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Macht und Rebel

Titel: Macht und Rebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
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genauso eklig wie der grässliche Hacker-Cato mit seiner Stinkebude. Scham und Schande: Über Cato ziehe ich her, aber hier sitze ich selbst und rieche nach Hintern. Das ist sicher auch der Grund, warum mich nie wer besuchen mag. Ich weiß noch, wie sich mal jemand hier hereingedrängt hat, und damals lernte ich ein für alle Mal: NIE JEMANDEN MIT NACH HAUSE BRINGEN. Das habe ich gelernt. Wie ein gefolterter Laboraffe saß ich auf meinem Sofa und betete zu Gott – ja, zu Gott! –, dieser Mensch, der da herumlungerte und sich wohl fühlte, solle BITTE! BITTE! schnellstens nach Hause verschwinden. Wer war das noch mal, verdammt? Fotti? Vielleicht. Arolf? Weiß nicht mehr.
    Doch zurück zum Geruch, FALLS ich nun, rein hypothetisch gesprochen, eines Tages von jemandem Besuch bekommen sollte, auf den ich wider alle Wahrscheinlichkeit einen guten Eindruck machen wollte, wahrscheinlich ein irgendwie geartetes weibliches Wesen, was würde ich da machen? Nichts, denn es wäre ohnehin zu spät; ich könnte nur mit dem weiblichen Wesen in dem verkackten Geruch dasitzen und Kaffee trinken. Jetzt überlege ich: Was tut man, um eine solche Situation zu vermeiden? Genau, man operiert vorbeugend. Was bedeutet, dass man OHNE GRUND aufräumt und putzt , für den Fall, dass so was mal vorkommen sollte. Ein Besuch oder so.
    Und jetzt passiert es also, OHNE GRUND beginne ich meine Wohnung aufzuräumen. Schmutzige Kleidung auf den einen Haufen, saubere auf … nein, da ist keine saubere, und ja, ich mache tatsächlich den Abwasch und wische ein bisschen die Arbeitsfläche in der Küche ab. Dann gehe ich runter zum Paki an der Ecke und kaufe Ajax; Mustafa schaut mich begriffsstutzig an, als ich bezahle, ich sage »Glotz nicht so«, gehe hoch und putze Klo und Dusche. Ich wiederhole: Ich putze Klo und Dusche. Ich weiß gar nicht, was mich in einen solchen Zustand von offenkundiger Menschlichkeit und Optimismus versetzt hat. Ich fasse es nicht, ich begreife es nicht. Ich arbeite. Ich schrubbe und wienere. Ich pople Haare – meine eigenen Haare – meine eigenen Körperhaare, mariniert in Spucke und Schnodder und Sperma (SSS) aus dem Abfluss. Nein, wenn ich genau nachdenke, begreife ich es doch; die Ehre für diesen Hausputz gebührt Adolf Hitler.
     
    Als ich fertig bin, setze ich mich aufs Sofa und bin genauso sauer wie zuvor, aber darum geht es jetzt nicht. Jetzt geht es darum, dass ich eine Handlung vollführt habe.
    Während ich wie ein beschissener Indonesier übers Klo gebückt stand, muss eine überraschende Serotonin-Ausschüttung mein Hirn überschwemmt haben, denn auf einmal kommt mir die Idee, Fotti und Arolf zum »Morgenkaffee« einzuladen. Ich lasse mir den Gedanken noch einmal durch den Kopf gehen, dann greife ich in einem Anfall von Übermut zum Telefon, wähle und höre mich selbst sagen:
    »Hei, Fotti, hier ist Rebel.«
    »Hei, Rebel«, sagt Fotti ziemlich überrascht, dass ich anrufe. In der Regel muss sie Kontakt aufnehmen.
    »Hei … Ich hab gedacht, ob du und Arolf … ob ihr vielleicht Lust habt … morgen zum Kaffee zu mir zu kommen oder so?«
    »Hä?«
    »Hast du nicht gehört?«
    »Was ist passiert?«
    »…«
    »Ja, ja, klar kommen wir zum Kaffee, Rebel …«
    »Ja?«
    »… aber besser am Montag, oder? Heute Abend ist das PUSH-Fest, und wie ich uns kenne, schlafen wir morgen bis nachmittags.«
    »Ja, Scheiße, Fattys Fest …« Ich schüttele den Kopf. Hatte ich ganz vergessen.
    »Also Montag nach der Arbeit? Ich meine, nach meiner Arbeit, so um vier rum. Okay? Und heute treffen wir uns vorher auf einen Drink bei mir, da musst du auch kommen, ja?«, sagt Fotti.
    Ich nehme die Hitler-Reden, die ich gestern geschrieben habe, lese sie noch einmal durch und bin recht zufrieden mit mir, dann falte ich die Blätter zusammen und stecke sie in die Gesäßtasche meiner schlabbrigen Combat-Hose. Ich bewahre meine eigene geistige Hervorbringung am Hintern auf. Die merkwürdige Empfindung einer winzig kleinen Glut tief in der inneren Dunkelheit verschwindet nicht und lässt mich wünschen, jetzt, wo ich vorm Fernseher sitze, dass irgendwas Nacktes auf dem Bildschirm auftaucht. Aber nein, nichts geschieht.
    Auf dem Weg nach unten werde ich im Fahrstuhl von meinem Nachbarn abgefangen, KING OF ANALINGUS. Er quält mich mit der folgenden beschissenen Idee:
    »Die technologischen Begriffe hängen hinterher, Rebel. Manche sagen immer noch õdas Licht andrehenã, wie früher, ja, manche õdrehenã sogar den Computer õanã, als

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