Macht und Freiheit: Sturm über Porrima (German Edition)
spekuliert er auf einen Glückstreffer«, vermutete Holden achselzuckend.
»Nur ist dieses Ansinnen völlig unbegründet«, sagte Tremblay mit aller Entschiedenheit, während sie zusah, wie zwei weitere Torpedos abgeschossen wurden. »Wie würdest du es machen, Sam?«
Die Angesprochene ließ einige Augenblicke verstreichen, in denen sie über die Frage nachdachte. »Die Aruval kann uns nicht entkommen, und dieser Umstand muss dem dortigen Kommandanten bekannt sein, aber er flieht, und das lässt auf eine Panikreaktion schließen.«
»So weit, so gut. Aber was würdest du an seiner Stelle tun?«, drängte Tremblay und zeigte ein schiefes Grinsen.
»Ich würde beidrehen und alle meine Jäger starten. In einem laufenden Gefecht kann ich gegen die Lysander auf lange Sicht nur verlieren, aber wenn ich meine Raumjäger in die Waagschale werfe, könnte das Gefecht auch zu meinen Gunsten verlaufen.«
»Sehr gut, Sam. So sehe ich das auch«, stimmte Tremblay zu und schaute sie anerkennend an, bevor sie sich an ihren Navigator wandte. »Entfernung und Geschwindigkeit?«
»Zweihundertzehntausend Kilometer. Unsere Geschwindigkeit liegt bei zehntausend Kilometern pro Sekunde, Ma’am.«
»Wir schließen auf«, folgerte Holden.
»Dann geht der Tanz bald los«, meinte Tremblay.
Die Kernschussweite von UES-Fusionstorpedos lag bei unter sechzigtausend Kilometern, und im Angesicht eines scheinbar unterlegenen Gegners war es nicht angebracht, allzu weit über die normalen Werte hinauszugehen.
Die Aruval hatte inklusive einer zwischenzeitlichen vierten Welle bereits acht Torpedos abgefeuert, und aufgrund ihrer Größe konnte sie davon kaum mehr als zwanzig Stück an Bord haben, während die Lysander noch voll armiert war. Aber auch die Magazine des Zerstörers waren natürlich nicht unendlich, sondern auf zweiunddreißig Fusionstorpedos des Typs SSM-Stormbringer-Mk. II beschränkt.
»Sobald die Entfernung auf unter einhunderttausend Kilometer fällt, eröffnen wir das Feuer mit einer Vierersalve und wiederholen diese dann alle zehntausend Kilometer. Verstanden, Mr. Flores?«
»Aye, Captain.«
Einhunderttausend Kilometer stellte die äußerste Entfernung dar, in der man die Torpedos einsetzen sollte, wenn auch ein Wert, der deutlich darunter lag, natürlich effektiver war. Allerdings verlief ein Nahkampf in der Regel sehr verlustreich, weswegen es immer ratsam war, einem Gegner schon aus maximaler Distanz den einen oder anderen Schaden zuzufügen – falls man dazu in der Lage war.
Die Stimmung auf der Brücke war abgeklärt, die Crew konzentriert. Für solche Fälle waren sie ausgebildet worden, sodass Tremblay zuversichtlich um sich sah.
»Starte Torpedos«, meldete Flores, und Tremblay registrierte, dass er sich genau an ihre Vorgaben gehalten hatte.
Die vier Stormbringer beschleunigten zügig auf über zwanzigtausend Kilometer pro Sekunde, wobei sie den Großteil ihres Treibstoffes aufbrauchten. Eine geringe Menge verblieb als sogenannte Manöverreserve zurück, um auf unerwartete Kursänderungen des Zieles noch reagieren zu können. Eine Möglichkeit, auf die man bei dem gegenwärtig anlaufenden Gefechts sicher nicht würde zurückgreifen müssen, da sich abrupte Manöver angesichts des noch immer hohen Tempos von selbst verboten.
Die Aruval war keinesfalls wehrlos, und schon kurz nach dem Start der Stormbringer feuerte das Schiff seine Jagdraketen ab. Drei der Angreifer konnten ihnen ausweichen, aber einem Torpedo gelang dies nicht, woraufhin er in einem atemberaubenden Feuerball verging.
Die drei übrigen setzten ihren Weg unbeirrt fort, während ihnen eine zweite Welle von Jagdraketen entgegenflog. Dieses Mal kamen alle unbeschadet durch und würden die Aruval in Kürze erreicht haben. Das Schiff versuchte, ihrer mithilfe von Railguns und Elektronischer Kampfführung (EloKa) habhaft zu werden, was ihm jedoch nur teilweise gelang.
Ein Stormbringer wurde von der EloKa abgeleitet und flog über den Kreuzer hinweg, um kurz darauf von einer Jagdrakete zerstört zu werden. Der zweite Torpedo wurde durch die Railguns vernichtet. Allerdings explodierte er in nächster Nähe des Schiffes, was nicht völlig ohne Folgen blieb. Die kinetische Schildbarriere des Kreuzers bekam etwas ab und verlor an Stärke. Der dritte Torpedo hingegen traf das Schiff voll, verging aber auf dem Schild, wodurch dieser aber immerhin weiter an Stärke einbüßte.
Bevor die Aruval auf diese Attacke angemessen antworten konnte, feuerte die
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