Macht und Freiheit: Sturm über Porrima (German Edition)
aber der Shuttle von Kavita Sinha hat angedockt. Sie wird bald eintreffen«, erwiderte er im Plauderton.
»Schön, dann wird das Briefing endlich losgehen. Ich habe die Warterei im Gravstream endgültig satt«, erklärte sie, und der Commander nickte ihr zustimmend zu.
Wenige Augenblicke später betrat die schwarzhaarige, dunkelhäutige Hochkommissarin den Raum, wobei sie umgehend die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich zog. Kavita Sinha war wie immer eine mitreißend schöne Erscheinung, obwohl ihre Körpersprache stets eine Furcht einflößende Kaltblütigkeit erahnen ließ.
Sinha erreichte das Kopfende des Tisches und baute sich neben dem Admiral auf, der sie gewohnt freundlich empfing. Mit durchdringenden Augen schaute sie jeden der im Raum versammelten Offiziere der Reihe nach an, und mit einem Nicken bekundete sie schließlich ihre Zufriedenheit.
»Gut, wenn alle da sind, dann kann es ja losgehen«, eröffnete Admiral Gauthier das Treffen, wurde aber unvermittelt von Sinha unterbrochen.
»Nein, leider nicht«, sagte die Hochkommissarin und blickte den Admiral entschuldigend an. »In der letzten Woche hat eine beunruhigende Steigerung von UES-Flottenaktivitäten an unserer Sektorgrenze eingesetzt, wodurch sich die Umsetzung von Raging Fire weiter verzögern wird.«
»Was für Flottenaktivitäten?«, fragte Gauthier sichtlich irritiert. »In den letzten Kommuniqués stand davon nichts.«
»Das stimmt«, gab Sinha ihm recht, »aber kurz bevor ich Porrima II verlassen habe, bekam ich eine verschlüsselte Botschaft aus Newton City über die neuesten Vorgänge entlang der Grenze. Offenbar hat die UES größere Flottenverbände nach Arcturus verlegt und durchsucht nun jedes System, das sich in dessen nächster Umgebung befindet.«
Noch während sie sprach, trat sie an den Tisch, zog eine kleine Datendisc aus ihrer Jackentasche und steckte diese in die dafür vorgesehene Vorrichtung. Kurz darauf wechselte die holografische Anzeige von der Darstellung des kompletten Virginis-Sektors zu der des Porrima-Quadranten.
D’Souza und die übrigen Offiziere schauten äußerst interessiert auf die neue Holokarte. Es waren deutlich mehr Sterne zu erkennen, die in einem freundlichen grünen Farbton gehalten waren und für Kolonien der Allianz standen. Eines dieser Systeme war ihr eigenes Heimatsystem, 61 Virginis. Dazu kamen mehrere blau eingefärbte Sterne, die ihrerseits neutrale, unabhängige Systeme signalisierten, wie Porrima noch eines war. Im Großen und Ganzen sah die ganze Szenerie für die Allianz sehr vorteilhaft aus, aber wie ein böses Omen wirkten die in roter Farbe dargestellten Kolonien der Erde, im Besonderen das Arcturus-System.
Zwischen den Sternen verliefen hellgraue Linien, die für die Gravstream-Routen standen, und auf jeder dieser Linien befanden sich ebenso wie in einigen Systemen zahlreiche kleine scharlachrote Quadrate. Jedes dieser Quadrate stand für ein einzelnes Raumschiff der Erdstreitkräfte, und dies bedeutete wiederum, dass UEAF-Einheiten sogar im Gravstream Patrouillen durchführten. Wonach auch immer sie suchten, es musste sehr wichtig sein, und sie schienen das Suchgebiet sogar noch weiter auszudehnen.
Gauthier schaute sich die Darstellung nicht minder interessiert an, bis er zu einer Frage ansetzte: »Ist schon bekannt, wonach die UES sucht, Miss Sinha?«
»Über das Interstellar Communications Network (ICN) lässt man verlauten, dass man nach einem verschollenen Forschungsraumschiff sucht, aber das konnte von unseren Geheimdiensten noch nicht bestätigt werden.«
»Recht viel Aufwand für ein einzelnes Raumschiff«, befand Brigadier Kaya und erntete dafür ein zustimmendes Raunen.
»Da haben Sie sicher recht«, pflichtete Gauthier ihm bei. »Aber ich denke, um das Forschungsraumschiff allein geht es hierbei nicht. Vielmehr ist das Raumgebiet, in dem das Schiff verschwunden ist, der Grund, warum die Erde mit solch einem Aufgebot an Kriegsschiffen danach sucht.«
D’Souza wurde angesichts der kryptischen Formulierung des Admirals plötzlich sehr hellhörig. Noch vor Wochen hatte Gauthier es kategorisch ausgeschlossen, dass die Erde wegen eines ganzen Sonnensystems zu einem offensiven Handeln übergehen würde, aber jetzt schien er diese Möglichkeit ohne Vorbehalt in Betracht zu ziehen.
»Anscheinend vermutet man auf der Erde, dass wir mit dem Verschwinden des Schiffes etwas zu tun haben«, mutmaßte Sinha gelassen.
»Und haben wir?«, fragte Gauthier überraschend
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