Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
Vom Netzwerk:
er abgereist?«
    »Donnerstag.«
    »Wann kommt er wieder?« Häberle rätselte, ob sie tatsächlich so wenig Deutsch konnte, wie ihre kurzen Antworten es vermuten ließen.
    »Kommt wieder in zehn Tagen, er hat gesagt.«
    »Darf ich fragen, wer Sie sind?«
    »Ich bin Studentin. Darf so lange hier wohnen, bis wiederkommt Igor.« Auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein Lächeln ab.
    »Ihr Name?«
    »Name? Von mir? Wieso? Ist das wichtig für Polizei?«
    »Ja, ist es«, behauptete Häberle und setzte ebenfalls ein charmantes Lächeln auf.
    »Ich bin Marina«, gab sie jetzt bereitwillig Auskunft. »Tamerowska. Soll ich buchstabieren?«
    Häberle ging nicht darauf ein, sondern verlangte nach ihrem Pass, den sie bereitwillig aus der Wohnung holte. Demnach war sie in Sankt Petersburg gemeldet. Häberle schrieb Namen und Passnummer auf.
    »Ich bin Tourist hier. Nur Tourist«, versicherte sie unterdessen. »Wohne in Sankt Petersburg, war früher Leningrad, verstehen Sie?«
    »Wo werden Sie hingehen, wenn Herr Popow wiederkommt?«, wollte der Chefermittler wissen.
    »Werde gehen nach Frankreich. Straßburg.«
    »Als Studentin?«
    »Studentin, ja.«
    »Was studieren Sie?«
    »Politik… äh, Politikwissenschaften.«
    »An welcher Universität?«
    »Vielleicht Paris, weiß noch nicht so recht. Wohne zuerst bei Freunden in Straßburg.«
    Häberle bedankte sich für die Auskunft und verabschiedete sich. Er musste jetzt dringend mit dem Staatsanwalt sprechen.

    Es dämmerte bereits, als Linkohr und Vanessa in den Hochsträßhof einbogen. In der kühlen Novemberluft lag noch immer der penetrante Brandgeruch, der sich im ganzen Ort ausgebreitet hatte. Linda Mompach war gerade auf dem Weg vom Wohngebäude zu den Stallungen. Denn jetzt, nachdem Sandra für mehrere Tage ausfallen würde, hing die gesamte Last der großen Landwirtschaft an ihr. Für einen kurzen Moment war sie am Nachmittag dem Gedanken nachgehangen, ihren Sohn Timo anzurufen und ihn um Mithilfe zu bitten. Doch dies ließ ihr Stolz nicht zu. Schließlich war Timo einfach weggegangen, obwohl sie ihn stets umsorgt hatte. Aber das zerrüttete Vater-Sohn-Verhältnis ließ sich wohl nie wieder kitten.
    Linkohr und Vanessa kamen auf sie zu, stellten sich vor und wurden in das Esszimmer des Wohngebäudes gebeten. Linda Mompach streifte sich die Arbeitsschürze ab und wusch sich in der Küche die Hände. »Wir halten Sie nicht lange auf«, versprach Linkohr, während sie auf unbequemen Holzstühlen an einem verschrammten Tisch Platz nahmen. Linda Mompach schob Teller und Tassen mit eingetrockneten Speiseresten beiseite. »Entschuldigen Sie, aber bei mir geht’s heute drunter und drüber«, versuchte sie, die Unordnung zu erklären.
    Vanessa nickte, sodass ihre zum Pferdeschwanz gebundenen Haare wieder lustig wippten, was Linkohr interessiert beobachtete. »Frau Kowick wird vermutlich einige Tage in der Klinik bleiben müssen«, sagte sie. »Sie ist nervlich ziemlich schwer angeschlagen.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, erwiderte die Landwirtin und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Ich bin noch immer fassungslos. Wir haben die Sirene gehört, sind ins Freie raus und das Haus da drüben«, sie deutete in die entsprechende Richtung, »stand lichterloh in Flammen.« Sie unterdrückte die Tränen. »Wir waren total schockiert. Und dann ist Sandra losgerannt. Einfach losgerannt, hat in Panik geschrien. Da war dann auch schon die erste Feuerwehr da.«
    Die beiden Kriminalisten ließen sie reden und warteten, bis sie einen kurzen Weinkrampf überwunden hatte. »Es ist alles so schlimm. So schlimm. Sandra hat so etwas nicht verdient.«
    Linkohr zögerte, ergriff dann aber das Wort: »Kam es oft vor, dass Frau Kowick und Sie zusammensaßen?«
    »Höchst selten.« Sie schnäuzte sich. »Heiko, mein Mann, sieht das nicht gerne, wenn ich mit ihr Privates rede. Er sagt, es sei schon immer so gewesen, dass Mägde und Knechte keinen privaten Kontakt zur Bauernfamilie haben dürften.«
    »Sie sehen das aber anders?«, wollte Vanessa wissen.
    »Die Zeiten haben sich geändert. Sandra ist keine Magd, sondern eine Angestellte des Hauses, und als solche möchte ich sie auch behandeln.«
    »Deshalb treffen Sie sich heimlich mit ihr?«
    Frau Mompach nickte verschämt. »Ja, das geht nur, wenn Heiko für längere Zeit weg ist.«
    »Was ja hin und wieder vorkommt«, fiel ihr Linkohr ins Wort.
    Sie zuckte ratlos mit den Schultern. »Hin und wieder, ja. Mit seinen Jagdfreunden. Und wenn er

Weitere Kostenlose Bücher