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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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prasselten, nicht beeindrucken. Der örtliche Kommandant gab den Atemschutzträgern zu verstehen, dass mit dem Einsturz der Holzdecken zu rechnen sei. Ihr Versuch, in das Haus vorzudringen, wurde bereits von wild lodernden Flammen zunichte gemacht, die ihnen im Flur entgegenschlugen. Mit ihrer Ausrüstung waren sie zwar gegen den giftigen Qualm geschützt, nicht aber gegen die Höllenglut, die sich in dem alten Bauernhaus entwickelt hatte. Vermutlich war das Feuer erst bemerkt worden, als es sich im Inneren schon ausgebreitet hatte.
    Um das Gebäude herum entrollten Feuerwehrleute hastig weitere Schläuche. Der Kommandant befürchtete, das örtliche Wasserleitungsnetz könnte den immensen Löschwasserbedarf gar nicht gewährleisten. Er hoffte, dass die Drehleiter und weitere Tanklöschfahrzeuge aus Geislingen bald eintreffen würden. Von einer Drehleiter aus sollten die Flammen effizienter bekämpft werden.
    Aber falls sich tatsächlich, wie zu befürchten war, die Bewohner des Hauses nicht mehr ins Freie hatten retten können, kam vermutlich ohnehin jede Hilfe zu spät.

    Linkohr hatte sich die restliche Nacht ganz anders vorgestellt. Vanessa selbst war nämlich auf die Idee gekommen, nach dem Restaurantbesuch noch in ihre kleine Einliegerwohnung zu gehen, die sie seit Kurzem in Amstetten auf der Alb gemietet hatte – dort, wo er am frühen Abend schon gewesen war, um die junge Kollegin abzuholen. »Trinken wir noch einen Absacker«, hatte sie Linkohr jetzt unerwarteterweise vorgeschlagen. Er glaubte zunächst, sich verhört zu haben. Aber Vanessa hatte es ernst gemeint. Einfach so. Ihr Selbstbewusstsein schien grenzenlos zu sein. Doch obwohl sie jetzt den ganzen Abend über Gott und die Welt geplaudert hatten, hegte er noch immer Zweifel daran, ob und wie weit sie sich wirklich nähergekommen waren. Mit Vanessa konnte man sich wunderbar unterhalten und blödeln, doch spürte Linkohr weiterhin eine gewisse Distanz, die er nicht zu überwinden vermochte – auch aus Angst, womöglich einen Schritt zu weit zu gehen und das bisher mühsam Erreichte wieder zu zerstören.
    Allzu viel Alkoholisches durfte er auch gar nicht mehr trinken, dachte er. Schließlich musste er noch heimfahren. Oder hatte Vanessa …? Er verdrängte den Gedanken, denn ging ihre weibliche Raffinesse so weit, dass sie ihn ganz schön zappeln lassen konnte, sollte er sich nicht zu viel versprechen. Vanessa hatte im Fach Psychologie mit Sicherheit gut aufgepasst.
    »Wie spät ist es eigentlich?«, fragte sie, als er ein paar Sekunden schweigend durch die Nacht gefahren war.
    Er sah aufs Armaturenbrett. »Kurz nach halb eins«, antwortete er und schmunzelte: »Die Nacht hat gerade erst richtig angefangen.«
    »Das kommt auf den Blickwinkel an«, gab sie kess zurück. »Wann etwas anfängt oder schon aufgehört hat, kann man meist erst hinterher beurteilen.«
    Donnerwetter, durchfuhr es Linkohr anerkennend. Das Mädel wusste sich zu verteidigen. Im Augenwinkel bemerkte er, dass sich ihre Silhouette bewegte und sie ihn ansah. »Weißt du, Mike, wir hatten schon Vernehmungen, da haben die Leute gemeint, sie seien selbst mitten drin im Geschehen, doch dann hat sich herausgestellt, dass sie nur Randfiguren waren.«
    Linkohr hatte Mühe, sich auf den kurvigen Straßenverlauf bei Bad Überkingen zu konzentrieren. Randfiguren? Hatte sie ›Randfiguren‹ gesagt?
    Er riskierte eine ziemlich naive Nachfrage: »Und wie verhält sich nun so eine Randfigur im Bezug auf eine angefangene Nacht?«
    Vanessa gab einen Laut von sich, der sich wie ein schelmisches Lachen anhörte. Doch im nächsten Augenblick wurde es von Linkohrs Handy übertönt, das er im Jackett stecken hatte. Über die Bluetooth-Anlage des Autos konnte er während der Fahrt die Freisprech-Anlage benutzen. »Oh!«, entfuhr es ihm, während er bereits reflexartig den Anruf entgegennahm.
    Kaum hatte er sich gemeldet, hörte er eine vertraute Stimme. Es war Häberle: »Sind Sie noch wach, Herr Kollege?«
    »Jaja«, es klang ziemlich verwundert, was Häberle sofort hörte und ihm weitere Erklärungen ersparte: »Ich geh mal davon aus, dass Sie noch nicht in Tiefschlaf versunken sind. Egal wo Sie sind oder womit Sie sich gerade vergnügen: Sie sollten sich auf den Weg nach Rimmelbach machen.«

    Heiko Mompach konnte sich über das traumhafte Tropenparadies diesmal nicht freuen. Er fühlte sich müde und erschlagen, psychisch am Boden und von Ängsten geplagt. Den Jetlag hätte er locker weggesteckt,

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