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Macht und Rebel

Titel: Macht und Rebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
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auf bezüglich der Frage, inwieweit sich eine ganze Gruppenvergewaltigung auf winzigen Tangaslips wiedergeben lässt, aber Macht erläuterte schlagend deutlich, wie sehr das durchschnittliche Teenagerauge darauf trainiert ist, winzig kleine Bilder zu entschlüsseln.
    »Take the internet, for instance. It's just a big pile of thumbnail pics«, sagte er. »If I didn't know better, I'd name the next generation The Thumbnail Generation.«
    Macht irrt sich selten oder nie. Das ist ihm vollkommen bewusst. Auch Frank Wise, CEO von NODDY, ist sich dessen vollkommen bewusst. Macht weiß, dass er immer Recht hat und langweilt sich zu Tode, wenn so eine Sitzung zwanzig Minuten länger dauert als unbedingt nötig, nur weil eine Horde rückständiger Geschäftsleute merkwürdigerweise das Gefühl hat, sie hätte kein »reelles Geschäft« gemacht, wenn man sie nicht gründlich hat überreden müssen. Und damit nicht genug.
    Die Leute von PETROOLEUM müssen jedes Mal wieder überredet werden, wenn sie bei NODDY um den Glas-und-Stahl-Tisch sitzen, den Macht, wenn man ihn lassen würde, sowieso lieber der Heilsarmee übergeben würde, damit die ihn in die Suppenküche stellt.
    Frank Wise strahlt zufrieden und lädt alle ins Restaurant zum Mittagessen ein. Wie immer. Und er kommt mit seiner üblichen Leier:
    »Mann, Mann, Mann, ich hab schon gedacht, die beißen nie an. Aber du hast sie wieder eingefangen. Du bist wirklich nicht zu glauben, Macht.«
    Macht ist immer ehrlich. Er sagt Frank, dass er allmählich die Grenzen seines Jobs erkennt. Er sagt, es reicht ihm langsam, dass die Leute so wahnsinnig träge sind, und dass das anfängt, ihn zu nerven. Wise müsse schon verstehen, dass es nicht die interessanteste Herausforderung der Welt ist, ewig und drei Tage mit Reaktionären wie DeLuca über Offensichtliches zu verhandeln. Frank redet sich mit der Mitteilung heraus, dass Macht eine absolut nicht nervende Sommergratifikation zu erwarten hat. Macht dankt und isst auf.
    Macht folgt einem schlichten Prinzip, das er zu NODDY mitgebracht hat, und das heißt Internalisierung. Die Regel lautet: Internalisiere das, wovon du befürchtest, es könnte dir schaden. Werde zu dem, was dich bedroht. Behalte die Initiative. Wenn jemand anfängt, über ein Gebiet zu reden, von dem du keine Ahnung hast, finde alles darüber heraus und sage schließlich »ja«, nie »nein«. Verbinde dich mit der Wut, die sich gegen dich richtet, und verkaufe sie weiter, gern wieder an den, der am wütendsten ist. Das klappt. Sie kaufen.
    Macht geht ins MUSICK und kauft dort zehn, zwölf CDs. Molotone Rocktail, Sodom, Nod Ässk, GloomVater und so Dinger. Er kennt Exxon, der bei MUSICK hinterm Tresen steht. Wüsste Exxon, dass er für NODDY arbeitet, würde er ihm wahrscheinlich auf der Stelle eine reinhauen. Exxon hat sein halbes Leben und mehr dafür investiert, ein selbstbestimmter Anarcho-Syndikalist zu sein; er vertreibt in seinem kleinen Laden im Großen und Ganzen Musik von Leuten mit denselben politischen Überzeugungen, wie er sie pflegt. Würde er Wind davon bekommen, dass Macht seine sämtlichen CDs nur darum dreimal pro Woche durchflöht, weil er etwas sucht, was er via NODDY beispielsweise an T.S.I.V.A.G. verkloppen könnte, na, dann käme Leben in die Bude. Aber er weiß nur, dass Macht Macht heißt, seine Tattoos alright sind und er sein bester Kunde ist.
    Zu Hause hört Macht drei von den CDs aufmerksam durch; auf einer Anlage, die mit einem unvorstellbar potenten Laptop verbunden ist. Und er liest ebenso aufmerksam die Booklets derjenigen CDs, deren Producer sich Booklets leisten konnten. Dann ruft Frank Wise an und fragt, ob er ins CISCO kommt, zu einem Abendessen mit ein paar Jungs von T.S.I.V.A.G. – Thompson, Smithson and Immhauser Values Alimited Googol. Macht fragt, ob Thomas Ruth dabei ist.
    »Ja«, sagt Frank. »Und nicht nur Ruth, sondern auch Hasse.«
    »Hasse Cashavettes?«
    »Jepp«, sagt Frank Wise.
    »Dann komme ich«, sagt Macht.
    Thomas Ruth ist der Einzige bei T.S.I.V.A.G., der Macht interessiert. Er hat ein paar ausgesprochen interessante Marketingstrategien erdacht, und im Vergleich zu den Typen von PETROOLEUM ist er wirklich avanciert. Macht sieht eine Chance, Ruth ein paar richtige Hardcore-Sachen aufzudrücken. Hasse Cashavettes ist der CEO von T.S.I.V.A.G., und Macht achtet aus ökonomischen Gründen darauf, sich gut mit ihm zu stellen.
    Im Bad rasiert Macht sich den Kopf; der Barttrimmer ist auf vier Millimeter eingestellt.

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