Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
Vom Netzwerk:
Köpfe.«
    Häberle wunderte sich über die klaren Worte. Hatte er soeben ›Puppen‹ gesagt oder doch eher ›Nutten‹?, hämmerte es in Häberles Kopf. Er spürte, dass er auf der richtigen Fährte war.
    »Damit wir uns nicht falsch verstehen, Herr Popow«, blieb der Ermittler ruhig und sachlich, »es ist nicht verboten, weiblichen Besuch zu empfangen, auch nicht auf unserer schönen Alb. Vorausgesetzt, es wird niemand zu etwas genötigt, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Illegale Prostitution?«, brach es plötzlich aus Igor heraus, der seine zur Schau gestellte Gelassenheit verlor. »Glauben Sie, wir hätten hier oben ein Bordell betrieben? Hier in meiner Wohnung? Oder bei Herrn Hartmann? Das ist doch ziemlich weit hergeholt, finden Sie nicht auch?«
    »Da gebe ich Ihnen recht. Aber um genau so etwas ausschließen zu können, reden wir ja miteinander.« Es war genau diese väterliche Art und Weise, die Häberle meisterhaft anzuwenden wusste und die ihn bei seiner Ermittlungsarbeit so erfolgreich machte. »Es soll ja auch so schöne Einrichtungen wie einen ›Begleitservice‹ geben«, fuhr er ruhig und bedächtig fort. »Das ist alles nicht verboten, wenn sich die Vermittler an Recht und Gesetz halten, also die Damen ordnungsgemäß anstellen, Sozialabgaben bezahlen und so weiter. Und wenn die Damen über 18 sind.«
    »Darf ich fragen, was dies alles mit Herrn Hartmanns Selbstmord zu tun hat?«, wurde Igor jetzt misstrauisch.
    »Es könnte doch sein, dass vielleicht doch manches nicht ganz den – sagen wir mal – üblichen Gepflogenheiten entsprochen hat und es Neid und Missgunst gab, von welcher Seite auch immer.«
    Igor schwieg und umklammerte mit Daumen und Zeigefinger die dünne Tischplatte.
    »Wenn es so wäre«, fuhr Häberle fort, »dann ist man als engster Mitarbeiter möglicherweise auch gefährdet.«
    »Gefährdet?« Es schien, als habe Igor dieses Wort wie ein Hammerschlag getroffen. »Wieso denn gefährdet?«
    Häberle ließ ein paar Sekunden verstreichen. »Es gibt Fälle, da fühlt man sich selbst als der Überlegene und merkt gar nicht, wie andere ihre Geschütze in Stellung bringen.«
    »Das klingt jetzt ziemlich kriegerisch.«
    »Soll es auch, Herr Popow. Ich kann Ihnen nur raten, die höfliche Zurückhaltung und Loyalität gegenüber Ihrem Chef aufzugeben – jetzt, wo er freiwillig aus dem Leben geschieden ist.«
    Wieder beugte sich Igor nach vorne und presste schweigend mit den Händen die Tischplatte zusammen, als fühle er sich als Schraubstock. Häberle nahm diese innere Verkrampfung aufmerksam zur Kenntnis. »Ihr Chef hatte auch enge Beziehungen zu Herrn Mompach, wie wir inzwischen wissen.«
    »Mompach?« Igor wirkte jetzt genervt. Wieder so ein Reizwort, wie es Häberle erschien.
    »Mompach, ja, der Großbauer. Er und Hartmann waren Jagdfreunde, sind in Kanada Bären jagen gewesen und in Rumänien vermutlich Wölfe. Aber sie waren beide hin und wieder auch in Thailand.« Häberle spielte den Trumpf der bisherigen Ermittlungen aus.
    »Woher wissen Sie das?«, war alles, was Igor erwiderte. Er entließ die Tischkante aus seinem Klammergriff und lehnte sich nun betont lässig in den voluminösen Sessel zurück.
    »Das ergibt sich alles aus Gesprächen, wenn man aufmerksam zuhört und dabei eins und eins zusammenzählt.« Häberle wartete wieder ein paar Sekunden. »Und wie war das nun mit diesen Reisen?«
    »Ich verstehe immer noch nicht, warum Sie mich danach fragen.« Igor versuchte jetzt, die Unsicherheit durch störrisches Verhalten zu kompensieren.
    »Weil Sie der Einzige sind, der als Außenstehender etwas erzählen kann, ohne berufliche oder private Konsequenzen befürchten zu müssen.« Häberle musste sich aber eingestehen, dass ihn diese Feststellung nicht einmal selbst überzeugte.
    »Und was spielt das für eine Rolle, ob die beiden Männer gemeinsam verreist sind?«
    »Das kann ich Ihnen erst sagen, wenn Sie mir meine Fragen beantworten«, konterte Häberle, der zunehmend Freude daran empfand, den jungen Mann in die Enge zu treiben. »Also: Gab es etwas bei Herrn Hartmanns Geschäftstätigkeiten, das nicht nur mit Viehzucht zu tun hatte?«
    Igor holte tief Luft. »Ich war meist nur der Dolmetscher«, wurde er wieder entspannter.
    »Aber doch nicht nur für die Viehgeschäfte?«, blieb Häberle hartnäckig.
    »Hauptsächlich schon, ja.«
    »Hauptsächlich?«
    Der junge Mann zögerte. Er schien zu bemerken, dass der Kriminalist nicht locker lassen würde. »Na ja, Sie

Weitere Kostenlose Bücher