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Macht und Rebel

Titel: Macht und Rebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
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fällt, ohne den Schädel knallvoll mit Crystal Meth zu haben:
    »Jaja … Yess!!! Eh … Seeehr, seeehr intrissiert. Ich bin offen wie … der freie Markt, hm … hehehe.« Er äugt wild und verzweifelt zwischen Macht und Thong Jr.'s Frätzchen und dem McDo-Logo auf der Tüte hin und her.
    »Okay«, sagt Macht. »Es geht um Folgendes: Ich suche Mitwirkende für eine größere Demonstration, die ich zurzeit organisiere.« Macht malt um das Wort »Demonstration« zwei Gänsefüßchen rechts und links von Thong Jr.'s Unterleib in die Luft.
    »Ich sage õDemonstrationã, weil ich eigentlich nicht Demonstration meine, verstehst du, ich hab eigentlich keinen Bock zu so politisch korrektem linksorientierten Gutmenschenzeug. Das hier wird eher Destruktion, also eine Demonstruktion , nicht wahr, nicht nur so der übliche õHurrah-wir-fackeln-Autos-ab-und-werfen-Schaufenster-einã-Fetisch, verstehst du, sondern eine richtig fetzige radikale umstürzlerische unüberwindliche kompromisslose eingeweideerschütternde arschfickende Trash-Fuck-Demo, verstehst du?«
    Bei »arschfickende Trash-Fuck« lässt Macht Thong Jr. ein bisschen auf- und abwippen, um das Interesse seines Zuhörers weiter anzustacheln. Er fährt fort:
    »Ich suche also wen, der diese ganze Demo, die Demonstruktion, organisieren und anführen kann … Und genau das wollte ich jetzt dich fragen, weil ich finde nämlich, Frank, du bist der Einzige, der für so was die guts hat.«
    »Was bringt's, wie heißt's, wie lautet der Deal?«, fragt Fatty, auf einmal ganz »Profi« und »kritisch«.
    »Die Demonstruktion selbst soll heißen Technical-Strategic Infiltration-Vessel-Against Gonzopolitics.«
    Fatty nickt lächelnd. Dieser Name passt ihm super.
    »… und das ist der Deal: Es gibt da eine Firma namens PAYPLUG …«
    »PAYPLUG?«, fragt Fatty aggressiv.
    »Ja, PAYPLUG«, sagt Macht, ein wenig von Fattys rascher Reaktion überrascht. »Was weißt du über PAYPLUG?«
    »Ich weiß verdammt noch mal alles, was es über PAYPLUG zu wissen gibt«, sagt Fatty nicht weniger aggressiv. »Über PAYPLUG und ihre Machenschaften. Was ist mit denen?« Fatty lässt die Schweinsäuglein wieder zu Thong Jr.'s Hüftpartie hinabgleiten. Macht konzentriert sich.
    »Ich plane eine ziemlich harte Aktion … direkt gegen PAYPLUG, deren Infrastruktur, deren Netzwerk und ihre Schweinepolitik. Kannst du mir folgen?«
    »Ob ich dir folgen kann?« Zum ersten Mal an diesem Nachmittag sieht Fatty Macht in die Augen. »Ich kann so verteufelt gut folgen! Ich folge dir so wie Latex den Formen von …« Kurz ist er unsicher, ob eine pornografische Anspielung in dieser Runde statthaft ist, dann nimmt er seinen Mut zusammen: »… den Kurven von Alisha Klass … hoho … oder. Ich bin tight, oder.«
    Macht denkt, über den letzten Punkt – von wegen tight sein – könne man sicher noch mal diskutieren, ist aber ganz zufrieden mit Fattys relativer Begeisterung. Fatty stemmt sich auf seine Säulenbeine hoch, streckt die fetten Arme zu beiden Seiten vom Leib ab – sein Jesus-der-Juden-König-Markenzeichen – und sagt:
    »I'm all yours, Macht!«
     
    PAYPLUG, der Konzern mit dem prägnanten Slogan Plug and Pay, steht – jedenfalls in den Augen der neoaktivistischen Linken, zu der Fatty gehört – in Sachen politische Unkorrektheit und »schweinische« Marketingstrategien vergleichbaren Firmen wie BUDMEISTER, NIKE, SPEARLEADER oder T.S.I.V.A.G. in nichts nach. Gründer war Johnny Shine, ein britisches »Geschäftsgenie«, der nach einem Doktorgrad in Technology and Operations Management der Harvard Business School ein paar Jahre lang seine Brötchen durch Vermittlung indonesischer Arbeitskräfte nach Japan verdiente. Nachdem er mit seiner ungeheuer schnell wachsenden Firma SLAVIDA den Begriff »Sklavenwachstum« (slave growth) etabliert hatte – er beschreibt damit ökonomisches Monsterwachstum dank »Hyperaustausch zwischen Erster und Vierter Welt« –, zog er in die USA um und arbeitete vier Jahr lang bei AT&T, bis er sich unter dramatischen Umständen mit der Firmenleitung überwarf (dramatisch vor allem wegen seiner erotischen Romanze mit der Gattin des AT&T-Chefs Jim Henderson); dann nahm er einige der besten Mitarbeiter des Konzerns mit und gründete seine Firma UNIOX, die er zwei Jahre später in PAYPLUG umtaufte, PAYPLUG gilt so vielen sozialistischen und linksdrehenden Idealisten als Schwarzer Mann, weil … ja, da gibt es so viele Gründe, dass man, um Ordnung in die Dinge zu bringen,

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