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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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elektronischen Geräts, das ein Handy gewesen sein konnte. Dies allein wäre für sie nichts Ungewöhnliches gewesen, hätten sie nicht in unmittelbarer Nähe aus dem Aschechaos ein kleines metallisches Behältnis geborgen, das offenbar durch Drähte mit diesem Gerät verbunden gewesen war. »Das kann natürlich alles Mögliche gewesen sein«, meinte einer der Männer, der die sichergestellten, völlig verrußten Überreste in eine durchsichtige Folie gepackt hatte und sie dem Kollegenkreis präsentierte.
    Der Chefermittler, der sich in den Türrahmen gestellt hatte, staunte insgeheim, was die Brandexperten in stundenlanger und mühevoller Kleinarbeit aus einem Schutthaufen herausholen konnten. Jetzt würden sie noch die Asche aus verschiedenen Bereichen des Gebäudes chemisch analysieren lassen, um Kerzenwachs oder Brandbeschleunigern wie Benzin auf die Spur zu kommen. Die Kriminaltechnik hatte in den letzten Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht. Häberle erinnerte sich spontan an den Fall einiger junger Männer, die ihren defizitären Computerladen eines Nachts abgefackelt hatten, um sich die Versicherungssumme zu ergaunern. Damals war der Nachweis gelungen, dass sie mithilfe einer elektrischen Schaltuhr bereitgestelltes Reinigungsbenzin entflammt hatten.
    »Was können wir aus dem, was ihr bisher rausgefunden habt, schließen?«, fragte er die Spezialisten, nachdem sie ihren Vortrag beendet hatten.
    »Noch nichts Endgültiges«, erwiderte einer von ihnen, »aber wir gehen davon aus, dass die Zündung durch die Explosion eines zündfähigen Gemischs erfolgt ist.« Er sah in die Runde. »Vielleicht solltet ihr euch mal die Handyverbindungen geben lassen, die zum Zeitpunkt des Brandausbruchs in Rimmelbach dokumentiert wurden. Und denkt bitte an die Passagierlisten der Kanarenflieger. Ich will jetzt wissen, ob der Mompach tatsächlich dort ist.« Er überlegte einen Moment. »Und prüft auch, ob der Igor Popow am Donnerstag nach Moskau geflogen ist – oder wohin sonst.«
    Häberle kam nicht dazu, eine weitere Frage zu stellen, weil Linkohr und Vanessa im Flur auftauchten. »Jetzt kommen endlich unsere ›Sonderermittler‹, das Dream-Team von der Alb«, begrüßte er sie frotzelnd und trat aus dem Türrahmen. Während Linkohr seine dicke Jacke aufknöpfte, den Kollegen freundlich zunickte und sich auf einen Schreibtisch setzte, blieb Vanessa selbstbewusst mit verschränkten Armen neben Häberle stehen. »Danke für die freundliche Begrüßung«, gab sie neckisch zurück. »Wir haben uns leider ein bisschen verspätet …« Sie wurde vom dezenten Murmeln und Grinsen der Kollegen unterbrochen, was sie sofort richtig zu deuten wusste und deshalb noch eins draufsetzte. »Unsere Ermittlungstour war voller spannender Ereignisse.« Sie grinste und sah schelmisch zu Linkohr hinüber. »Unser Kollege hat reagiert wie immer …«
    »Da haut’s dir ’s Blech weg«, äffte jemand aus dem Kreise der Kriminalisten den Allerweltsspruch des jungen Kriminalisten nach. »Na, dann los, Mike, lass mal hören.«
    Linkohr befürchtete, dass er im Gesicht rot angelaufen war.

18
    Heiko Mompach hatte unruhig geschlafen. Meist war er wach gelegen und in Lauerstellung gewesen. Als um vier Uhr draußen auf dem gefliesten Gang klackernde Schritte und das anschwellende dumpfe Rumpeln rollender Koffer die Stille zerriss, war er zu Tode erschrocken. Dann jedoch beruhigte er sich: Es waren wohl abreisende Touristen, die frühmorgens zu ihrem Transferbus mussten, der immerhin bis zum Flughafen Bangkok fast drei Stunden unterwegs sein würde.
    Das monotone Rauschen der Klimaanlage hatte sich im Lauf der Nacht tief in sein Unterbewusstsein gebrannt, sodass ihn schon die kleinste Veränderung dieses Geräuschs in allerhöchste Alarmbereitschaft versetzte. Wann würde sie kommen, die angekündigte Botschaft? Und vor allem: wie?
    Einmal hatte er den Fernseher eingeschaltet, doch weil er beim flüchtigen Durchzappen der Kanäle keinen deutschsprachigen Sender fand, drückte er schnell wieder die Aus-Taste. Er hätte sich vermutlich auch durch keinen Film von seinen allgegenwärtigen Problemen und Ängsten ablenken lassen können. Viel zu sehr war er von den Ereignissen der letzten Wochen in den Klammergriff genommen worden. Mein Gott, wie hatte sich seine Welt verändert! Glitzer und Glamour der wilden Tage von Moskau und Sankt Petersburg waren versunken im Sumpf von Intrigen, Neid und gegenseitigen Beschuldigungen, vor allem aber von

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