehte das Foto von dem Gehängten um. »Warum zeigst du mir das?«
    »Ich bin der böse Zauberer Tintifax! Und du bist heut mein Kasperl. Also zeig mir, dass in deinem Holzkopf mehr drin ist als Sägespäne.« Wotruba zündete sich eine Zigarette an und schubste das Päckchen zu Gernot hinüber. »Auch eine?«
    »Ist das kein öffentliches Gebäude?« Josephine bemerkte Udos grünes Gesicht und begann, sich Sorgen zu machen.
    »Madel, wir san in Österreich und ned bei dir daham in Deutschland!« Wotruba zuckte mit den Schultern. »Wo kein Kläger, da kein Richter. Verstehns, Frau Doktor?« Er wandte sich wieder Udo zu. »Also was is? Ich warte.«
    »Ich kenne den Mann nicht!« Udo fuhr sich über die Stirn und hüstelte.
    Wotruba pustete ein Rauchwölkchen in Udos Richtung. »Aber du kennst dich mit dem Eso-Schmarrn da aus. Oder ned?«
    Udo sprang auf. »Du glaubst doch nicht, dass ich …«
    »Sollte ich?« Wotruba lehnte sich zurück. »Ist was mit deinem Sessel nicht Ordnung? – Platz!«
    Kernreiter setzte sich wieder hin. »Hahaha! Nein, alles bestens. Das ist ein Witz, nicht wahr? Ihr

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