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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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Bildung noch die nötigen Kontakte in die Szene. Das geht eindeutig aus den Akten hervor«, sagte er.
    »Sie waren Kanonenfutter«, warf Archer ein. »Safwan Abidi wird sie rekrutiert haben.« Sie spielte damit auf den dritten Attentäter an, der bislang flüchtig war. Ein Palästinenser. Der einzige, der über die nötigen Verbindungen verfügen könnte.
    »Abidi war Arzt in der Notfallchirurgie des größten Krankenhauses der Stadt. Ich habe seine Dienstpläne studiert. Er war erst seit ein paar Wochen in Kopenhagen und hat rund um die Uhr gearbeitet.«
    »Außer, wenn er sich mit Mahir Barakat traf, um den Anschlag vorzubereiten.«
    »Glauben Sie wirklich, dass ein Mann wie Barakat drei Tage vor einem Anschlag, in dessen Vorbereitung er verwickelt ist, vor Ort auftaucht?«
    »Abidi ist seit dem Anschlag untergetaucht«, beharrte Archer auf ihrer Meinung. »Sie waren dabei, als wir seine Wohnung durchsucht haben. Sie wissen, was wir dort gefunden haben.«
    Mayer ließ sich nicht so leicht aus dem Konzept bringen. »Marion, auch Sie wissen, dass diese Entwicklung zur Dezentralisierung des Terrorismus keine Erfindung ist. Sie zeichnet sich nicht erst seit gestern ab.«
    »Ich weiß, worauf Sie hinauswollen«, sagte sie seufzend. »Die Amerikaner haben schon vor dreißig Jahren davor gewarnt.«
    »Richtig«, bestätigte Mayer, »bevor sie angefangen haben, den Nahen Osten durch die Brille des Mossad zu betrachten.«
    »Die Amerikaner waren damals eben klüger als heute.«
    »Nein«, widersprach Mayer, »sie waren besser informiert. Und von daher wage ich es auch, in Bezug auf Kopenhagen diese Verbindung zu Abidi und Barakat in Frage zu stellen.«
    Sie sah ihn prüfend an. »Sie machen sich Sorgen wegen Noor al-Almawi, die hier in Hamburg verhaftet worden ist. Ist es das?«
    »Ich kann mich lediglich des Gefühls nicht erwehren, dass mir jemand falsche Teile in mein Puzzle mischt.«
    »Es gibt aber inzwischen Aussagen, oder? Hat Burroughs nicht ein Geständnis von ihr?«
    »Welchen Wert hat eine Aussage, die unter Folter erzwungen wurde?«
    Archer runzelte die Stirn. »Können Sie das beweisen?«
    »Nein.«
    »Schade.«
     
    An diesem Vormittag sollte sich keine Gelegenheit mehr bieten, mit Marion Archer zu sprechen. Als Burroughs die Ermittlungen der CIA in Syrien skizzierte und was sich aus der Sicht der Agency durch die Verhaftung Mahir Barakats für die aktuelle Situation in Hamburg ergeben hatte, begegnete er über den Konferenztisch hinweg ihrem forschenden Blick, als der Name Valerie Weymann fiel. Er fragte sich, ob Burroughs mit Archer auch über sie gesprochen hatte.
    Ich weiß, dass auch Sie Ihre Probleme mit ihm haben.
    Warum hatte Archer das über Burroughs gesagt? Sie äußerte sich sonst nicht über Kollegen, schon gar nicht so konkret. Und welches Problem hatte
sie
mit dem Amerikaner? Mayer nahm sich vor, seine kanadische Kollegin später noch einmal anzurufen.
     
    Als er das Generalkonsulat verließ, gesellte sich Burroughs zu ihm.
    »Was hatten Sie mit Archer zu besprechen? Ich wusste nicht, dass Sie sich so gut mit ihr verstehen. Kennen Sie sie schon länger?«
    »Wir waren zusammen in Kopenhagen. Warum fragen Sie?«
    Burroughs kickte mit dem Fuß einen Stein weg, der auf dem Bürgersteig lag. »Neugier, Eric, reine Neugier. Eine der Grundvoraussetzungen in unserem Beruf. Meinen Sie nicht auch?«
    Burroughs’ Erklärung kam ein wenig zu leicht, zu oberflächlich daher, aber Mayer ließ sie auf sich beruhen.
    »Wir müssen noch einmal mit Valerie Weymann reden«, fuhr Burroughs fort. »Jetzt, wo wir wissen, dass sie uns nicht die Wahrheit sagt.«
    »Ich werde das übernehmen«, sagte Mayer. »Ich informiere Sie dann.«
    Burroughs runzelte die Stirn. »Warum habe ich nur immer wieder das Gefühl, dass Sie mir nicht vertrauen, Eric?«
    »Das hat mit Vertrauen wenig zu tun. Es geht um die Befragung einer deutschen Staatsangehörigen auf deutschem Boden – es ist eine Frage der Zuständigkeit.«
    Burroughs blieb unvermittelt stehen. »Was hat Archer Ihnen erzählt?«
    Mayer verbarg seine Überraschung. »Warum fragen Sie sie nicht selbst?«, erwiderte er kühl und bemerkte, wie Burroughs’ Lippen bei seinen Worten schmal wurden. Es brodelte gewaltig zwischen Archer und dem Amerikaner.
    Aber Burroughs hatte sich schnell wieder gefangen. »Wissen Sie … ich will Sie nicht in etwas reinziehen, das Sie nicht betrifft«, fuhr er in jovialem Ton fort, »aber Archer versucht, mich seit einiger Zeit bei den

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