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Macht und Rebel

Titel: Macht und Rebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
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Rebel nicht weiß, woher das kommt (Goethe, Faust, der Tragödie erster Teil, du unbelesenes Stück Mist).
    »Nein, also, mir schwebt da nur so eine ideenmäßige Zusammenarbeit vor …«, fährt er fort.
    »Ideenmäßige Zusammenarbeit? Klingt bisschen ehrgeizig … Was genau ist denn dein Problem, hm?«, fragt Rebel.
    Macht berichtet Rebel von Thomas Ruth und T.S.I.V.A.G. und dass er es übernommen hat, den Konzern als ein Unternehmen voll sozialer Verantwortung zu verkaufen. Rebel hört interessiert zu, also jedenfalls für Rebels Verhältnisse. Das weiße Pulver, das er heute im Lauf des Abends mehrfach geschnupft hat, lässt ihn relativ begeistert und menschlich reagieren – unter anderen (chemischen) Umständen würde er so was nie sagen, aber bitte, er sagt:
    »Vergiss das von wegen ich soll so eine Art Ideen-Hiwi für dich werden … vergiss es, aber ich finde dich ganz okay so auf den ersten Blick, vielversprechend, doch, mir ist aufgefallen, dass ich dir glaube, du bist irgendwo beyond PUSH und Fatty … am besten vergisst du bis morgen, was ich hier sage … aber ich kann dich eigentlich gut leiden … so bisschen.«
    »…«
    »Also was kann ich dir anbieten … Wir könnten zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Ich brauche nämlich eigentlich auch Hilfe, und zwar eher sofort. Fatty hat gesehen, dass ich es war, der mit den Jungs hier sein Ding aufgemischt hat, und jetzt will er einen Krieg gegen mich anfangen. Er versucht Remmy Bleckner an Land zu ziehen, um mich fertig zu machen.«
    »Machst du Witze?«
    »Nein.«
    »Nein?«
    »Nein, und das bedeutet, dass ich ihnen mit einem Erstschlag zuvorkommen muss …«
    »Jaja, klar …«, sagt Macht.
    »So, also das wäre der Deal: Ich helfe dir dabei, die Sache mit T.S.I.V.A.G. zu schaukeln, wenn du mir hilfst, Fatty abzusägen.«
    »Klingt glänzend, Rebel«, sagt Macht.
    »Ja … aber langsam, nicht so große Worte«, sagt Rebel.
    »Nein … aber es IST glänzend, verdammt noch mal. Dann brauchen wir nur was zu finden … nicht wahr … das T.S.I.V.A.G. hilft und zugleich Fatty schadet. Und … nicht wahr … beides auf einen Streich?«, sagt Macht.
    »…«
    »Was ist Fattys schwacher Punkt? Du kennst ihn besser als ich.«
    »Äh … tja, er ist ein geisteskranker Rebellionsfetischist …«
    »Okay, Rebellionsfetischist …«
    »Ja, und …(Rebel sieht hinüber zu Thong und Jr., die in ihren kleinen Kindertangas dasitzen und fernsehen)… und er ist total scharf auf kleine Mädchen.«
    Und dann sitzen Macht und Rebel die restliche Nacht über beieinander und veranstalten ein amphetaminbefeuertes Brainstorming, kratzen sich frenetisch den Rücken und versuchen herauszufinden, wie sich ihrer beider Absichten zu einer ideologischen Doppelpenetration zusammenfügen lassen; es muss doch einen gemeinsamen Feind geben, irgendwann ruft Macht in überaufgekratzter Stimmung Thomas Ruth an, um dessen Rat einzuholen, und in diesem Moment, es ist viertel nach acht Uhr morgens, fällt das Frühlingslicht schräg ins Klassenzimmer auf Fottis Wange, Hals und Stirn, ihre Lunge zieht sich zusammen und stößt rund 0,6 Liter Luft durch die Luftröhre nach oben, durch den Kehlkopf, wo sie die unteren und oberen Stimmlippen in Bewegung setzen, was, als ihre Lippen sich öffnen, ein trompetendes Geräusch aus zwei Vokalen und einem Konsonanten auf eine zutiefst uninspirierende Gang von Dreizehn-, Vierzehnjährigen herauslässt, deren 48 Ohren mit 24 Gehirnen verbunden sind, und von diesen 24 Hirnen sind 24 problematisch, verstört und kaputt, allerdings noch funktionstüchtig genug, um die Schallwellen, die Fotti da eben produziert hat, nach Übersetzung durch die Hörnerven in 24 mehr oder minder entwickelte Sprachzentren zu leiten, wo Folgendes ankommt:
    »Ina!«
    … und da niemand im Raum auf diesen Namen hört, hebt Fotti den Blick und stellt fest, dass Inas Platz leer ist. Dann ruft sie Mohammed, Nazeem, Jack, Sunniva, Mbo, Vincens und Gregory auf, bis Sultan an der Reihe ist, und auch hier mag keins der anwesenden Gehirne das als seinen Rufnamen erkennen. Und warum nicht? Weil in dem Moment, als die Schulglocke läutete, sowohl Sultan als auch Ina bei Rebel saßen und weißes Pulver in ihre Näschen sogen. Rebel, Macht und Jr. desgleichen. Jr. ohne zu wissen, dass dasselbe Erbmaterial, das gerade in ihr in Form von Spermatozoen eifrig schwanzwedelnd nach einer zu befruchtenden minderjährigen Eizelle sucht, ebenso in Thongs Lehrerin schwanzwedelt, also in Fotti, die in

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