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Macht: Thriller (German Edition)

Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David G.L. Weiss
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schulterte sein Gewehr und kletterte an Deck. »Pfiat enk!«
    »Der hat doch einen Rausch!«, attestierte Pospischill und zeigte die leere Rumflasche herum. »Seine ganze Ration hat er leergesoffen.«
    Weyprecht stand abseits und beobachtete Klotzs Verrücktheit. Der Tiroler beantwortete keine Fragen, reagierte auf keinen Zuspruch und wirkte völlig weggetreten. Der Jäger reichte jedem an Bord die Hand und verabschiedete sich. »In Ruhe lassen, den Mann! Er wird von selbst wieder zu sich und unter Deck kommen!« Der Kommandant schüttelte den Kopf und stieg wieder unter Deck. Es gab einiges mit Payer zu diskutieren. Das Delirium des Passeiertalers war nur ein Steinchen im Mosaik.
    Klotz trat an die Bordwehr und starrte hinaus auf Eis und Dunkelheit.
    Zwei Stunden später kam Weyprecht aus der Offiziersmesse und brauchte unbedingt frische Luft. Die durchdachtesten und geschliffensten Argumente zerschellten an einer Besessenheit. Er kletterte an Deck und kontrollierte die Stelle, an der Klotz vor der Finsternis gestanden hatte wie eine Statue. Der Tiroler war verschwunden. »Mann über Bord!« Weyprecht spähte in die Ferne. Die Fährte des Jägers führte vom Schiff weg und verlor sich nach Süden in die Nacht.
    »Soll erfrieren die Sau!« Payer trat an Deck und beäugte die Vorbereitungen der vier Suchtrupps. »Der will doch erfrieren! In Sommerkleidung hinaus in die Kälte! Der ist doch schon längst hin nach zwei Stunden. Wir, wir haben noch ein Ziel vor uns. Da drüben hinter dem Horizont!« Der Oberleutnant machte ein feierliches Gesicht und wies nach Norden.
    Die Männer stoppten die Vorbereitungen und schauten von Payer zu Weyprecht.
    Weyprecht richtete sich auf. Es war sein Befehl gewesen, nach Klotz zu suchen.
    »Wenn er erfrieren will?! – Bitte! – Soll er doch! – Aber ohne uns!« Payer sonnte sich in seiner Autorität.
    Weyprecht las die Gesichter der Männer. Einige stimmten Payer zu, andere fühlten mit Klotz, der einsam und entrückt durch Finsternis und Todeskälte irrte. Keiner wagte es, die Empfindungen auszusprechen. »Ich bin der Kommandant«, erklärte Weyprecht. »Ich lasse keinen der Männer verloren gehen. Keinen einzigen.«
    »Aber nur zur See. Auf dem Wasser! Ich bin der Kommandant an Land! Und wir sind nicht auf See. Mein Kommando! Die Männer bleiben hier!« Payer verschränkte die Arme vor der Brust und blickte Weyprecht herausfordernd an.
    »Was ist das da draußen vor dem Schiff?« Weyprecht kam einen Schritt auf Payer zu und deutete über die Bordwehr.
    Der Oberleutnant schmatzte verächtlich. »Eis! Das ist Eis.«
    »Und was ist das?«
    »Gefrorenes Wasser!« Payer lachte auf und sah triumphierend in die Runde.
    »Wasser! Haargenau.« Weyprecht nickte und schob Payer zur Seite. »Mein Kommando.« Er kletterte über die Bordwehr, sprang auf die Schollen und marschierte los, folgte den Spuren des Tirolers. In seinem Rücken hörte er, wie die Männer das Schiff verließen. Nach einigen Schritten hatten die ersten zu ihrem Kommandanten aufgeschlossen. Lusina stapfte neben Weyprecht durch den Schnee, die Augen nach Süden gerichtet.
    Die Suchtrupps rannten an den zwei Offizieren vorbei. Haller allen voran. »Klotz! Klootz!«, hallte es nach allen Richtungen durch die Finsternis.
    Weyprecht schlug sich die Kapuze über den Kopf. Das war die Lösung, das rettende Schlupfloch aus der Eishölle! Sie marschierten über gefrorenes Wasser. Sein Kommando! Der Kurs lag an. Endlich Südwärts. Heimwärts!
    Nach fünf Stunden tauchte eine Gestalt vor ihnen am Horizont auf. Gemessenen Schrittes, das Gesicht vollständig vereist, die Büchse geschultert. Klotz.
    Weyprecht hörte Schreien und Fluchen. Der umzingelte Klotz reagierte auf nichts, taumelte zwischen den Zornigen, die ihn anstießen und anbrüllten. Weyprecht befahl, den Tiroler unter Arrest zu nehmen und zurück aufs Schiff zu führen. Der Jäger ließ sich alles widerstandslos gefallen, war zahm und gefügig wie ein seelenloser Leib.
    Unter Deck brachen Kepes und seine Helfer das gefrorene Gewand vom Körper des Tirolers, rubbelten mit salzsäureversetzten Wasser und Schnee das Leben zurück in die erfrorenen Glieder und steckten Klotz ins Bett.
    »Wäre er nicht besoffen gewesen, wäre es aus mit ihm gewesen«, diagnostizierte Doktor Kepes und empfahl Weyprecht, im Fall Klotz auf Gott, die Zeit und strenge Bewachung zu vertrauen. Gegen den Wahnsinn war kein Kraut gewachsen.
    Alexander Klotz verharrte regungslos unter Decken und

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