Macht und Freiheit: Sturm über Porrima (German Edition)
unserem System – oder sogar ein ganzer Kampfverband! Aus diesem Grund geht Dreyer auch zwischen Porrima II und Porrima V in Stellung.«
»Dann müssen wir jetzt jederzeit mit einem Angriff der Allianz rechnen?«
»So ist es.«
Ihr war nicht wohl dabei, denn es sah überhaupt nicht gut aus. Sie hatte nie in Erwägung gezogen, dass das Archonat ins Visier eines größeren Nachbarn geraten würde, aber genau dies war nun geschehen, und diese Entwicklung lastete schwer auf ihr.
»Was können wir weiter tun, Jan?«
»Nur die Polizeieinheiten in den wichtigsten Städten in Alarmbereitschaft versetzen und Freiwillige rekrutieren. Die einzigen Bodentruppen, über die das Archonat verfügt, sind die Gardeeinheiten deiner Leibwache, Danielle. Und die müssen den Palast schützen, aber das weißt du ja selbst.«
Mit der Andeutung eines Nickens sprach sie den nächsten Sachverhalt an: »Wofür wird die Archonia eingeteilt? Wirst du dich mit ihr Dreyers Geschwader anschließen, Jan?«
»Nein, die Archonia bleibt im Orbit von Porrima II. Sie ist unser einziges Schiff, das einen autarken Übergang in den Stream aufbauen kann, und muss daher unbedingt hierbleiben. Schließlich musst du im Angriffsfall eine Möglichkeit haben, das System verlassen zu können.«
»Ich soll meine Heimat im Stich lassen?!«, begehrte sie entrüstet auf. »Das kann doch wohl nicht euer Ernst sein!«
»Danielle!«, wandte sich der Kanzler mit deutlich erhobener Stimme an sie. »Jan hat recht, und das weißt du auch. Unsere Verteidigungsmöglichkeiten sind derart begrenzt, dass am Ausgang der anstehenden Invasion nicht die geringsten Zweifel bestehen können. Wenn dich die Allianz gefangen nimmt, wird sie dich zur Marionette umfunktionieren und es so darstellen, als hätten wir sie als Schutzmacht gerufen. Nein, es gibt in so einem Fall nur einen Weg: Du musst das System verlassen und Hilfe holen. Nur in Freiheit kannst du unserem Volk helfen.«
Widerstrebend lenkte sie ein, denn die Schlussfolgerungen des Kanzlers waren richtig, sodass sie sich schweren Herzens eingestehen musste, dass es nur noch eine letzte Frage gab: die nach dem Zeitpunkt, an dem die Allianz den Angriff würde anlaufen lassen.
Als sich die Tür plötzlich öffnete, wurde sie in ihren Gedankengängen jäh unterbrochen und blickte sich verwundert nach dem Palastdiener um, der mit versteinerter Miene eintrat und sich respektvoll verneigte.
»Was gibt es?«
»Der Botschafter der Allianz, Victor Fignon.«
»Soll eintreten!«
»Er ist nicht hier, Madame, sondern meldet sich über P-Com.«
»Dann legen Sie das Gespräch auf den großen Schirm.«
»Sehr wohl, Madame«, erwiderte der Diener und zog sich zurück.
»Sollen wir den Raum verlassen?«, fragte der Admiral.
»Nein«, wehrte sie ab, »ihr könnt ruhig hören, was der Botschafter zu sagen hat. Ich habe nämlich das dumpfe Gefühl, dass es mit unserem gegenwärtigen Gespräch in Zusammenhang stehen wird.«
Persson-West nickte, und alle schauten auf den holografischen Bildschirm, der sich langsam aufbaute und schließlich das Gesicht des Allianzbotschafters zeigte.
»Botschafter«, begrüßte sie ihn mit kühler Stimme. »Was verschafft mir zu so später Stunde die Ehre , Mr. Fignon?«
Er schaute sie mit ausdruckslosen Augen an, ohne dass man an seiner zur Schau getragenen Fassade erkennen konnte, wie es um seine innere Gemütslage bestellt war. Aber es interessierte sie auch nicht, denn sie hasste diesen Mann aus tiefstem Herzen.
»Nun, Madame«, begann Fignon mit wenig fester Stimme, »ich wurde von meiner Regierung dazu angehalten, Ihnen und Ihrem Volk eine Botschaft von Präsident Joseph Taylor zu überbringen.«
»Fahren Sie fort«, forderte sie ihn auf, wobei ihr Gesicht einen zusehends feindseligen Ausdruck annahm.
»Es tut mir leid«, begann er mit einer leeren Floskel, »aber ich muss Sie darüber in Kenntnis setzen, dass sich unsere Völker ab sofort miteinander im Kriegszustand befinden. Sie haben sich einer friedlichen Übereinkunft trotz aller Bemühungen meinerseits vehement entgegengestellt und die Interessen der Allianz mit Nichtachtung gestraft. Von daher gibt es und kann es keine andere Lösung geben.«
Mit diesen Worten schloss der Botschafter und unterbrach die Verbindung, ohne ein weiteres Wort hinzuzufügen – seine Aufgabe war erfüllt.
»So ein Arschloch!«, platzte es aus dem Admiral heraus. »Man sollte ihn aus der Botschaft zerren und ohne Schutzanzug durch die nächstbeste
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