Macht und Freiheit: Sturm über Porrima (German Edition)
Kamin, der sich in ihrem großen, repräsentativen Lesezimmer befand und in dem ein kleines Feuer loderte.
Ein leises Klopfen ließ sie aufhorchen, und sie wandte sich in Richtung der großen Doppeltür: »Ja bitte?«
Der linke Türflügel öffnete sich langsam, und einer ihrer Bediensteten betrat den Raum. »Die Botschafterin der UES ist da, Madame.«
»Sie soll eintreten.«
Mit einer zustimmenden Geste trat er zurück und bat die vor dem Zimmer wartende Frau, den Raum zu betreten.
Elena Mercado, die Botschafterin des Erdsupremats, betrat mit stolzem Gang und ernster Miene das Zimmer. Ihr Gesicht war von scharfen Konturen geprägt und ihre Person von einer Aura umgeben, die sogleich signalisierte, dass man sie sehr ernst nehmen sollte.
»Es ist mir eine Freude, Sie zu begrüßen, Frau Botschafter«, empfing Danielle Taggart ihren Gast mit ehrlich gemeinten Worten, und um dies noch zu unterstreichen, setzte sie dabei einen offenen Gesichtsausdruck auf.
»Herzlichen Dank, Exzellenz«, erwiderte Mercado mit einem freundlichen Lächeln – ein Ausdruck, der so gar nicht zu ihrem ernst wirkenden Auftritt passen wollte.
Aber die Archontin ließ sich davon nicht irritieren und reichte der Botschafterin ihre Hand zum Gruß entgegen, den diese mit einem ungewöhnlich kräftigen Griff erwiderte.
»Bitte, setzen wir uns doch«, sagte die Archontin und wies auf zwei große Lehnsessel, die vor dem Kamin standen.
»Sehr gerne«, willigte die Botschafterin ein und nahm kurz darauf in dem rechten Sessel Platz, wobei sie einen verstohlenen Blick auf das Feuer im Kamin warf.
»Nur Holografie«, erklärte die Archontin mit einem Lächeln, während sie sich gegenüber der Botschafterin niederließ. »Auf einem Planeten, dessen Oberfläche tagtäglich von fast eintausend Grad Celsius Hitze heimgesucht wird, benötigt man eigentlich kein Feuer, aber ich finde, es unterstreicht das Ambiente, das in diesem Raum herrscht.«
»Das tut es, Exzellenz«, pflichtete Mercado ihr bei, ohne jedoch das Angebot zum Small Talk anzunehmen. Vielmehr ging sie gleich zum ernsten Teil des Treffens über. »Aber bei allem Respekt: Sie haben mich sicher nicht eingeladen, um sich mit mir über Raumgestaltung zu unterhalten.«
Die Archontin musterte die Botschafterin voller Interesse. Die wenigen Treffen mit Elena Mercado hatte sie immer als recht angenehm empfunden, womit sie das genaue Gegenteil von ihren Begegnungen mit Allianzbotschafter Victor Fignon darstellten. Dass die Botschafterin dazu neigte, schnell auf den Punkt zu kommen, gefiel ihr, denn die Situation war ihr insgesamt unangenehm. Als Bittstellerin auftreten zu müssen, daran war sie nicht gewohnt, und dementsprechend wollte sie diese neue Erfahrung möglichst zügig hinter sich bringen, anstatt sie weiterhin vor sich herzuschieben.
»Das stimmt leider und ich will ganz offen zu Ihnen sein, Frau Botschafter, die ganze Angelegenheit ist mir extrem unangenehm.«
Offenheit war im Allgemeinen zweifelsohne ein positiver Wesenszug, auf dem diplomatischen Parkett jedoch nicht unbedingt uneingeschränkt zu empfehlen. Dort war es manchmal besser, ein paar Trümpfe in der Hinterhand zu halten, aber sie hatte sich längst dazu entschlossen, der Botschafterin mit schonungsloser Ehrlichkeit zu begegnen.
»Über welche Angelegenheit reden wir denn?«
»Ich möchte Ihrer Regierung ein Angebot unterbreiten, dass sie eigentlich nicht ablehnen kann.«
»Ein Angebot?«, fragte Mercado vorsichtig überrascht und zog fragend eine Augenbraue in die Höhe.
»Ganz recht. Ich möchte ein Bündnis zwischen der Erde und dem Archonat von Porrima vorschlagen.«
Sie ließ ihre Worte einige Momente lang wirken, während sie die Botschafterin unauffällig musterte, die über die möglichen Auswirkungen ihrer Worte nachzudenken schien.
»Ich denke, dass man in Genf einem Bündnis zwischen unseren beiden Nationen grundsätzlich nicht abgeneigt wäre. Allerdings bin ich etwas verwundert, Madame, das Archonat war bisher schließlich immer peinlich auf seine Neutralität bedacht. Mit einem etwaigen Bündnis mit der Erde würden Sie eine deutliche Position beziehen, vor allem gegenüber der Allianz. Woher kommt dieser Sinneswandel?«
»Die Frage ist sicher berechtigt«, stimmte die Archontin Mercado in einem unbekümmert klingenden Ton zu. »Porrimas Position wird leider zunehmend exponierter, und um ehrlich zu sein, dem Archonat fehlen die Möglichkeiten, um selbst für seine Sicherheit sorgen zu
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