Machtkampf
Koffer vom Rücksitz und verließ das klimatisierte Fahrzeug. Die feuchte tropische Hitze, die nachmittags nahezu immer um diese Jahreszeit 33 Grad erreichte, fühlte sich an, als sei er mitten in einer Sauna gelandet. Das Zwitschern exotischer Vögel lag in der Luft, über den Boden huschte ein kleiner Gecko.
Schon die paar Holzstufen zum Empfangstresen des Foyers hinauf, das von Sitzgruppen aus gepolsterten Rattanmöbeln umgeben war, trieben ihm wieder den Schweiß auf die Stirn. Zufrieden stellte er fest, dass außer der jungen Dame hinter dem Empfangspult niemand zu sehen war. Sie begrüßte ihn mit dem üblichen Lächeln, das allen Thailändern eigen war, und fragte auf Englisch nach seinen Wünschen.
Mompach tat sich zwar mit dem Englischen schwer, konnte sich aber trotzdem halbwegs verständlich machen. Es sei auf seinen Namen das Zimmer Nummer 2214 reserviert worden, erklärte er.
Die zierliche Dame tippte etwas in die Tastatur ihres Computers und lächelte wieder. Ob es denn stimme, dass er nur drei Tage bleiben wolle, fragte sie zurück. Mompach lächelte nun ebenfalls und antwortete mit einem schnellen »Yes«. Sie schob ihm ein Formular zur Unterschrift hin, auf dem er seinen Namen und seine korrekte Adresse in Rimmelbach sah. Die Dame verlangte nach seinem Reisepass, den er vorlegte und sofort wieder zurückbekam. Alles sei bereits bezahlt, erklärte sie ihm freundlich, verwies darauf, dass das Frühstück inclusive sei, wünschte ihm einen angenehmen Aufenthalt und reichte ihm die Codekarte für die Zimmertür. Dies war offenbar das Zeichen für einen jungen Mann, der aus einer der Türen hinter den Schreibtischen kam und den Gast überschwänglich begrüßte, ihm den größeren Koffer abnahm und bat, ihm zu folgen.
Der Weg führte links in den nur dreistöckigen Seitenflügel, in dem sich die Flure wie lange Balkone am Gebäudetrakt entlang erstreckten, mal sich verwinkelt durch ein ebenfalls offenes Treppenhaus schlängelten und dann wie auf einem Steg einen weiteren, schräg angeordneten Komplex erschlossen, stets umgeben von Palmen, durch die die Sonne gnadenlos hereinbrannte. Mompach hatte Mühe, dem jungen Mann zu folgen. Die gesamte Anlage, die um einen riesigen Innengarten angelegt zu sein schien, erinnerte ihn an die Wohnanlage seines Appartements. Endlich stellte der junge Mann den Koffer ab, deutete auf eine Tür und ließ sich von Mompach die Codekarte geben, um zu öffnen. Aus dem abgedunkelten Raum schlug ihnen sofort die kühle klimatisierte Luft entgegen. Der Hotel-Boy hob den Koffer auf die dafür vorgesehene Ablage, durchschritt das Zimmer und zog die geschlossenen Vorhänge beiseite, sodass das Tageslicht einfallen konnte und hier, von der ersten Etage, der Blick direkt auf mächtige Palmen fiel.
Mompach zeigte sich angetan von der Größe des Raumes, steckte dem jungen Mann ein Trinkgeld zu und verabschiedete ihn. Dann ließ er die schwere Zimmertür zufallen und entriegelte auf der gegenüberliegenden Seite den Schließmechanismus der gläsernen Schiebetür zum Balkon.
Wäre er nicht zwangsweise hierher beordert worden, hätte er sich auf Anhieb wohlgefühlt. Es war ihm, als blicke er auf einen tropischen Flusslauf hinaus – als ob diese Hotelanlage dem Amazonas nachempfunden wäre. Direkt vor diesem Gebäudetrakt beschrieb der breite, mit Natursteinen eingefasste Wasserlauf einen u-förmigen Bogen. Nur die blauen Fliesen am Grund und an den Seiten ließen erkennen, dass es sich um einen Pool handelte, der zu einem Fluss modelliert war. Seine beiden Arme verloren sich hinter tropischem Bewuchs, der den Blick in die weitere Parkanlage verwehrte. Ein einziger Schwimmer kam gerade vorbei, als Mompach dieses architektonische Wunderwerk von seinem Balkon herab bestaunte und sich erst jetzt des lauten Rauschens bewusst wurde, das ihn umgab. Zunächst vermutete er, es stamme nur von einem Whirlpool, der schräg gegenüber in dem hügelig gestalteten Tropenwald sprudelte und sein Wasser über einen meterhohen Felsen in den ›Fluss‹ ergoss. Aber dann bückte sich Mompach über das Geländer und sah, dass genau unter ihm ein breiter Wasserfall aus dem Gebäude heraus in den hier aufgeweiteten Flusslauf stürzte.
Mompach überlegte sich, wie lange diese beiden Anlagen wohl abends liefen und ob das Getöse die ganze Nacht über andauern würde.
So sehr ihn dieser Tropengarten auch beeindruckte – nun überkam ihn eine böse Ahnung: Hatte man ihn bewusst hier einquartiert, wo das
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