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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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dann weg will, ist es ihm völlig egal, was daheim auf dem Hof geschieht. Wissen Sie«, Linda Mompach schien gesprächiger zu werden, »hier im Ort meint man, Heiko sei ein ganz feiner Kerl, der sich ehrenamtlich überall engagiert. Aber Heiko ist nicht immer so edel.«
    Vanessa spürte, dass die Frau das Bedürfnis hatte, darüber zu reden. »Er hat sozusagen zwei Gesichter?«
    »Vielleicht kann man das so sehen«, meinte die Bäuerin. »Aber er hat in seiner Jugendzeit sehr viel arbeiten müssen. Hart arbeiten müssen. Er hat den Hochsträßhof sehr zeitig von seinen Eltern übernommen und dann zu dem gemacht, was er heute ist. Unsere Landwirtschaft steht gut da. Viele um uns herum haben aufgeben müssen, aber Heiko hat sich durchgebissen.«
    Linkohr nickte. »Aber er hat sich damit nicht nur Freunde gemacht?«
    »Wer macht sich schon Freunde, wenn er im Konkurrenzkampf steht?«, konterte Frau Mompach so schnell, wie es Linkohr nicht erwartet hätte. Offenbar stand sie in gewisser Weise weiterhin hinter ihrem Mann.
    »Wenn er unterwegs ist wie jetzt, dann können Sie ihn nicht erreichen?«, wechselte Vanessa das Thema.
    Lindas Gesprächigkeit stockte. Sie schnäuzte sich wieder. »Das will er nicht. Er sagt, er will im Urlaub nicht gestört werden. Meist ruft er zweimal die Woche an und erkundigt sich, ob alles läuft.«
    »Ist Ihnen das nie komisch vorgekommen?«, wunderte sich Vanessa.
    »Komisch schon. Aber Heiko sagt, das würden seine Jagdfreunde genauso machen. Sie wollen einfach abschalten.«
    »Na ja«, kommentierte Vanessa, »aber wer Ehefrau und Familie hat, kann sich doch nicht einfach so davonstehlen.«
    Linkohr verwarf den Gedanken, etwas direkt darauf zu sagen. Stattdessen beschränkte er sich auf das wichtigste Thema: »Und jetzt ist er auf den Kanaren, meinen Sie?«
    »Teneriffa, ja«, erklärte Frau Mompach.
    »Er könnte aber genauso gut auch woanders sein, nehme ich an?«, hakte Vanessa nach.
    »Wieso sollte er woanders sein?«
    Linkohr hegte Zweifel, ob eine Frau so naiv sein konnte. »Mit seinem Freund Hartmann war er aber auch schon anderswo – oder sehen wir das falsch?« Der Kriminalist rief sich die Telefonverbindungsdaten aus dem Handy des Selbstmörders in Erinnerung. Dort fanden sich die Vorwahlnummern von Moskau, Sankt Petersburg und zwei weiteren Städten, deren Namen ihm jetzt nicht einfielen. Eine lag ebenfalls in Russland, die andere in Thailand.
    »Hartmann ist tot«, stellte Frau Mompach emotionslos fest, als ob dies die Reisegewohnheiten ihres Mannes schlagartig verändert hätte.
    »Er war also mit ihm auch mal in Russland?«, fragte Vanessa.
    »Ja, natürlich. In Russland hatte Hartmann doch viele Geschäftskontakte. Manchmal sind sie nur mal zwei, drei Tage nach Moskau geflogen.«
    »Hatte denn Ihr Mann dort ebenfalls geschäftlich zu tun?«, wollte Linkohr wissen.
    »Mein Mann hat ihn begleitet. Aber was da genau gelaufen ist, darüber können Sie ihn fragen, wenn er zurück ist.«
    Falls er seine jetzige Reise überlebt, durchzuckte es Linkohr und er erschrak selbst über diese innere Stimme. Er hakte deshalb nach: »Könnte es denn sein, dass Ihr Mann gar nicht auf den Kanaren ist, sondern ganz woanders?«
    Frau Mompach runzelte die Stirn und schnäuzte sich wieder. » Sein kann alles, Herr Kommissar. Heiko tut, was er will. Da fragt er niemanden.«
    »War er denn auch mal in Thailand?«
    »Thailand? Ja, zwei–, dreimal. Mit Hartmann. Wieso fragen Sie nach Thailand?«
    »Nur so«, log Linkohr. »Gab es da Bezugspunkte – nach Thailand?«
    »Nein, soweit ich weiß, nicht. Es waren Badeurlaube. Und wenn ich mich richtig erinnere, hat sich Hartmann dort eine Ferienwohnung oder so was Ähnliches gekauft.«
    »Ihr Mann aber nicht?«
    Frau Mompach zuckte mit den Schultern. »Ich mag keine Fernreisen. Also wegen mir hat er ganz sicher keine gekauft.«
    »Und für wen dann?«
    Sie wirkte plötzlich verwundert. »Für niemanden. Wozu auch? Oder denken Sie, er hat dort Schwarzgeld angelegt?«
    »Nein, natürlich nicht«, beruhigte Vanessa, um unvermittelt zu fragen: »Hat er denn Feinde?«
    »Sie fragen nach Feinden?«, staunte die Landwirtin. »Ich hab doch gesagt, dass wir viele Konkurrenten haben, die uns den Erfolg neiden. Und wenn Sie sich in Rimmelbach umgehört haben, dann wissen Sie, dass die Sache mit dem Pfarrer letztes Jahr viel Staub aufgewirbelt hat. Aber dazu möchte ich nichts sagen. Gar nichts.«
    »Ihr Mann hat sich gelegentlich auch auf dem Hochsitz von Herrn

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