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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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konnte nicht mehr weiterreden, weil ihre Tränen die Stimme erstickten. Vanessa legte jetzt einen Arm um sie und ließ sie weinen. Das Schreckliche musste nicht ausgesprochen werden.
    Linkohr verfolgte das Gespräch der beiden Frauen mit ernstem Gesicht. Er fühlte sich nicht sehr wohl und war froh, dass Vanessa die Situation retten konnte.
    Sie ließen einige Minuten schweigend verstreichen, während derer Linkohr seinen Blick durch das Wohnzimmer streifen ließ. Seine Augen blieben an einem großen gerahmten Schwarz-Weiß-Foto hängen, das an einem Brett der dunklen Schrankwand lehnte. Das Bild zeigte einen knapp 30-jährigen Mann, der fröhlich winkend auf einem Traktor saß. Vermutlich war es Harald Marquart gewesen, vermutete Linkohr und besah sich die bunten Buchrücken, die sich nach beiden Seiten des Regals erstreckten. Eine Reihe tiefer stapelten sich geöffnete Briefe und schwarz geränderte Trauerkarten, daneben waren kleine filigrane Engelsfiguren aufgereiht. Zwischen ihnen schimmerte das Rot einiger münzengroßer, schwarz getupfter Glückskäfer herüber.
    »Entschuldigen Sie bitte«, holte ihn Vanessas Stimme aus seinen Beobachtungen zurück, »wir möchten Sie nicht unnötig belasten. Aber vielleicht ist es auch im Sinne Ihres Mannes, wenn wir uns in Rimmelbach etwas genauer umhören.«
    »Sie tun ja auch nur Ihre Pflicht«, entgegnete Stefanie und schnäuzte erneut in ihr tränennasses Taschentuch. Linkohr fingerte ein frisches aus einer Packung, die er im Jackett trug, und reichte es ihr.
    »Der größte Grundbesitzer am Ort ist Mompach?«, fuhr Vanessa fort, während sich Stefanie für Linkohrs Aufmerksamkeit bedankte.
    »Ja, natürlich. Der hat auch den meisten Einfluss. Er ist im Kirchengemeinderat und im richtigen Gemeinderat stellvertretender Vorsitzender. Und er hat das meiste Land hier.«
    »Das er von den Kleinen übernommen hat«, stellte nun Linkohr fest.
    »Ja, er kauft alles auf, was er kriegen kann. Und wahrscheinlich wird er auch unseren Hof ersteigern.«
    »Und was wissen Sie über Herrn Hartmann?«, hakte Vanessa vorsichtig nach.
    Stefanie zögerte und atmete ein paarmal tief durch. »Man sagt, sie seien dicke Freunde gewesen – er und Mompach.« Die Antwort klang unterkühlt.
    »Aber Hartmann hat drüben in Böhmenkirch gewohnt«, warf Linkohr ein, »hatte der denn auch Einfluss in Rimmelbach?«
    Wieder zögerte sie. »Ich denke schon – wenn er ein dicker Freund von Mompach war –, ganz sicher sogar.«
    »Und was hat man sonst so über ihn gehört?« Linkohr wusste, dass allgemein gehaltene Fragen meist wenig ergiebig waren.
    Stefanie sah ihn verwundert an, um dann ihren Blick Hilfe suchend auf Vanessa zu richten. »Was meinen Sie mit ›sonst so‹?« Sie wusste mit dieser Frage offenbar nichts anzufangen. »Ich kann Ihnen dazu nichts sagen.«
    Linkohr sah die Gelegenheit gekommen, einen der Kernpunkte anzusprechen – auch auf die Gefahr hin, dass die Stimmung vollends kippte. »Hatten Sie denn auch Verbindungen zu Herrn Hartmann?« Natürlich war es eine dreiste Frage, gestand sich Linkohr ein. Aber die Telefonverbindungsdaten, die sie vorliegen hatten, zwangen ihn dazu.
    »Zu Herrn Hartmann?«, wiederholte Stefanie die Frage, als habe sie sie nicht verstanden. Sie rückte reflexartig von Vanessa ab, die daraufhin auch wieder auf Distanz ging und sich zu Linkohr zurück setzte. Von einer Sekunde auf die andere war ihre tiefe Traurigkeit einer gewissen Abwehrhaltung gewichen, glaubte Linkohr zu erkennen.
    Stefanies gerötete Augen waren plötzlich weit geöffnet. Sie huschten aufgeregt zwischen den beiden Kriminalisten hin und her. Sie schwieg, doch weder Linkohr noch Vanessa wollten die Frage wiederholen.
    »Ja«, gab sie schließlich widerstrebend zu, »er hat mich hin und wieder angerufen und gefragt, wie es mir gehe. Aber mir war nach dem Tod von Harald – das liegt ja erst ein halbes Jahr zurück – nicht danach, mich mit ihm einzulassen.«
    »Einzulassen?«, griff Vanessa das Gesagte behutsam auf. »Hat er sich denn eine Beziehung mit Ihnen versprochen?«
    Nach einer peinlichen Pause, während der Stefanie ratlos einige Male mit den Schultern zuckte, unternahm Vanessa einen diplomatischen Vorstoß: »Es geht nur darum, wer sich um Sie gekümmert hat. Sie sagten, der Pfarrer sei’s gewesen – und es könnten sich ja auch noch andere mal nach Ihrem Zustand erkundigt haben.«
    »Andere?« Stefanie hatte jetzt ihr Taschentuch zu einer kleinen Kugel

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