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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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Kriminalaußenstelle nach Geislingen gekommen, wo sie jetzt dem jungen Beamten leicht verärgert gegenübersaß.
    »Herr Hartmann ist beerdigt, der Pfarrer ist weg – ich verstehe, ehrlich gesagt, nicht so recht, was es noch zu besprechen gibt«, zeigte sie sich unwirsch und fingerte an ihrer Handtasche, die sie auf den Tisch gestellt hatte.
    Linkohr lächelte. »Wir sind auch schon dabei, die Sache Hartmann zu den Akten zu legen. Und was den Pfarrer anbelangt, da kümmern sich nun die Juristen drum.«
    »Für den kleinen Manuel ist das alles andere als förderlich«, meinte die Schulleiterin fürsorglich. »Ich habe jetzt das Jugendamt zum wiederholten Male auf die familiäre Situation hingewiesen. Vielleicht sollte auch von Ihrer Seite noch einmal Druck gemacht werden.«
    Linkohr nickte, obwohl er sich in diese Angelegenheit nicht einmischen wollte. Allerdings hatten er und Häberle weiterhin gewisse Zweifel, ob man die beiden Fälle tatsächlich so strikt trennen konnte, wie es die Staatsanwaltschaft gerne hätte. Häberle hatte vor einigen Tagen seine Einschätzung kundgetan: »Erst wenn da oben noch ein großes Ding passiert, werden unsere ›hohen Herren‹ wach.« Und Häberle hatte ein Gefühl für solche Entwicklungen. Deshalb war es ihm für geboten erschienen, die Verflechtungen Hartmanns innerhalb Rimmelbachs nicht ganz außer Acht zu lassen. Dies jedoch musste mit sehr viel Fingerspitzengefühl geschehen, zumal nach Meinung Häberles gerade Frau Stenzel dazu neigte, sich gleich an allerhöchster Stelle zu beschweren.
    Linkohr betonte deshalb, dass es lediglich noch darum gehe, »die Aktenlage vollends zu glätten«, um den Fall endgültig abschließen zu können. Er versuchte, seinen ganzen Charme spielen zu lassen, was ihm nicht sonderlich schwerfiel, zumal ihm die Frau bereits beim ersten Treffen gefallen hatte. Für einen Moment überlegte er, ob sie privat genauso kühl reagieren würde wie in ihrer Eigenschaft als Rektorin einer Mini-Grundschule.
    »Wir haben natürlich in den Tagen nach Hartmanns Suizid einige seiner Kontakte ausgewertet«, begann er und bemerkte, wie sich Stenzels Gesichtsausdruck veränderte. »Ein solcher Vorgang ist völlig normal«, begründete er sofort derlei Ermittlungen, »und kann jeden betreffen. Nichts von all dem wird jemals öffentlich, wenn es sich um rein private Angelegenheiten handelt.« Linkohr wusste, dass es jetzt auf jede Formulierung ankam. »Unsere Aufgabe ist es, das Unwichtige von den relevanten Dingen zu trennen – insbesondere auch im Sinne derer, die gleich gar nicht in weitere Ermittlungen aufgenommen werden sollen.«
    Karin Stenzel atmete schneller und unterbrach Linkohrs Ausführungen. »Wenn ich Sie richtig verstehe, bin jetzt also ich dran. Jetzt, nachdem Sie Ihre Ermittlungen angeblich abgeschlossen haben, jetzt, nachdem Sie mir gerade einreden wollen, alles sei reine Routine.«
    Linkohr blieb ruhig, entschied aber, die Katze aus dem Sack zu lassen: »Um es kurz zu machen, Frau Stenzel, wir haben die Telefonverbindungsdaten von Herrn Hartmann ausgewertet – und da gab es auch einige Gespräche zu Ihrem Handy.«
    Aus dem Gesicht der Schulleiterin war alle Farbe gewichen. »Sie haben mir nachspioniert?«
    »Nein, eben nicht«, konterte Linkohr. »Es sind nur die Daten, die wir bei Herrn Hartmann erhoben haben.«
    »Sie wagen es, zwischen Herrn Hartmann und mir …«
    »Nichts wagen wir«, bremste Linkohr ihre aufkommende Empörung, »gar nichts. Und alles, was wir hier drin reden, bleibt unter uns. Das garantiere ich Ihnen.«
    »Schon wenn Sie dies sagen, hegen Sie doch den Verdacht, ich hätte mit Herrn Hartmann ein Verhältnis gehabt.« Ihre Stimme hatte ein gefährliches Zischen angenommen.
    »Selbst wenn es so wäre«, versuchte Linkohr, ihr eine Brücke zu bauen, »wäre dies für uns völlig uninteressant und Ihre ureigenste Angelegenheit. Nur wäre es für uns hilfreich, wenn wir auf diese Weise noch ein bisschen mehr über Herrn Hartmanns Lebensumstände erfahren könnten.«
    »Und dies ausgerechnet von mir«, flüsterte Frau Stenzel. »Und selbst wenn es so wäre, wie Sie mir andichten wollen, was sollte ich Ihnen dann über Herrn Hartmann sagen können?«
    Linkohr staunte über diese Formulierung und entschied sich für einen weiteren Angriff. »Mal angenommen, Sie wären jene Person gewesen, auf die er an diesem Nachmittag möglicherweise noch gewartet hat und mit der er dort oben auf seinem Hochsitz noch ein Gläschen Sekt hätte

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