Macht: Thriller (German Edition)
schnuppe! Wie heißt es in der Werbung: Wir machen jeden Tag die Preise Maya! Solange die Erde reicht. «
»Typen wie ich?« Udos Gesicht verfinsterte sich. »Was für › Typen ‹ sollen das sein, bitte?«
37
I an Thorpe entschuldigte sich bei Ulrike Moosbrugger, ließ sie einen Moment bei den Schiffsmodellen auf ihn warten und empfahl sich auf die Toilette. Thorpe hörte schon die Möwen kreischen und schmeckte die Meeresbrise auf der Zunge. Das Gerede über den Ozean hatte einen unangenehmen Druck auf seine Blase ausgeübt. Österreicher, das waren in seiner Wahrnehmung immer singende Frauen gewesen, die im Festtagsdirndl mit ausgebreiteten Armen über Almwiesen tanzten. Edelweiß, Edelweiß ! Lederhosenträger und Psychotherapeuten mit dicken Zigarren. Aber doch keine Seefahrer. Ridiculous !
Thorpe stellte sich breitbeinig vor die Pissoirmuschel. In seinem Rücken rauschte eine Toilettenspülung. Das Türschloss wurde entriegelt. Die Klinke an der Kabinentür ging nach unten. Ein Araber kam heraus. Thorpe nickte ihm zu und wandte sich wieder ab. Der Mann sah aus … Wie sein eigenes Klischee. Schnauzer, Pullunder, kariertes Sakko und Kordhose. Alles in einer Farbkombination, die für den Nahen Osten geradezu typisch war. Braun, Grau mit einem Hauch von Schlamm. Thorpe schmunzelte in sich hinein. Der arme Kerl trug ein Toupet, wie er es in Beirut und Gaza-Stadt schon dutzendfach gesehen hatte. Irgendwann musste er einen Muslim fragen, ob es im Koran eine Sure gab, die man soweit interpretieren konnte, dass sie Gläubigen das Tragen eines qualitativen Haarersatzes verbot. Als Ausdruck unbotmäßiger Eitelkeit gewissermaßen. Thorpe legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Der Wasserhahn am Waschbecken plätscherte.
Der Araber trocknete sich mit einem Papierhandtuch die blassen Hände, zog seine Handschuhe wieder an und schielte erst auf die Toilettentüre, dann auf Thorpe.
Aiakos fasste in die Innentasche des karierten Sakkos. Ganz ruhig zielte er über Kimme und Korn auf Thorpes Kopf. Und danach bitte ordentlich abschütteln, damit wir auf den schönen Marmorfliesen keine allzu große Sauerei hinterlassen! Er krümmte den Zeigefinger am Abzug.
Ein Vater und seine beiden Söhne pressten die Tür auf. Der Mann stutzte und zog seine Kinder an sich. »Was geht hier vor?«
Thorpe riss die Augen auf. Der Araber versteckte etwas unter seinem Sakko. Eine Waffe! Das Zeug in seinem Gesicht, das war nicht seine Hautfarbe. Das war Make-up! Thorpe zog den Reißverschluss zu und sprang los.
Aiakos rempelte Vater und Kinder zur Seite. Er rannte die Museumsbesucher vor den Terrarien um und sprintete auf das Café in der Kuppelhalle zu.
Thorpe stürmte aus der Toilettentür, wurde zurückgerissen und auf den Marmorboden geschleudert. » Fuck! « Er rappelte sich wieder auf die Füße. Irgendjemand oder irgendetwas hielt sein Jackett fest. Thorpe schnaubte. Die Sakkotasche hatte sich an der Türschnalle verheddert. »Sie haben hier nichts und niemanden gesehen! – Ist das klar?«
Der Vater nickte und hielt den Buben die Augen zu.
Thorpe stürzte zur Balustrade und suchte die Freitreppen ab. Der Araber verlangsamte im Halbstock vor dem Kaiserbild seine Schritte und betrat die Stiegen zum Foyer.
Aiakos blieb stehen, drehte sich um und schaute nach oben. Er grinste dem Ami zu, salutierte und lief weiter.
Für einen Moment konnte Thorpe dem Araber in die blauen Augen blicken. » You! «, presste er zwischen den Zähnen hervor und schlug mit der Faust auf das Geländer.
»Um Gottes Willen, ist Ihnen etwas passiert?« Moosbrugger wühlte sich durch die Gaffer und fasste Thorpe am Arm.
»Was? – Nein! – Der Typ hat nur versucht, mir die Geldbörse zu ziehen.«
»Soll ich dem Sicherheitsdienst Bescheid sagen?« Moosbrugger spähte nach unten. »Vielleicht kriegen sie den Kerl am Eingang.«
Thorpe winkte ab. »Nein, lassen Sie ruhig. Es ist ja nichts passiert. Ich hab gut aufgepasst.« Shit ! Das war schneller gegangen, als erwartet. Dieser Aiakos war nicht zu unterschätzen. Thorpe musste jetzt seinen Vorgesetzten Meldung machen, sie hatten endgültig die Kontrolle verloren.
»Ja, die Ausländer«, seufzte Moosbrugger. »Mir haben sie schon zweimal die Handtasche geklaut. – Aber so richtig schlimm wird es erst in ein paar Wochen, an den Einkaufssamstagen vor Weihnachten. Glauben Sie mir, da können Sie in der Stadt und auf der Mariahilferstraße die Handtasche nur noch zuhalten und vorne tragen. Das
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