Macht und Rebel

sonst so knochenharte Untergrundskrieger, so weich wird wie die Butter, mit der er sich jeden Tag zu mästen pflegt. In Gedanken preist er Rebel für dessen Idee, Thong Jr. zu der Geschäftsbesprechung bei Fatty mitzunehmen. Eine glänzende Strategie.
    Um das Gespräch in Gang zu bringen und Fattys Aufmerksamkeit für ein, zwei Sekunden von Thong Jr.'s Hosenbund und den Burgern abzulenken, erkundigt sich Macht, was Fatty zur Zeit denn so treibe. Fatty hustet was, von wegen er etabliere gerade eine »meta-erotische« (lies: hardcorepornografische) Website mit der Adresse http://www.jaichsetzemichhinundgebewiedereinmaldiesewebadresseeinerstensistdasdiebestepornositederweltzweitensbinicheinpornoferkel.com, die er bei seinem nächsten Fest lancieren will: SLEAZE RELEASE. Nach dieser Mitteilung verschwindet er wieder in einer Zirkusnummer aus unsicheren und verschwommenen Gesten, die sämtlich auf Thong Jr. gemünzt sind, deren Haltung ihrerseits unzweideutig »ich-langweile-mich-zu-Tode-aber-so-was-von« ausdrückt. Fatty bedenkt sie mit süßem, kleinem Lächeln, hochgezogenen Augenbrauen und versucht, spielerisch die fette Stirn zu runzeln, die wegen ihres Fettes eigentlich nicht runzelbar ist, und last but not least lässt er seinen Blick auf »interessante« Weise flackern, ebenfalls ein Projekt, das von vornherein zum Scheitern verurteilt ist; Schweinsäuglein, die ohne weiteres als »Pisslöcher im Schnee« durchgingen, sind einfach nicht sonderlich einnehmend, egal wie sie funkeln und glitzern. Macht versucht noch einmal, ein Gespräch in Gang zu bringen.
    »Warum eigentlich der Kilt, Frank?« Ja, tatsächlich, Fatty steht in einem Kilt vor ihnen. Er räuspert sich und ergreift die Chance zu einer originellen Betrachtung, die zugleich erlaubt, diskret die Aufmerksamkeit auf seine Geschlechtsteile zu lenken.
    »Ich finde Hosen so ein dämliches Kleidungsstück, oder? Die menschlichen Gliedmaßen namens Beine – die schon an sich ziemlich idiotisch aussehen – frieren leicht. Also ist irgendein Steinzeitgenie auf die Idee gekommen, sie in Stoff- oder Pelzröhren zu stecken, damit man noch dämlicher aussieht! Da könnte man sich gleich ein Bonbon auf die Nase kleben, um einen auf cool zu machen, oder. Aber die Idee war so gut, dass die restliche Bevölkerung sie übernahm und für rund 30000 Jahre dabei blieb. Gute Arbeit!«
    Weder Thong noch Macht lachen. Fatty schielt, ob die Kleine überhaupt noch zuhört, und Macht begreift ohne Erklärungen, dass Fatty die für seine Stampfer benötigten Sonderanfertigungshosen nicht mag. Thong Jr. zieht einen Tangastring hoch und fragt, ob er was zu trinken im Haus hat, und Fatty fängt an, gespielt hühnermäßig herumzutrippeln, er wirft, möglichst oft zu Thong Jr. blickend, den enormen Kopf hin und her, so dass die Jesusjudenlocken ihm um die Wangen fliegen. In seinem relativ verdreckten Kühlschrank findet er eine halbleere PEPSI MAX, gießt ein großes Glas voll und reicht es Thong, die sich jedoch leider nicht höflich bedankt.
    »Hast du denn keinen Durst?«, fragt er so süß wie's geht.
    »Keine Lust auf Scheiß-Cola«, antwortet Thong Jr.
    »Nehein-nenene!«, grinst Fatty und schaut Macht schafsdumm und errötend an. Macht tut so, als wäre er ungeduldig.
    »Und, reden wir oder nicht?«, fragt er.
    »Jaja … natürlich, setzt euch doch.« Fatty räumt sein Sofa leer, so dass das Paar sich nebeneinander hinsetzen kann, doch zu seinem Schreck setzt Macht sich als Erster, spreizt die Beine und nimmt Thong Jr. auf seinen »Schoß«, lies: Jr. platziert die Arschspalte unglaublich präzise auf Machts Schwengel. Fatty ist völlig hinüber. Seine sonst bei geschäftlichen Besprechungen so fruchtbare Schnauze-und-Brülle- Strategie (inspiriert durch Teile und Herrsche, nur dass, wenn man niemanden hat, über den man herrschen kann, Schnauzen und Brüllen gute Alternativen sind; denkt jedenfalls Fatty) fällt in sich zusammen. Er wird lammfromm und zahm wie ein Schoßhündchen.
    »Frank!«, sagt Macht recht streng, zum dritten Mal.
    »Hä!« Fatty schreckt zusammen.
    »Alles in Ordnung? Bist du auf Entzug? Siehst ein bisschen blass aus …«
    »Neeeeä… alles, wie's sein soll …äh.«
    »Interessiert dich mein Vorschlag? Der Deal, von dem ich dir erzählt hab?« Thong Jr. »korrigiert« ihre Sitzposition, Fatty schluckt trocken und versucht, ein Echo der Begeisterung wachzurufen, die er vor einer Woche auf seiner Party empfunden hat, was allerdings reichlich schwer