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Macht und Rebel

Titel: Macht und Rebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
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»Innovationen« verkloppt, als wären es Brötchen. Ich habe schon oft gehofft, er könne seinen Fettwanst mal von außen sehen, nur für ein, zwei Sekunden, und einen Eindruck davon bekommen, wie trostlos der Widerstandskitsch ist, den er da feilhält. Aber er ist zu bekloppt, er begreift nicht, dass er KOOPERATION betreibt, keinen Widerstand.
     
    Ein paar Häuserblocks neben PUSH stehen fünf Busse, und ich danke Satan in der Hölle, dass ich blau bin, denn eine derart triste Versammlung habe ich nicht gesehen, so weit ich zurückdenken kann – also ungefähr seit der letzten PUSH-Party. Nicht nur, dass man zu Fattys Scheiß antraben muss, nein, hier muss man jetzt auch noch einen Bus ins Herz der Finsternis nehmen, umgeben von lauter stinkenden, krawallsüchtigen Arschlöchern, genauso wie als bettnässender kleiner Bengel, wenn man auf Schulausflug fahren musste, AUSSCHLIESSLICH mit Leuten, die man hasste und denen man den grausamsten Tod an den Hals wünschte. Ich habe mich verflucht noch mal nicht geändert, seit ich zwölf Jahre alt war, Todesängste litt und alles um mich herum, JEDES EINZELNE DING, grenzenlos hasste. Ich könnte mir jederzeit die Hände vors Gesicht schlagen. Die Welt ist derzeit kein schöner Anblick, das ist mal sicher. Alles ist hässlich. Ich will hier weg.
    Ich huste und spucke aus und schwanke zum Bus hinüber, auf dessen Seiten riesige Aufkleber angebracht sind:

    … und ich weiß, dass das Buskonzept von Fattys Kumpel, dem Fanzine-Fetischisten FF (Fisting Furz), stammt, denn vor zwei Jahren bin ich durch ein RIESIGES Versehen bei der Eröffnung seiner »Stunt-Ausstellung« draußen bei IKEA gelandet; sie trug den Titel Art as Ikea as Idea. Ganz offensichtlich hat er seitdem keine neuen Einfälle mehr gehabt, die Junkbirne. Fotti und Arolf und Munan klettern hinter mir in den Bus, und drinnen sitzt – oh Schreck und Graus – Remmy Bleckner als Busfahrer und grinst sein enfant-terrible Grinsen. Man muss eine Fahrkarte lösen, um mit dem IDEA-BUS ZU fahren. Der Untergrund ist doch immer wieder für eine Enttäuschung gut.
    »Wie ich sehe, hast du schon ordentlich getankt, Rebel«, sagt Remmy grob lachend und ist offenkundig STOLZ, dass ich blau bin. Ich muss mich von seinem Bieratem abwenden. Fatty und Remmy Bleckner kämpfen tapfer um den Spitzenplatz auf meiner Liste der 1000 Bestgehassten.
    »Tach, Emmy«, schnaufe ich und bin zu keiner Gehässigkeit oder witzigen Bemerkung mehr in der Lage, oder was auch immer der Idiot jetzt von mir erwartet. Ich höre, dass Arolf hinter mir das übernimmt. Er befiehlt Remmy, »jedes einzelne von deinen abgenutzten Lungenbläschen mit Cannabis-Rauch zu füllen«, bevor er den Zündschlüssel dreht.
    »Ich will verdammt noch mal nirgends mit einem Busfahrer hin, der nicht SUUUUPER gelaunt ist!«, sagt Arolf, Remmy lacht nochmals grob und dankt für den Joint, den Arolf ihm hinters Ohr steckt, dass er nur so an seinem fetten Schädel quietscht, der bis auf den Iro glänzend kahl rasiert ist. Ja, und um der Vollständigkeit willen: Remmy hat sich in seinem üblichen Wild-und-crazy-Stil eine Busfahrermütze beschafft, um nochmals die Normalität zu verdrehen und zu unterwandern, heute also die Busfahrer-Normalität.
    So sieht's hier aus: Von den sechzig, siebzig Plätzen im Bus sind rund fünfzig besetzt. Bis auf wenige Gesichter kenne ich jedes einzelne Arschloch hier drin. Ich gehe den Gang hinunter, nicke missmutig nach rechts und nach links und finde vier freie Plätze hinter dem trächtigen Paar Johannes und Jenna, die missmutig grüßen und dann wieder aus dem Fenster schauen. Johannes ist immer noch missmutiger als Jenna, und ich weiß auch warum. Er hat den Verdacht, dass Nasdaq, der Japsen-Idiot, für den Jenna drüben im TENZING arbeitet, sie vögelt. Ich hingegen WEISS, dass das Schlitzauge sie vögelt. Ich habe es – Gott sei's geklagt – sogar mit eigenen Augen GESEHEN, bei einer Technoparty, die Nasdaq draußen in der Einöde in einem Birkenwäldchen organisiert hatte. Ja, seine Vorstellung war, dass der Wald als Location eine UrStimmung oder was auch immer bewirken würde, aber das einzige wilde Tier erwachte in Nasdaq selbst, der, als ich um einen Birkenstamm kam, um zu pinkeln, auf einmal vor mir saß, wie ein Hund über Jennas Hinterteil gekauert, und drauflosnagelte, dieser asiatische Hirni. Also hat der gute alte Johannes allen Grund, eifersüchtig zu sein. Ich begreife nur nicht, wie Jenna und Nasdaq auf die Idee kamen,

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