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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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eingeprägt.
    »Ja, natürlich«, bestätigte Igor unsicher. »Klar, ich bin später noch mal weggefahren, hinüber nach Bartholomä, um im Getränkemarkt eine Kiste Bier zu holen.« Er lächelte überlegen. »Und Wodka. Das haben Sie doch hören wollen, oder?«
    »Und dabei sind Sie bei Rimmelbach die Abkürzung über den Feldweg gefahren, stimmt’s?«, erwiderte Häberle schnell.
    Igor nickte zaghaft.

    Heiko Mompach war wie elektrisiert. Wie immer, hatte er am frühen Nachmittag die Post aus dem Kasten geholt, der an einem Betonpfosten des Vorgartens hing. Einige Werbesendungen und weiße Briefkuverts waren ihm beim Öffnen der Blechklappe gleich in die Hände gefallen. Ein großes braunes Kuvert, das sich verklemmt hatte, musste er hingegen herausziehen.
    Für einen kurzen Moment stutzte er. Als Adressenfeld hatte ein aufgeklebtes Stück weißes Papier gedient, das in großen Buchstaben mit seiner Anschrift bedruckt war. Bereits auf dem Weg zurück ins Haus und zu seinem Büro drehte er es um, doch es gab keinen Absender. Den Poststempel konnte er nicht entziffern.
    Jetzt, an seinem Schreibtisch sitzend, schlitzte er das Kuvert auf und sah vorsichtig hinein. Er erkannte ein einziges weißes DIN-A4-Blatt, das in voller Größe darin Platz gefunden hatte – als handle es sich um ein besonders wichtiges Dokument.
    Mompach fasste es vorsichtig mit Daumen und Zeigefinger und zog es heraus. Allein schon die grafische Gestaltung ließ nichts Gutes erwarten: Die gedruckte Schrift bestand aus unterschiedlichen Schrifttypen und –größen, aus verschiedenfarbig markierten Worten und einer ganz groß in dunkelrot angegebenen Forderung: »Halbe Million in US-Dollar-Scheinen zu 50 Dollar.«
    Mompachs Blutdruck schoss blitzartig in die Höhe. Er vergewisserte sich, dass er die Tür zu seinem Büro zugedrückt hatte, und nahm die Hände von dem Blatt, als habe er Angst, verräterische Spuren zu hinterlassen. Doch dafür gab es keinen Grund. Die Spurensicherung der Kriminalpolizei würde es niemals zu Gesicht bekommen. Niemals.

    Linkohr und Vanessa hatten ihren Besuch bei Stefanie Marquart telefonisch angekündigt. Die junge Witwe jenes Mannes, der am Karfreitag seinem Leben ein allzu frühes Ende gesetzt hatte, begrüßte sie an der Tür eines sanierungsbedürftigen Hauses. Linkohr, der auf eine Albbäuerin in Arbeitskleidung eingestellt war, konnte seine Verwunderung nur mühsam verbergen. Vor ihm stand eine große, schlanke Frau, die nicht gerade den Eindruck erweckte, direkt aus einem Stall zu kommen. Vanessa entging Linkohrs Reaktion nicht, weshalb sie ihm einen strafenden Seitenblick zuwarf.
    Die beiden Kriminalisten wurden durch einen dunklen Flur mit windschiefen Wänden in ein kleines Wohnzimmer geführt, das zweckmäßig mit Möbeln aus der Mitnahmeabteilung eingerichtet war.
    Linkohr bat um Verständnis für den Besuch und fasste dessen Hintergründe kurz zusammen. Vanessa mischte sich anschließend sofort ein: »Wir wissen also noch nicht so genau, wie der Suizid des Herrn Hartmann einzustufen ist. Und …«, sie gab sich zurückhaltend und senkte die Stimme, »nachdem auch Ihr Mann erst vor Kurzem aus dem Leben geschieden ist, wollen wir die Strukturen im Dorf nachvollziehen.«
    Frau Marquart, die sich auf dem Eckteil der Couch den Kriminalisten gegenübergesetzt hatte, stützte ihren Kopf nachdenklich mit dem linken Arm. »Haralds Tod hat damit – wenn überhaupt – nur indirekt etwas zu tun.«
    »Indirekt?«, zeigte sich Linkohr sofort interessiert. Vanessa musterte die Frau und stellte fest, dass sie zitterte.
    »Wenn Sie sich im Dorf schon ein bisschen auskennen, werden Sie wissen, dass wir zu den Verlierern gehören«, sagte die junge Landwirtin langsam. »Die Agrarpolitik hat uns in die Pleite geführt. Egal, was wir gemacht haben, egal, wie wir uns abgerackert haben – wir sind auf keinen grünen Zweig mehr gekommen.« Ihre Augen wurden wässrig. »Harald hat sich bemüht, nach dem frühen Tod seiner Eltern das Erbe in ihrem Sinne fortzuführen. Aber es hat sich schnell gezeigt, dass unser Betrieb zu klein war, um davon auf Dauer leben zu können.«
    Vanessa nickte verständnisvoll. »Dieses Schicksal teilen Sie mit vielen Landwirten.«
    Frau Marquart schnäuzte in ein Papiertaschentuch. »Und dann all dieser Bürokratismus. Sie haben keine Ahnung, wie die kleinen Landwirte gegängelt werden.«
    Linkohr musste wie immer in solchen Situationen an Häberle denken, der nie müde wurde, sich über

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