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Macht: Thriller (German Edition)

Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David G.L. Weiss
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Fantasie freien Lauf gelassen.« Udo trat von einem Fuß auf den anderen.
    »OK, vergessen wir mal Will Smith und die Men in Black !« Gernot dämpfte seine Zigarette aus. »Fakt ist, dass den realen Truppen auf den Bildern eines gemeinsam ist: Es sind Sondereinheiten, und sie tragen schwarze Uniformen. Sogar die Sandalenträger. Die preußischen und reichsdeutschen haben einen Totenkopf über gekreuzten Knochen als Wappen. Und zwar seit dem 18. Jahrhundert. König Friedrich II., der Große, persönlich hat das fünfte Husaren-Regiment der Preußischen Armee gestiftet. Die Jungs wurden zunächst einfach Regiment schwartze Husaren genannt. Das hat natürlich in Kaderohren nach nix geklungen, also wurde das 1. Leib-Husaren-Regiment Nr. 1 daraus. Nummer 2, Königin Viktoria von Preußen , ist später dazu gekommen. Es hat in der preußischen Armee auch ein Braunschweigisches Husarenregiment Nummer 17 gegeben. Aber im Volksmund waren sie alle: Die Totenkopfhusaren .«
    »Gott, du bist der Großwesir des unnötigen Wissens.« Wotruba verdrehte die Augen. »Und du meinst, der Totenkopfring und die Pudelhaube auf dem Plutzer vom Wilhelm hängen zusammen?«
    »Auf dem Ring ist ein Totenkopf über gekreuzten Knochen.« Josephine widmete ihre Aufmerksamkeit wieder dem Voynich-Manuskript und begann, wie beiläufig darin zu blättern. »Gabriel weist in seinem Kode wiederholt auf die Zahl 322 hin. – Gernot und ich haben herausgefunden, dass die 322 zum Zeichen der Studentenbruderschaft Skull and Bones an der Yale University gehört. Die Zahl steht darin ebenfalls unter einem Schädel mit gekreuzten Knochen. Dasselbe Symbol wie auf den Uniformen und dem Ring. Einige der Bonesmen glauben, die Wurzeln ihrer Bruderschaft bei einem weit älteren Orden in Deutschland suchen zu müssen. In Berlin. In Preußen! Und die Totenkopfhusaren sind Preußen.«
    Udo schnippte mit den Fingern. »Die Johannisloge Zum Todtenkopf und Phoenix ist in Berlin-Dahlem!« Er biss sich auf die Lippen. Die Loge war der erste Treffer gewesen, als er wegen des Ringes »Totenkopf Freimaurer« in die Suchmaschine eingegeben hatte. Und der dümmliche Gefühlsausbruch grade eben, das war das berühmte Wort zu viel! Er knirschte mit den Zähnen. »Hahaha! Das ist mir grade so eingefallen. Der Totenkopf ist so ein geläufiges Symbol bei den Freimaurern – und bei all dem Gerede über Geheimgesellschaften und Totenköpfe – es steht für Erneuerung.« Udo hüstelte, fuhr herum und schaute zum Fenster hinaus. Er schlang die Arme um seinen Oberkörper und wippte auf und ab. Natürlich, im Preußen der Aufklärung war man offen für die Freimaurerei und ihre Symbolsprache, toleranter als im katholisch regierten Österreich. Manch einer wollte im jungen Friedrich das Vorbild für den Prinzen Tamino in Mozarts »Zauberflöte« erkennen. Der Hohepriester Sarastro prüfte darin den Prinzen bis zur Erleuchtung, ließ ihn buchstäblich durchs Feuer gehen. Ignaz von Born aus Wien, der Sarastro . Der preußische Kronprinz, der Tamino . Berlin und Wien. Udo fuhr sich über den Mund und nickte. Friedrich wurde schon 1738 als Kronprinz von den Brüdern aufgenommen, in – ein wohliger Schauder rieselte über Udos Rücken – in Braunschweig. Braunschweig, wie das Totenkopfhusarenregiment Nr. 17. Gernot, das blinde Huhn, hatte das fehlende Korn aufgepickt!
    Unten an der Bushaltestelle flanierten die zwei Männer in den dunklen Anzügen vorbei. Diesmal aus der anderen Richtung kommend.
    »Und?« Gernot zuckte mit den Schultern und sah Josephine fragend an. »Pogitsch hat gesagt, unser Ring ist Wiener. Und datiert aus der vorigen Jahrhundertwende.«
    »Schon. Der Reif. Aber was ist mit dem Kopf mit den Granataugen? Woher stammt der? – Das Voynich-Manuskript wurde im selben Zeitraum gefunden, aus dem Gabriels Ring stammt. Und wem gehört es heute, mein Lieber?« Josephine lächelte, drehte das Faksimile zu Gernot um und wies auf das Impressum der Faksimileausgabe.
    Szombathy schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. »Yale! – Das Manuskript ist seit 1969 unter der Katalognummer MS 408 im Bestand der Beinecke Rare Book and Manuscript Library der Yale University.«

39
    I solde Diem steckte sich ein Marzipankonfekt in den Mund. Sie ließ die Zartbitterschokolade auf der Zunge zergehen, fuhr mit dem Schreibtischsessel ein Stück zurück und lugte aus dem Bogenfenster ihres Büros. Unten auf dem Minoritenplatz genossen einige Leute die Herbstsonne. Touristen bestaunten die

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