Machtkampf
hatte Linkohr längst zur Kenntnis genommen.
»Soll ich dir mal ganz ehrlich sagen, was ich wirklich denke?«, erwiderte er auf ihre bissige Bemerkung und fasste sich Mut: »Ich denke, dass du mit Herzklopfen auf den heutigen Abend hingefiebert hast, dass du seit Tagen schlaflose Nächte hast und immer nur überlegst, was dieser clevere Kriminalist namens Mike Linkohr mit dir im Schilde führt.«
»Exakt«, gab sie ebenso kokett zurück. »Und nach dem Essen bringt er mich auf den Hochsitz nach Rammel–, äh, Rimmelbach«, sie grinste spöttisch, »und tut, was Hartmann mit allen Frauen von Rimmelbach und Umgebung getan hat und weshalb ihn die männliche Bevölkerung entweder abgrundtief gehasst oder beneidet hat.«
Linkohr lachte laut auf. »Das nennt man ›vollen Körpereinsatz bei der Recherche‹, stimmt’s?«
»Aber vergiss nicht, mein lieber Mike, wir haben November. Die Zeit der lauen Sommernächte ist längst vorbei. Vielleicht sollten wir die Hochsitz-Szene doch lieber in gemütlicher Umgebung nachstellen.«
»Aber dann bitte nicht bis zum dramatischen Ende.«
»Du meinst: ohne Showdown mit der Jagdflinte?«
»Ich hätte das nämlich gern überlebt«, lächelte Linkohr, »denn vielleicht will ich’s öfter.«
»Angeber«, stichelte sie wieder. »Vielleicht wärst du froh, wenn du’s überhaupt erlebst.«
Er musste an seine vorherige Freundin denken. Nena. Das war die mit den Handschellen. Aber darauf wollte er jetzt nicht eingehen. Nena war gestern. Heute zählte nur Vanessa. »Wenn du Lust hast, können wir später dort hingehen«, zeigte er sich angriffslustig. »Gestört werden wir sicher nicht. Es sei denn, Mompach nimmt die Liebeslaube jetzt in Beschlag. Mit Heizstrahler oder so.«
»Der würde uns ganz gewiss nicht stören«, grinste die junge Frau vielsagend.
Linkohr konnte ihre Bemerkung nicht einordnen. »Und wieso nicht?«
Sie nahm einen Schluck Wein und sah ihn dabei mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Weil der Herr Mompach gestern in den Urlaub geflogen ist«, prahlte sie mit ihrem Wissen.
»Wie? In Urlaub? Woher weißt du das?«
»Aus zweiter Hand sozusagen.«
»Jetzt los, Vanessa, mach’s nicht so spannend.«
»Ich hab mich noch mal ausführlich mit dem Chef unterhalten – wegen einem Hinweis, den die Umweltschutzbehörde des Landratsamtes erhalten hat und über den die Göppinger Direktion informatorisch unterrichtet wurde. Es geht da um Mompach.«
»Und das erzählst du mir nur so nebenbei?«, empörte sich Linkohr.
»Du hast mich ja noch nicht richtig zu Wort kommen lassen. Außerdem sind wir heute Abend nicht zusammengekommen, um über Dienstliches zu reden, oder wäre dir dies lieber?« Wieder ihr provokantes Grinsen.
»Quatsch, Vanessa. Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun.« Er vergewisserte sich, dass neu hinzugekommene Gäste weit genug entfernt saßen und ihr Gespräch nicht mithören konnten. »Was hat Mompach mit der Umweltbehörde zu tun?«
»Illegale Müllverbrennung offenbar. Anonymer Hinweis auf eine Feuerstelle hinter seiner großen Scheune. Angeblich verbrennt er Plastiksäcke und Ähnliches, immer bei Nacht und Nebel und wenn’s keinen Mond hat. Außerdem …«, Vanessa kam näher zu ihm her, »… soll der Bürgermeister schon seit Längerem davon wissen, aber nichts gegen Mompach unternehmen. Kungelei, verstehst du?«
Das war natürlich nicht unbedingt ein Fall für das Dezernat, dem er angehörte. Aber allein schon die Namen und der Ort des Geschehens ließen ihn aufhorchen.
»Deshalb habe ich gestern bei Mompach angerufen. Und da hat mir seine Frau gesagt, dass er gerade in den Urlaub fliege.«
»Und auf dem Handy hast du ihn nicht erreicht?«
»Das wollte ich nicht. Außerdem hat Frau Mompach gesagt, er schalte das Handy im Urlaub grundsätzlich immer ab.«
»Hm. Der fliegt allein in den Urlaub. Hast du gefragt, wohin?«
»Ja, natürlich. Sie wollte zunächst nicht so recht heraus mit der Sprache, hat dann aber schließlich verraten, dass er nach Teneriffa fliege. Für vier Wochen. Das tue er immer im November, gemeinsam mit alten Schulfreunden.«
»Teneriffa?«, echote Linkohr. Er musste an das Gespräch mit Mompach junior denken. »Bist du sicher, dass sie Teneriffa gesagt hat – und nicht etwa Thailand?«
»Ganz sicher, Mike, absolut.«
»Da haut’s dir ’s Blech weg«, entfuhr es ihm, was bei Vanessa ein neuerliches Grinsen auslöste.
13
Erst als sie einigermaßen sicher sein konnte, dass Manuel schlief, hatte
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