Macht Vakuum
dienen, indem sie China den Zugang zu dem Öl und Gas, zu den Metallen und Mineralen und zu dem Grund und Boden sichern, die es für die Entwicklung seiner Volkswirtschaft braucht.
Natürlich sind die Weltbank und der IWF nicht mehr ganz so stark vom Westen dominiert wie früher. Schwellenländer wie China und Indien haben auf einem viel größeren Mitspracherecht bestanden undes auch bekommen, was ihr Wahlrecht in beiden Institutionen betrifft. China hat nun tatsächlich mehr Stimmen in der Weltbank als jeder einzelne europäische Staat und mehr als alle anderen Staaten außer den Vereinigten Staaten und Japan. Auch im IWF gehören die Schwellenländer China, Saudi-Arabien, Russland und Indien zu den 11 Staaten, die über die meisten Stimmen verfügen. Diese Machtverschiebung ist sowohl gerecht als auch unvermeidlich. Doch die Schwellenländer sind mit Umfang und Tempo der Veränderungen nicht zufrieden. Außerdem wirkt sich die Heterogenität der Ansichten, die nun in diesen Institutionen vertreten sind, negativ aus, wenn einzelne Länder oder Gruppen von Ländern versuchen, eine Agenda für sie aufzustellen. Dies wiederum schwächt ihren Zusammenhalt und ihre Effizienz. Wie sich auf dem Klimagipfel in Kopenhagen zeigte, ist eine Vielfalt von Stimmen gut, um den Status quo zu erhalten, aber schlecht für den Umgang mit transnationalen Bedrohungen, die entschlossenes Handeln erfordern.
Auch werden wir kaum erleben, dass sich außerhalb dieser Institutionen neue Allianzen bilden, die nicht nur auf spezielle Probleme bezogen sind. Im Allgemeinen haben Europa und die USA gemeinsame wirtschaftliche und politische Werte, aber wie der Streit über die Nato-Operationen in Afghanistan und Libyen gezeigt hat, können sich die beiden Parteien nicht einigen, wer bei einer gemeinsamen Aktion welchen Beitrag leisten sollte. Zu viele Mitgliedsstaaten wollen nicht genügend Soldaten, Waffen und Material zur Verfügung stellen, damit ein Sicherheitsbündnis wie die Nato nach dem Kalten Krieg einen klaren Zweck erfüllen kann.
Von den führenden Schwellenländern veranstalten die BRICS-Staaten inzwischen eigene Gipfeltreffen und sprechen öffentlich von gemeinsamen Interessen, doch mit ihrer Partnerschaft ist es viel weniger weit her, als es auf den ersten Blick scheint. Außer dem Wunsch, ihren internationalen Einfluss zu vergrößern und die Fähigkeit der etablierten Mächte zu beschneiden, allen anderen ihren Willen aufzuzwingen, haben sie nicht viel gemeinsam. China und Indien gehören zu den größten Energie-Importeuren, Brasilien und Russland zu den wichtigsten Energie-Exporteuren der Welt. Deshalb haben sie naturgemäß sehr unterschiedliche Ansichten in Bezug auf politische Maßnahmen und Ereignisse, die den Rohölpreis in die Höhe treiben. China und Russland sind autoritäreStaaten, deren territoriale Integrität durch ethnische und religiöse Faktoren bedroht ist. Dagegen sind Indien und Brasilien echte Demokratien mit Mehrparteiensystemen; ihre Regierungen können notwendige, aber manchmal schmerzhafte Reformen nur durchführen, wenn sie dadurch die oft schwankende Zustimmung der öffentlichen Meinung nicht verlieren. China und Indien sind Rivalen, was ihren Einfluss in Südasien betrifft. China und Russland konkurrieren um mehr Einfluss in Mittelasien und im fernen Osten Russlands. Brasilien ist der einzige BRICS-Staat, der in einer relativ stabilen Region liegt. China, Indien und Brasilien haben jeweils viel mehr Handel mit der EU und den Vereinigten Staaten als mit Russland. Südafrika, das im Dezember 2010 in die Gruppe aufgenommen wurde, hat mit den anderen eigentlich überhaupt nichts Wichtiges gemein.
Wirklich einig sind sich die wichtigsten Schwellenländer eigentlich nur darüber, dass sie bei Entscheidungen, die die Zukunft prägen, ein größeres Mitspracherecht haben wollen. Was aber wollen sie sagen? Das sagen sie gegenwärtig nicht.
Probleme ohne Grenzen
Nun, da sich die Vereinigten Staaten die Rolle des Weltpolizisten nicht mehr leisten können, ist auf regionaler und lokaler Ebene viel Ellbogeneinsatz zu erwarten, wenn aufsteigende Akteure um lokale Dominanz kämpfen. Die etablierten Mächte sind weniger bereit und fähig zu intervenieren, deshalb wird die Bewahrung des Friedens schlecht ausgerüsteten lokalen Kräften überlassen bleiben, und aus Kämpfen werden häufiger als früher Kriege werden.
Sowohl den Vereinigten Staaten als auch den europäischen Mächten widerstrebt es schon seit
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