Macht und Rebel
Machts Projekt mit bislang ungekannter Präzision zu verfolgen, und führt sich gegenüber seinen Mitstreitern so autoritär auf wie noch nie, bei jener Versammlung von »unangepassten« und »selbstbestimmten« Autonomen, die jetzt um ihn herumsitzen, sich einen Joint nach dem anderen ins Gesicht stecken und der Instruktionen von The Fat Führer harren, die dann auch über sie niedergehen, zusammen mit einer nicht quantifizierbaren Menge üblen Atems:
»So, Leute, da wären wir wieder! Vergesst die PUSH-Parties, sofort. Na, vergessen? GUT! Jetzt gibt's was Neues zu tun! WIR veranstalten die größte und wildeste Berserker-Demo, die das Land bis heute erlebt hat. Die Pazifisten unter euch und alle anderen, die gegen mayhem und Zerstörung sind, und alle, die aus sonstwelchen Gründen nicht mitmachen wollen, können jetzt gehen!«
Niemand steht auf. Für diese Leute zählt nicht weiter, was laufen soll, Hauptsache, Fatty findet es gut. Die Einzigen, die eventuell Einwände gegen die Veranstaltung erheben könnten, sind Sören Martinsen, Remmy Bleckner oder Pat Riot. Die Stimmung zwischen Martinsen und Bleckner ist seit dem Nasenstüber bei Illona Short ein Spürchen angespannt; Sörensen trägt immer noch eine dicke Bandage auf der Nase, und Fatty hat eine Viertelstunde lang auf ihn einreden müssen, damit er an dem Treffen teilnimmt:
»Ich kann mir verdammt nichts vorstellen, was mich dazu bewegen soll, einen Barbaren wie Remmy zu treffen, Frank!«, hat Martinsen ins Telefon gerufen.
»Sören, du weißt doch, unkontrollierte Aggression ist Remmys beste Seite, sein Talent … Du hast keine Ahnung, wie er mich tituliert, wenn er einen schlechten Tag hat …«
»Doch, doch …« »WAS?«
In dieser Art ging es weiter, bis Sören nachgab und versprach zu erscheinen – recht gewagt eigentlich für einen Mann, der durchaus mal für den Rest des Lebens den Kontakt zu einem Akademiker verweigern kann, wenn er das Gefühl hat, er werde »hinterrücks fehlinterpretiert«.
Pat Riot seinerseits sitzt gelassen da und wartet auf weitere Infos, die Stirn in kritische Dackelfalten gelegt. Andere, Leute wie Fisting Furz, Jones Dow und Sheeba Ali, warten vor allem ungeduldig auf den Bong, an dem gegenwärtig Nasdaq nuckelt.
»Alle noch da? FETT!« Satan-Harry kichert, Fatty mustert ihn streng und fährt fort:
gemütliche Linke hat ausgespielt, nicht wahr, jetzt braucht es gut organisierte und verdAAAAAAAmmt schlagkräftige Leute, so WELCHE WIE UNS!«
»YESS!!!«, schreit Remmy Bleckner und verpasst Nasdaq eine Kopfnuss, so dass der Luft durch seine braunen Zähne zieht. Sören Martinsen sieht Remmys Knöchel, und ihm juckt die Nase.
»Maaann, Remmy …«, sagt Nasdaq und reibt sich den Hinterkopf. »Kannst du das nich ma lassen?«
»Jetzt mal Butter bei die Fische, Frrrrankk!«, ruft Remmy und schließt mit seinem berüchtigten Crazy-Lachen, »Wähähähää…«
Fatty berichtet von PAYPLUG. Die kritischen Stimmen verstummen während seiner Ausführungen. Ihre Sicht auf die politische Linke mag so alternativ und »speziell« ausfallen, wie man will, es ist unmöglich , einen Konzern wie PAYPLUG nicht als den leibhaftigen Teufel anzusehen. Nach beendetem Vortrag schreit Fatty:
»WOLLEN WIR SIE õBUSTENã?«
»YESS!«, schreit die Versammlung.
»YESS!«
Und dann verteilt er die Aufgaben, auf eine, ja, man muss es schon eine ziemlich effektive Weise nennen. Wirklich. Fatty besitzt tatsächlich Autorität im organisierten Untergrund, und für einen Aktivistenladen ist PUSH tatsächlich ziemlich gut organisiert. Das muss man ihnen lassen. Und Fatty ist ziemlich auf minderjährige Mädchen fixiert. Auch das muss man ihm lassen. Dank Thong Jr. laufen in seinem Hirn alle möglichen sexuellen Streifen, während er die Aufgaben zuweist:
Strategie-politisch und praktisch: Frank und Remmy;
Finanzen: Macht;
Logistik: Sören Martinsen;
Waffen (von Molotow-Cocktails und Steinen bis Uzis,
Bussen und Sprengkörpern, je nach Strategie): Remmy und Nasdaq;
Kleidung/Uniformen (je nach Strategie): Sheeba Ali (der/die dank einer akuten Bong-Inspiration »so eine orangene Guantanamo-amerikanische-Gefängnis-Ästhetik« vorschlägt, und Fatty bekommt (fast) eine Erektion bei der Vorstellung eines Heers von PUSH-Aktivisten, die in Gefängnisjacken gegen die Staatsmacht antreten);
Kampfdope (Crystal Meth oder reines Speed, je nach Strategie): Satan-Harry;
Rekrutierung (Hintermänner, Fußtruppen, Strategen, Fahrer; Anzahl je nach
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