macht Urlaub
Palästinenser in Jordanien als Jordanier, und manchmal
haben wir Angst...«
Als er stockte, fragte Farrell: »Angst wovor, Josef?« »Ich glaube, das ist für unser Land die eine große Gefahr«, erwiderte er leise, »daß die Extremisten so mächtig werden, daß sie unsere Frauen zwingen können, sich wieder tief zu verschleiern, und daß wir alle wieder unfrei werden, nachdem wir hier doch ziemlich frei geworden sind. Von Angst.« Er verstummte, als aus dem Innern Stimmen erklangen, und einen Augenblick später erschien ein Fremdenführer mit etwa einem Dutzend Touristen. Josef stand auf. »Ich werde das Essen aus dem Wagen holen, das ich für Sie mitgebracht habe.« Nach einem Blick auf seine Armbanduhr fuhr er fort: »Wenn Ihr Freund nicht kommt, werde ich Ihnen am Nachmittag die
Zitadellen und die Museen zeigen.«
Mrs. Pollifax nickte. »Und wir hätten gern, daß Sie und
Hanan mit uns zu Abend essen.«
Er verneigte sich höflich. »Es ist uns eine Ehre.«
* Dorothy Gilman: Mrs. Pollifax und der sizilianische Dieb.
4
Kein Ibrahim zeigte sich. Drei Reisebusse kamen und fuhren wieder weiter, ohne daß ein einzelner Fremder nach Farrell gesucht hätte, und so verließen sie kurz nach Mittag entmutigt die Festung. Um Josef nicht zu enttäuschen, der annahm, sie seien ebenso interessiert wie er, besuchten sie den Zitadellenhügel und zwei Museen; danach kehrten sie gleich ins Hotel zurück. »Wir werden wohl viel Geduld brauchen.« Farrell seufzte, während sie mit dem Fahrstuhl zum zweiten Stock hinauffuhren. »Ich muß zugeben, ich hatte sehr gehofft, daß er da sein würde.«
Mrs. Pollifax entgegnete philosophisch: »Zumindest werden wir schön gebräunt heimkommen, bei so viel Sonne über der Burg. Und morgen nachmittag besuchen wir Petra. Oder fällt das flach, wenn Ibrahim kommt?«
»Wir lassen alles auf uns zukommen, Herzogin. Es bleibt uns gar nichts anderes übrig. Was werden Sie bis zum Essen mit Josef und seiner Schwester machen? Ein Nickerchen? Oder einen Einkaufsbummel?«
Mrs. Pollifax lachte. »Nein, ich werde jetzt endlich Cyrus einen Brief schreiben.« Sie kramte in ihrem Handtäschchen nach dem Schlüssel für Zimmer 308 und öffnete die Tür, während Farrell zu Zimmer 310 weiterging. Einen Moment später rief Mrs. Pollifax bestürzt: »Farrell!«
Er drehte sich um. »Was ist los?«
»Mein Zimmer wurde durchsucht!«
»Unsinn.« Er kehrte um und ging zu ihr zurück. »Warum in aller Welt sollte jemand...« Und dann: »Großer Gott!«
Gemeinsam starrten sie auf den Inhalt des Koffers, der auf den Boden ausgeleert worden war, und auf ihre Reisetasche, die verkehrt herum auf dem Bett lag und nun ebenfalls leer war.
Benommen sagte Farrell: »Verdammt ungeschickt gemacht!« »Verdammt hastig«, entgegnete sie.
»Aber von all den Zimmern, warum ausgerechnet Ihres, und
in einem Hotel wie diesem? Wer würde so was tun? Fehlt etwas?«
»Gar nichts«, antwortete Mrs. Pollifax nach einem eingehenden Blick auf ihre am Boden verstreuten Sachen.
Farrell blickte verwirrt drein. »Es gäbe vielleicht eher einen Grund, mein Zimmer zu durchsuchen. Falls jemand wüßte - Gott behüte -, weshalb ich hier bin. Aber weshalb Ihr Zimmer?« Da bemerkte er ihren Gesichtsausdruck. »Herzogin, was haben Sie?«
Mrs. Pollifax hatte sich abrupt aufs Bett gesetzt und wirkte völlig verstört. Erschüttert sagte sie: »Oh, Farrell.«
»Oh, Farrell, was? Sehen Sie mich nicht so an, Sie machen mir angst. Geht es Ihnen nicht gut?«
»Farrell, da ist jemand, oder vielmehr war jemand, der meinen Namen kennt und weiß, daß ich in Amman bin.«
»Ja, natürlich - Cyrus. Carstairs ebenfalls.«
Sie schüttelte den Kopf. »Von ihnen hätte keiner gestern abend an der Anmeldung nach einer Mrs. Pollifax ge fragt.«
»Natürlich nicht.« Er schüttelte ungeduldig den Kopf. »Aber Sie sagten...«
»Ich weiß, was ich gesagt habe! Doch das...« Sie deutete auf den verstreuten Inhalt ihrer Reisetasche. »Es ist lächerlich, und doch - ich habe ihm meinen Namen genannt.«
»We m?«
»Mr. Nayef.«
Farrell setzte sich neben sie auf die Bettkante. »Holen Sie tief Luft, und erzählen Sie mir alles. Wer ist Mr. Nayef?«
»Er saß im Flugzeug neben mir. Er redete und redete über Jordanien, weil er Jordanier war, wie er behauptete, nur daß er in Amsterdam aussteigen mußte. Er stellte sich vor, da nannte ich ebenfalls meinen Namen.«
»Und?«
»Er erzählte, daß seine Firma in Amsterdam Andenken herstellt, die in Jordanien an
Weitere Kostenlose Bücher