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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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Frühstücksgästen niemanden, der ihm besonders verdächtig erschien. Aber in so einer weitläufigen Hotelanlage bestanden genügend Möglichkeiten, ihn heimlich zu observieren. Selbst einer der Kellner konnte ein Ganove sein. Oder die Zimmermädchen. Oder der freundliche Mann, der ihm nachher am Pool das Handtuch reichen und ihn zu einem freien Liegestuhl geleiten würde.
    Mompach zwang sich, das wenige, was er sich auf den Teller gelegt hatte, zu essen und ging schon nach einer halben Stunde wieder den weiten verwinkelten Weg zum Zimmer zurück. Als er die Codekarte zum Öffnen der Tür einsteckte und sie sich wie gewohnt aufdrücken ließ, zögerte er einen Augenblick, bis auch das Licht angegangen war. Weil er die Vorhänge nicht aufgezogen hatte, drang das Tageslicht nur gedämpft herein. Mompach war erleichtert, weder unterm Türschlitz noch sonstwo im Raum eine Botschaft vorzufinden. Er entschied, den Tag so zu verbringen, wie es die meisten Gäste hier taten – nämlich in einem Liegestuhl am Pool, von dem aus man in den Flusslauf hineinschwimmen konnte. Nur ein schmaler Grünstreifen trennte den äußeren Beckenrand vom breiten Sandstrand des Meeres.
    Mompach schlüpfte in seine Badehose, behielt das T-Shirt an, packte ein Buch in eine Stofftasche und verließ das Zimmer wieder. Draußen folgte er dem Umgang jetzt in die andere Richtung, stieg am Ende des Gebäudes in den Garten hinab und erreichte entlang des Flusslaufes, vorbei an einem halben Dutzend belegter Liegestühle, den Hotelbediensteten mit den Handtüchern. Dieser junge Mann lächelte dem deutschen Touristen freundlich zu, ergriff zwei schneeweiße Tücher und deutete in den etwas entfernteren Bereich der Hotelanlage, wo der mit Steinplatten belegte Boden in eine Grasfläche überleitete. Mompach folgte dem Angestellten zu zwei freien Liegestühlen, die dicht an der bewachsenen Grundstücksgrenze standen, jedoch einen herrlichen Blick auf das nahe Meer boten. Während der junge Mann mit ein paar gekonnten Griffen das weiße Polster eines der Plastikliegestühle mit den frischen Handtüchern bedeckte, schaute sich Mompach wieder um. Schräg neben ihm sonnte sich ein Paar mittleren Alters, gleich links neben ihm stand so etwas Ähnliches wie ein Bildstock. Erst beim zweiten Blick erkannte Mompach, was da golden in der Sonne glänzte: Es war eines dieser Geisterhäuser, die überall im Land Grundstücke und Häuser vor bösen Geistern schützen sollten. Jemand hatte offenbar heute schon dort als Opfergabe einen Teller mit frischen Früchten abgestellt.
    Mompach überlegte, ob es die religiösen Gefühle der Einheimischen verletzte, wenn er sich daneben halb nackt in den Liegestuhl legte. Andererseits aber, so beruhigte er sich selbst, wären hier keine Liegestühle bereitgestellt, wenn dies gegen die Gepflogenheiten verstoßen würde.
    Der Hotelangestellte rückte den Sonnenschirm zurecht, sagte etwas, das wie »have a nice day« klang, und verschwand wieder. Mompach zog sein T-Shirt aus und ließ seinen kräftigen Körper auf die Liege sinken. Er spürte, dass ihm seine Gedanken keine Ruhe zum Lesen eines Buches ließen. Er musste zuerst das Chaos in seinem Kopf ordnen. Noch bevor er die Augen schließen konnte, suchte das Urlauberpaar, das nur ein paar Schritte von ihm entfernt in der Sonne schmorte, Blickkontakt zu ihm. Mompach rief den beiden ein gedämpftes »Hallo« zu, worauf der Mann mit deutlich hörbarem schwäbischem Akzent entgegnete: »Das letzte Plätzle an der Sonne gekriegt?«
    Mompach verstand zunächst nicht, was mit dieser Bemerkung gemeint war. Für einen Moment zuckte nur das Wort »letzte« durch sein Gehirn. Der letzte Platz an der Sonne? Nein, wurde ihm sofort klar, es war eine Anspielung darauf, dass er gerade noch einen der letzten freien Liegestühle ergattert hatte.
    »Ach, auch ein Schwabe«, stellte er dann fest. Dem Klang des Dialekts nach schien das Paar aus dem Raum Stuttgart zu kommen.
    »Auch, ja«, kam es wortkarg zurück, während die Frau ihre Sonnenbrille anhob und sich nun ebenfalls Mompach zuwandte. »Wo kommen Sie denn her?«
    »Von der Alb«, gab Mompach zurück, »bei Heidenheim.« Er wollte seinen Herkunftsort vorsichtshalber nicht nennen.
    »Von der rauen Alb«, wiederholte die Frau ergänzend und lächelte. »Umso mehr kann man hier dieses tolle Klima genießen.« Ihr Partner setzte sich aufrecht auf die Liege und meinte: »Leni sagt immer, man muss um diese Jahreszeit Deutschland verlassen, um

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