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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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dieser Summe zehn Jahre lang jeden Monat zusätzlich 85 Euro Kranken- und Pflegeversicherung bezahlen muss. Rechnen Sie mal aus, welch riesiger Betrag da plötzlich fehlt.«
    Häberle nickte. Er hätte noch genügend dazu beitragen können – wie etwa, dass diese Regelung nur die eher Geringverdienenden betraf, während jene, die stets über irgendwelchen Bemessungsgrenzen verdient hatten, davon unberührt blieben. Und dass ausgerechnet die rot-grüne Regierung einst diese nachträglichen Vertragsänderungen beschlossen hatte, war für ihn der traurige Beweis, wie wenig sich die angeblich sozialen Politiker um die Kleinen scherten. »Den Schwarzen hätte man das auf Anhieb zugetraut«, brummte er, um auf das eigentliche Thema zurückzukommen. »Ihr soziales Engagement scheint hier also nicht von allen gebilligt zu werden?«
    »So könnte man das vorsichtig umschreiben, Herr Häberle, ja.«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass Sie bei den langen Gesprächen, die Sie geführt haben, auch tiefere Einblicke bekommen haben – in dieses gespaltene Dorf.«
    Kugler sank in sich zusammen. »Es gibt Menschen, die öffnen sich und reden über Probleme. Und andere bauen eine abwehrende Mauer um sich herum auf. Aber«, er seufzte wieder, » manche haben mir auch dankbar ihr Herz ausgeschüttet. Meistens die Frauen.«
    »Ich weiß, Sie dürfen als Pfarrer keine persönlichen Dinge dieser Leute preisgeben. Aber haben Sie den Eindruck, dass hier vieles sozusagen im Untergrund schwelt?«
    Kugler holte wieder tief Luft. »Auch das kann man so sagen.« Er zögerte. »Das sind eben jene sozialen Konflikte, die ich Ihnen gerade dargelegt habe. Und was meine Person anbelangt, da gibt es gewiss einige Herrschaften, denen es mit Sicherheit suspekt war, wie viel ich als Außenstehender in ganz kurzer Zeit erfahren habe.«
    »Zum Beispiel?«
    »Das kann ich ruhig sagen, weil es kein Geheimnis ist: Mompach ist der uneingeschränkte Herrscher hier. Und die Dorfgemeinschaft hat ihn dazu gemacht, ganz demokratisch, und in alle wichtigen Ämter und Positionen gehoben.«
    »Demzufolge muss es genügend Sympathisanten geben …«
    »Natürlich. Die Strukturen der Dörfer ändern sich. Es werden neue Baugebiete erschlossen, wovon wiederum gewisse Grundstücksbesitzer profitieren – und mit den Baugebieten kommen andere Bevölkerungsschichten. Sie wissen ja, dass es die Städter aufs Land zieht. Das ist vor allem hier interessant, wo Ulm, Heidenheim und Aalen mit ihren vielfältigen Angeboten an Arbeitsplätzen und Kulturveranstaltungen vor der Haustür ist. Und all die neu Hinzugezogenen scheren sich nicht um die Probleme der kleinen Landwirte – ganz im Gegenteil. Sie fühlen sich von dem Gestank nach Mist und Schweineställen belästigt und vom Krähen eines Gockels in der Ruhe gestört.«
    Häberle hörte aufmerksam zu. »Und welche Rolle spielte bei all dem der Hartmann?«
    »Entschuldigen Sie, aber das hab ich Ihnen doch bereits gestern dargelegt«, staunte Kugler.
    Der Kriminalist ließ sich nicht beirren. »Das ist richtig, aber Sie haben auch erwähnt, dass in Rimmelbach etwas im Gange sei, dessen Tragweite wir uns alle vermutlich noch nicht bewusst seien. So jedenfalls habe ich Ihre gestrige Schilderung in Erinnerung.«
    Kugler zögerte. »Konkret kann ich dies natürlich nicht begründen. Aber wenn man hier lebt, sich umhört, mit den Leuten spricht, dann liegt diese Einschätzung nahe.« Er wandte den Blick von Häberle und sah aus dem Fenster. Im Gegenlicht des hellen Nachmittags wirkten seine Falten im Gesicht besonders tief. »Manches gibt mir halt zu denken.«
    Häberle spürte, dass Kugler etwas loswerden wollte. »Ich gehe manchmal nachts raus, wenn ich nicht schlafen kann«, sprach der Theologe langsam weiter. »Vergangene Nacht wieder einmal.«
    Der Kriminalist ließ ihm Zeit.
    »Meist bewegt sich da draußen um Mitternacht nichts mehr. Aber vergangene Nacht kam ein Kastenwagen die Straße rauf.« Noch immer sah Kugler aus dem Fenster. »Weil er mir bekannt vorkam, habe ich nach der Nummer geschaut.« Er überlegte kurz. »Es war Hartmanns Kastenwagen. So ein Mercedes-Lieferwagen. Keine Ahnung, wofür Hartmann den gebraucht hat.«
    Häberle blieb ruhig. »Und wer hinterm Steuer saß, wissen Sie auch?«
    Kugler schüttelte langsam den Kopf.

11
    Mompach starrte auf das Blatt mit den verschieden großen Lettern und fühlte sich wie hypnotisiert von der großen Zahl: 500 000 US-Dollar in kleiner Stückelung. Aber auch der

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