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Macht und Rebel

Titel: Macht und Rebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
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wäre das ein altes Dampfradio. Die Sprache bewegt sich langsamer als die Wissenschaft.«
     
    Munan hat eine ganz eigene Technik, beim Biertrinken die Gurgel aufzusperren. Anders gesagt, er trinkt genauso schnell, wie das Bier aus der Flasche läuft. Ich blicke ihn an, nehme Fottis Ginflasche und mache mir einen Gin-Tonic. Einen Gin-Tonic ohne Tonic, streng genommen. Ich werde auf keinen Fall nüchtern zu diesem bescheuerten Fest von Fatty gehen. Vor so was muss man sich betrinken, so gut es geht.
    »Auch zu dem Fest eingeladen, Munan?«, frage ich Munan, der schon das nächste Bier in sich hineinschüttet. »Dachte, Fatty hat dich und deinen Golden Retriever mit dem Bannfluch belegt?«
    »Hat er auch.« Munan blickt mich aus tränenden Augen an, dann rülpst er, dass es klingt, als würden die Pforten der Hölle sich auftun. Offensichtlich schluckt er nicht nur Bier bei seiner fabelhaften Trinktechnik – pro Liter Bier ein Liter Luft, vorsichtig gerechnet.
    »PFFFFFFFFFF!… Ich bleib einfach auf der andern Seite von dem Hangar. Was soll er schon machen? RRRRÜLPS … Rüberkommen und mich vögeln? Hehehe …« Zur Bekräftigung seiner Darlegung wälzt Munan sich auf die Seite und lässt einen so brutalen Furz los, dass niemand lacht.
    »Scheiße, hab ich Hunger«, sagt er.
    »Munan hat so gefurzt, dass er davon Hunger gekriegt hat«, sagt Arolf. Fotti geht hinaus, ich gehe hinterher. Offenbar hat Munans Furz ebenso ansteckend gewirkt wie ein Gähnen. Denn ich muss scheißen, und als ich ins Klo gehe, nachdem Fotti fertig ist, braucht man kein Hellseher zu sein, um zu wissen, was sie da drin gemacht hat. Dies bedeutet, dass Munan mit einem »einfachen« Furz fünfzig Prozent der Anwesenden zum Scheißen gebracht hat. Er hat den Befehl zum Scheißen mit dem Hintern übermittelt. Nun ja, auch das fällt nicht jedem von uns gleich leicht, ich sitze da und drücke mindestens zehn Minuten lang, die Ellbogen auf den Knien, den Kopf gesenkt. Ich sehe die Blätter mit meinen Reden halb aus der Hosentasche hängen, nehme sie hervor und lese das Resultat meiner Zusammenarbeit mit Hitler, damit die Wartezeit mich nicht so fertig macht.
    Schon vor zehn bin ich sturzbetrunken. Fotti und Arolf sind immer noch dämlich genug zum Rauchen, sie haben sich so viele Joints reingepfiffen, dass sie ganz komisch im Gesicht aussehen, und Munan, dünn wie ein Strich, hat mit seiner Technik so viel Bier runterbefördert, dass er unterm T-Shirt einen Medizinball trägt. Wir beschließen, ein Taxi zu nehmen zu den Bussen, die zur PUSH-Party rüberfahren, denn die findet nicht in den Geschäftsräumen von PUSH statt, nein, für eine Untergrundparty braucht man natürlich irgendeine unheimliche, subversive Location. Bislang hat Fatty seine Schuh-Feste (die er als PARTY POLITICS bezeichnet – »no radical politics without hardcore partying«) an folgenden Orten veranstaltet: I. auf einem rostigen, klapprigen Fischerboot, recht ähnlich dem, auf dem Bess in Breaking the Waves hinausfährt und brutal vergewaltigt wird; 2. in einem Tunnel; Cato hatte sich die Info zusammengehackt, dass die Linie in jener Nacht nicht fahren würde, doch da die meisten Gäste, Fatty inklusive, keinen Schiss auf Catos Hackerfähigkeiten gaben, herrschte die reine Todesangst, in selbiger Nacht vom Zug erfasst und getötet zu werden; 3. in einem kleinen Zirkuszelt draußen auf einer Müllhalde, so dass die Bullerei später in der Nacht, nach der Auflösung des Festes, einfach nur an den Leuten zu riechen brauchte, um zu entscheiden, wen sie festnahm (Fatty kam davon, weil er den Beamten, denen er schon bekannt war, klar machen konnte, dass er IMMER nach Müll rieche); 4. im Konzerthaus, von nachts um drei bis um sechs Uhr früh, zugänglich durch einen breiten Belüftungsschacht, der vom Parkhaus im Untergeschoss des Konzerthauses in einen kleinen Verschlag des Verwaltungstraktes hinaufführte – ja, durch einen breiten Belüftungsschacht, der aber für Fatty nicht breit genug war, so dass Munan ihn durch den Haupteingang einließ, während die Gäste wie misshandelte Hunde durch das Belüftungssystem robben mussten; und jetzt steigt die PUSH-
    Party Nr. 5 also in Hangar Nr. 9 auf dem Hugplatz. Das Wachpersonal befindet sich im Streik, also herrscht freie Bahn für Fatty und seine Freunde.
     
    Fatty ist Bestandteil der Gegenindustrie, und er hat keinen blassen Schimmer, was für ein deprimierender Anblick er ist, fett und hässlich, wenn er seine beschissenen

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