Macht und Rebel
auf dem Sofa, den Hals gekrümmt an der Rückenlehne, die Männer stehend in einer Art Halbmissionarsstellung. Man sieht Macht an, dass er ein paar Jahre älter ist als Rebel, und das ergibt eine interessante Altersdivergenz zwischen den beiden fickenden Paaren. Blickt man rasch von Rebel/Thong zu Macht/Thong Jr. rüber, wird der Mann älter und die Frau umgekehrt proportional jünger. Jugend forscht.
Macht nagelt also auf Jr. los, und eine ordentliche Portion Stress-Adrenalin, kombiniert mit endogen freigesetztem Serotonin, bewirkt, dass sein Gehirn neue, unbekannte Höhen des Genusses erlebt; zugleich bekommt sein Sprachzentrum einen kräftigen Tritt und erzeugt die folgende Gedankenkette, eine Silbe pro Stoß:
»Ver-dammt-das-bringt's-das-bringt-mich-wei-ter-das-schafft-Mo-ti-va-tion-das-bringt-mir-E-ner-gie-noch-viel-mehr-als-zwei-Wo-chen-Se-geln-in-der-Ka-ri-bik-ich-spür's-ich-krie-ge-Kraft-ich-spü-re-Kraft-die-Kraft-läuft-mir-ü-ber-die-Brust-die-Kraft-läuft-mir-ins-Hirn-ich-fühl-mich-stark-das-ist-so-ei-ne-Freu-de-rei-ne-Freu-de-wird-zu-rei-ner-Kraft-ja-das-ist -Kraft-durch-Freude -und-sonst-nichts-ge-nau!«
» Kraft durch Freude !« , sagt er zu Rebel, der neben ihm auf Thong ackert.
»Hä-ähhh?«, fragt Rebel, der gerade erwogen hat, ob er nicht ein bisschen von Thong ablassen und stattdessen Macht vorsichtig ein bisschen von hinten ficken soll, nur so um die Stimmung bisschen anzuheizen, aber dann hat er sich das schnell wieder aus dem Kopf geschlagen, denn Homosexualität lockt heutzutage keinen Hund mehr hinterm Ofen vor. Mann, es ist ja fast schon peinlich, hetero zu sein.
»Hä?«, fragt er nochmal.
»Was-re-dest-du-da-für-Zeug? «
»Na-die-ser-Na-zi-Spruch-he-he«, sagt Macht.
»Hä-ä-ä-ä?« Rebel vögelt weiter. Die Einwandererjungs blicken wechselweise auf Rebels schlockernden Hodensack und Machts schlockernden Hodensack und den Fernseher, in dem eine Folge einer sehr, sehr billigen Serie von einem Drogenfahnder handelt, der selbst an der Nadel hängt. Sogar die Einwandererjungs erkennen, dass das Schrott ist.
»Billig Scheiß, oda ey«, sagt Mendoza und dreht sich um, als Rebel gerade auf Thongs Bauch kommt. Macht kommt zwei Minuten später, in Jr., voller Elan, knallvoll mit Kraft durch Freude, so dass er noch beim Anziehen anfängt, mit Rebel übers Geschäft zu reden. Er findet, jetzt sind sie bonded genug, um allmählich zu den Formalitäten überzugehen. Im goldenen Dreieck Dope-Sex-Gewalt fehlt jetzt nur noch die Gewalt. Macht schlüpft in die Unterhose, zieht die Hose hoch, die Gürtelschnalle klirrt:
»Der Grund, warum ich dich treffen wollte, Rebel, waren deine Hitler-Reden. Ich hab sie auf Fottis Scheißhaus gefunden.«
»Aha.« Rebel zieht seine nicht überwältigend schicke Unterhose an. Macht spielt mit offenen Karten:
»Mir war sofort klar, dass ich dich kennen lernen will. Diese Reden gehören zum Witzigsten, was ich seit langem gesehen habe. Ich hab sofort gedacht: Den Typ kann ich gebrauchen. Ich verkaufe Ideen aus dem Untergrund an linke Kreise, und mir war gleich klar: Der das geschrieben hat, der sitzt mit mir in einem Boot … also gefühlsmäßig gesehen …«
»Gefühlsmäßig? Na, ich weiß nicht«, sagt Rebel und deutet Richtung Klo, weil Thong Bedarf an Küchenkrepp signalisiert.
»Nein, ich meine … ich glaube, wir stehen auf derselben Seite … aber egal, hier sind wir jetzt und da sind die beiden Mädels und deine Kumpel (deutet auf die Einwandererjungs)… und ich hab gedacht, weil wir beide mehr oder weniger gleich ticken, ich würde mal sagen, wir könnten ja anfangen … ja, unsere Köpfe zusammenzutun – sozusagen …«
»Zusammenarbeiten?«
»Ja.«
»Woran?«
»Nein, ich meine nur in der Art, dass du mir deine Fantasie zur Verfügung stellst, deine Fähigkeit zum Querdenken, wenn ich es benötige, und umgekehrt auch, nicht wahr …«
»Ach, du brauchst Hilfe?«, fragt Rebel.
»Ja, schon, doch, nicht UNBEDINGT, aber … aber ich hab gedacht – sagen wir mal –, die jobmäßige Herausforderung, mit der ich grad zu tun hab, könnte ein guter … Ausgangspunkt sein für unsere eventuelle ideenmäßige Zusammenarbeit. Nicht wahr …«
»Erwarte bloß nicht, dass ich bei irgendwas mitmache … Aktivität finde ich genauso zum Kotzen wie Passivität …«, sagt Rebel.
»He-he«, lacht Macht und zitiert:
»Ach! unsre Taten selbst, so gut als unsre Leiden /
Sie hemmen unsres Lebens Gang.«
Er lächelt, erkennt aber sofort, dass
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