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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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auch die feucht-heiße Luft, die wie in einem Gewächshaus über der Stadt lag, war bei seinen früheren Reisen nach Hua Hin kein Problem für sein körperliches Wohlbefinden gewesen. Ganz im Gegenteil: Er liebte dieses Klima und genoss die tropischen Nächte, die er daheim auf der Schwäbischen Alb so sehr vermisste. Die kleine Wohnung, die er vor sieben Jahren schon in diesem Komplex erworben hatte, der fest in deutscher Hand war, würde eines Tages sein Altersruhesitz werden. Hier, in dieser deutschen Kolonie, wie man diese Siedlung nannte, hatte er sich bisher immer wohlgefühlt. Man sprach Deutsch, war über Satelliten eng mit der Heimat verbunden und konnte auf das Management dieser Immobilie vertrauen. Auch wenn er monatelang nicht herkam, brauchte er sich um seine Wohnung keine Sorgen zu machen.
    Mompach stand an diesem Sonntagmittag auf einem der Balkone, die am gesamten Gebäudekomplex architektonisch so geschickt angeordnet waren, dass man von keinem anderen eingesehen werden konnte. Das Objekt war tatsächlich ein Glücksfall gewesen. Mompach kamen wie in einem Film einige Szenen ins Gedächtnis, die ihn an den Kauf dieser Wohnung erinnerten. Hartmann war der Vorreiter gewesen. Der hatte ihm empfohlen, in diese Anlage zu investieren. Hartmann war damals schon ein halbes Jahr Eigentümer einer viel größeren Wohnung zwei Stockwerke über ihm gewesen. Mein Gott, was hatten sie seither für traumhafte Urlaubstage hier verbracht. Traumhaft, abenteuerlich und wild. Ja, vor allem wild, sagte ihm eine innere Stimme, während er über die flachen Häuschen am Stadtrand hinüber zum blauen Meer blickte, das ganz weit draußen am Horizont mit dem Himmel zu verschmelzen schien. Kein Wölkchen trübte das Blau.
    Doch dann löschten finstere Gedanken das Schöne um ihn herum aus. Sein T-Shirt war schweißnass, sein Magen rebellierte. Seit dem Zwischenstopp in Moskau plagte ihn Durchfall. Während des mehrstündigen Aufenthalts in Dubai hatte er deshalb immer die Nähe zu einer Toilette gesucht.
    Wenigstens hatte unterwegs alles wie am Schnürchen funktioniert. Und wenn in Dubai alles nach Plan gelaufen war, dann dürfte auch allem Weiteren nichts im Wege stehen. Instinktiv sah er auf seine Armbanduhr.
    Doch das Schlimmste stand ihm noch bevor. Gerade hier in Hua Hin, fast drei Taxi-Stunden vom Flughafen Bangkok entfernt im Süden, lauerte vermutlich jemand auf ihn, der alles über ihn wusste. So viel sogar, dass es ihm geraten erschienen war, auf dessen Forderungen einzugehen.
    Bereits im Flugzeug, dem neuen A 380er-Airbus, hatte er sich vorsichtig umgesehen. Doch nach wem sollte er suchen? Wer seinen Feind nicht kannte, war zu keiner Sekunde davor gefeit, ihm ins offene Messer zu laufen. Hier in dieser Wohnanlage fühlte sich Mompach einigermaßen sicher – auch wenn er den Rentnern, die sich hier niedergelassen hatten, keinesfalls uneingeschränkt trauen durfte. Sie alle hatten gewiss ständigen Kontakt zu der Heimat. Das Internet bot dazu alle nur erdenklichen Möglichkeiten. Außerdem kamen in der Umgebung immer neue Deutsche hinzu, die daheim mit ihrer spärlichen Rente nur ein armseliges Dasein fristen konnten, hier in Thailand hingegen deutlich mehr für ihr Geld bekamen. Allerdings, das stellte Mompach fest, stiegen auch hier die Lebenshaltungskosten von Jahr zu Jahr. Ganz so paradiesisch, wie es einmal war, lebte es sich daher nicht mehr. Aber wenn man sich der durchaus köstlichen Angebote der einheimischen Küche bediente, konnte man ob der unglaublich niedrigen Preise noch immer ins Schwärmen geraten. Mompach brauchte zwar nicht mit jedem Euro zu rechnen, doch bevorzugte er trotzdem die kulinarischen Köstlichkeiten, wie sie ein sogenannter Nachtmarkt bot, der an drei Abenden südlich des Stadtzentrums stattfand.
    Jetzt aber wollte er nicht ans Essen denken. Ihm blieben noch vier Tage, um das Geld zu besorgen und dem Erpresser eine Falle zu stellen.
    Mompach zog sein durchnässtes T-Shirt aus und setzte sich mit entblößtem Oberkörper in den Sessel, der auf dem Balkon stand. Sein Gesicht war über die gemauerte Brüstung hinweg in Richtung Meer gerichtet, das sich schätzungsweise einen halben Kilometer entfernt in einen breiten Sandstrand verlor. Vermutlich herrschte gerade Ebbe.
    Noch einmal rief sich Mompach den Text des anonymen Briefes in Erinnerung, den er daheim eingeschlossen hatte. Eine Kopie davon steckte in der Innentasche des Koffers. Aber so oft er das Schreiben auch las, es gab nur eine

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