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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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Schriftstück auf seinen Schreibtisch.
    »Er hätte wenigstens schreiben können, was die Begutachtung erbracht hat«, flüsterte er und schloss die Augen. Wieder diese zermürbende Ungewissheit, die ihn lähmte und die ihn keinen vernünftigen Gedanken mehr fassen ließ.
    »Wenigstens geht’s ein Stück weiter«, meinte Franziska, die den Text über seine Schultern hinweg mitgelesen hatte.
    »Weiter schon – aber wohin, Franziska?«, seufzte er. »Wenn sie dem Manuel nicht glauben würden, hätte Schaufler das hier reingeschrieben.«
    Kugler war sich sicher, dass der lapidar angekündigte Gesprächstermin nichts Gutes verhieß. Oder, so versuchte ihn eine innere Stimme zu beruhigen, vielleicht bestanden solche anwaltlichen Schreiben nur aus Textbausteinen, die immer versandt wurden, egal wie ein Strafverfahren gerade lief?
    Nein. In Kuglers Kopf hatten längst die negativen Gedanken das Kommando übernommen. Ganz sicher war das Schreiben kein gutes Zeichen.

    Nach den intensiven Ermittlungswochen im Oktober war Vanessa wieder für einige Tage bei der Direktion in Göppingen gewesen, wo sie die Aufregung um die Neugliederung der baden-württembergischen Polizei hautnah miterleben konnte. Als sie zurückkehrte, war Linkohr weit über das Dienstliche hinaus um sie bemüht, auch wenn er bis heute noch immer nicht genau wusste, ob sie seine Zuneigung erwiderte. Immerhin hatte er sie nun endlich zu einem gemütlichen Abend einladen können, ohne dass sie gleich mit einer flapsigen Bemerkung reagierte. Weil sie auf ein gediegenes Ambiente Wert legte und im Gegensatz zu ihren Altersgenossen nicht auf abenteuerliche Speisen fremder Länder stand, sondern Einheimisches bevorzugte, hatte er sich für den ›Hirsch‹ in Gosbach entschieden. Sie war auch gleich von dem Hinweis begeistert gewesen, dass es dort Zickleinbraten gab, eine Spezialität des Hauses, die dem schwäbischen Namen dieses Landstrichs angepasst war, nämlich dem ›Goißa-Täle‹. Ziegen wurden hierzulande ›Geißen‹ genannt und waren in der Vergangenheit dort zuhauf verbreitet. Sie sorgten dafür, dass sich an den Albhängen idyllische Wacholderheiden entwickeln konnten, wie sie jetzt dank der wieder erblühten Ziegenzucht rekultiviert wurden.
    Linkohr hatte vorsorglich einen Tisch bestellt. Bereits während sie von der freundlichen Bedienung zum linken der beiden herbstlich dekorierten Nebenräume geführt wurden, staunte Vanessa über das ländlich-geschmackvolle Ambiente. Offenbar hatten die Wirtsleute ein ganz besonders Gespür für eine stilgerechte Ausschmückung ihres Restaurants.
    Linkohr und Vanessa bekamen einen Eckplatz zugewiesen, was der junge Kriminalist dankbar zur Kenntnis nahm. Sie waren somit weit genug von den anderen Gästen entfernt, sodass sie nicht befürchten mussten, jemand würde ihre Gespräche belauschen.
    »Der Wirt heißt übrigens auch August wie unser großer Chef«, grinste Linkohr seiner Begleiterin zu, die sich an diesem Samstagabend in einem schicken dunklen Hosenanzug präsentierte – ganz ihrem Stil treu bleibend, mit dem sie sich tagtäglich als künftige Führungskraft in Szene setzte, wie Linkohr es empfand. Vanessa schien ohnehin nur ihre Karriere im Auge zu haben, wenngleich sie mit ihren gelegentlichen Äußerungen übers männliche Geschlecht auch verblüffen konnte. Linkohr musste oft an die gemeinsame Fahrt nach Böhmenkirch denken.
    »August ist doch ein netter Name«, meinte sie beiläufig, während sie in der großen Speisekarte blätterte. »Wie heißt er denn mit Nachnamen?«
    »Kottmann«, erwiderte Linkohr und vertiefte sich ebenfalls in das kulinarische Angebot. »Er kennt sich wie kaum ein anderer mit den Kräutern der Schwäbischen Alb aus, mit denen er seine Speisen würzt. Und alles, was sich ›verschnapsen‹ lässt, verwandelt er in feine Destillate.«
    Sie entschieden sich für besagten Zickleinbraten und Rotwein.
    »Na, lieber Kollege«, sagte Vanessa schließlich neckisch und legte ihre Hand auf seinen linken Arm, »zufrieden jetzt, dass es endlich geklappt hat?«
    Wieder diese Sticheleien, dachte er. »Um ehrlich zu sein, ja, Kollegin Vanessa«, sagte er ebenso spitz, »denn leider finde ich dich sehr sympathisch.«
    »Och«, machte sie mit Schmollmund, »und ich dachte, es sei mehr als nur Sympathie.«
    Das war genau die Art, die ihn im positiven Sinne reizte. Vanessa war nicht auf den Mund gefallen. Kein Wunder, schließlich war sie im Teenageralter mit den Eltern aus dem Norden

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