Macht und Freiheit: Sturm über Porrima (German Edition)
sind vollkommen unbegründet. Oder wollen Sie etwa die Entscheidung von Präsident Taylor infrage stellen, Captain?«
Bis dahin hatte d’Souza noch geglaubt, ohne größere Blessuren davonkommen zu können, aber mit der Erwähnung des Präsidenten war diese Hoffnung endgültig dahin. Sie war auf der Abschussliste gelandet. Der Admiral hatte sie auflaufen lassen, denn ihm musste klar gewesen sein, wie die Reaktion von Kavita Sinha ausfallen würde.
»Natürlich nicht, Madame Kommissar«, antwortete sie und klang dabei reumütiger, als ihr selbst recht war.
»Das höre ich gerne, Captain, und der Präsident sicher ebenso«, erwiderte Sinha völlig überzeugt.
D’Souza ließ ihre Worte nur kurz Revue passieren, bevor sie sich an den Admiral wandte. »Darf ich mich zurückziehen, Sir?«
»Wegtreten, Captain«, gab der Admiral ihrer Anfrage statt.
Emilia d’Souza erhob sich mit einem Nicken, und nachdem sie sich mit einer kurzen, kaum wahrnehmbaren Kopfbewegung auch von Kavita Sinha verabschiedet hatte, verließ sie schwermütig den Raum.
Sinha warf ihr einen giftigen Blick hinterher und wandte sich, nachdem sich die Gleittür geschlossen hatte, dem Admiral zu. »Wird sie Probleme machen, Antoine?«
»Ich denke nicht«, antwortete Gauthier. »Sie ist leider zu idealistisch eingestellt, aber sie versteht etwas von ihrem Job.«
»Zu schade«, erklärte Sinha mit gespielter Betroffenheit. »Es ist dir doch klar, dass d’Souza nach dem Angriff vor dem Volkstribunal zur Verantwortung gezogen werden wird.«
Gauthier nickte stumm und schaute Sinha verstehend an. Er selbst war gegenüber der Taylor-Administration absolut loyal, und aus seiner Sicht der Dinge bestand diesbezüglich keine andere Option.
Vielleicht hat Emilia Glück und kommt bei den anstehenden Gefechten ums Leben. Das ist immer noch besser, als vor dem Tribunal zu stehen.
Die Tür schloss sich hinter d’Souza, und sie spürte die Blicke der Marines auf sich lasten. Mit zügigen Schritten machte sie sich auf den Weg und würdigte die Soldaten keines Blickes. Sie wollte nur noch so weit wie möglich von den Admiralsräumen wegkommen.
Kaum hatte sie die Biegung des Korridors erreicht und sich damit außerhalb der Sicht der Soldaten begeben, ließ sie sich gegen die Wand fallen und stieß ihren Hinterkopf aus Verärgerung über sich selbst mehrmals gegen die Schottwand.
Ich Idiotin! Ich Närrin! So ein gottverdammter Mist, wie konnte ich nur so unvorsichtig sein!
Ihr war klar, dass ihr Todesurteil bereits unterschrieben war. Die Reaktion von Kavita Sinha durfte sie nicht anders deuten. Sie empfand das Universum als einen absolut ungerechten Ort. Sie hatte der Allianz so viele Jahre treu gedient, aber dieser Umstand zählte nun rein gar nichts mehr.
Ihre Heimat war der Planet Azara IV im System 61 Virginis. Ein wirklich schöner, erdähnlicher Planet, den sie jedoch aller Voraussicht nach nie wieder zu Gesicht bekommen würde. Dessen war sie sich vollkommen bewusst.
Zwar waren ihre Eltern keine glühenden Anhänger der Allianz gewesen, auch nicht der UES, aber sie hatten dennoch gewollt, dass ihre Tochter etwas aus sich machte, und das hieß in der Allianz, dass man eine militärische Laufbahn einschlug.
Jetzt war sie mit ihren zweiunddreißig Jahren die jüngste Kommandantin der Alliance Defense Force (ADF), und man hatte ihr das Kommando über den modernsten Schweren Angriffskreuzer der Raumflotte übertragen – was sie zu Recht mit Stolz erfüllte.
Für Politik hatte sie sich eigentlich nie interessiert, und so war sie auch keine eifrige Anhängerin der Taylor-Regierung; in der Hinsicht folgte sie ganz dem Beispiel ihrer Eltern. Dennoch wollte sie Erfolg, und den bekam man in der Allianz am ehesten vergütet, wenn man im großen Strom mitschwamm. Dass sich die Dinge jedoch so entwickeln würden, hatte sie nicht vorausgesehen.
D’Souza widmete sich noch einige Augenblicke ihren trübsinnigen Gedanken, bevor sie sich langsam beruhigte und wieder zu klarem Verstand kam. Gerade noch rechtzeitig, denn zwei Crewmitglieder kamen den Korridor entlang und erboten ihr den ihr zustehenden militärischen Gruß, während sie an ihr vorbeiliefen.
Nachdem die Crewmen hinter der Biegung verschwunden waren, atmete sie mehrmals tief durch und machte sich auf den Weg zur Brücke.
Solange ich das Kommando innehabe, werde ich alles in meiner Macht Stehende für meine Leute tun. Das bin ich ihnen einfach schuldig , dachte sie mit neu erwachtem Kampfgeist.
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