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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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Anschlag verhindern können, wenn sie enger zusammengearbeitet hätten. Es hatte Hinweise gegeben. Aber erst hinterher hatten sie die Verflechtungen erkannt. Als es zu spät war. Er war mit Archer vor Ort gewesen, war mit ihr durch die Turnhalle gegangen, in der sie die Opfer aufgebahrt hatten. Fünfzig unschuldige Menschen, darunter fünfzehn Kindergartenkinder, die auf dem Weg in Kopenhagens berühmten Vergnügungspark, den Tivoli, waren, als die Bomben explodierten. Verstümmelte und zerfetzte Körper. Verbrannte Gesichter. In einer Ecke, etwas abseits von den Toten, hatten abgedeckt einzelne Körperteile gelegen, die noch nicht hatten zugeordnet werden können. Ein kleiner Fuß hatte daraus hervorgeragt. Archer war davor stehen geblieben, schweigend und mit unbewegter Miene, als ob sie einen Schwur leistete. Jetzt hatte ihr Gesicht den gleichen Ausdruck angenommen.
    »Wir werden kein zweites Kopenhagen erleben«, sagte er.
    »Ich wünschte, ich könnte Ihre Zuversicht teilen, Eric. Wenn wir nicht bald etwas in der Hand haben, wird uns Kopenhagen gegenüber dem, was in Hamburg passieren wird, als ein harmloses kleines Feuerwerk in Erinnerung bleiben.« Sie straffte ihre Schultern, als wappne sie sich gegen einen Angriff. »Es macht mir große Sorge, dass wir zwar konkrete Hinweise auf einen geplanten Terroranschlag haben, aber unsere Ermittlungen bislang im Sand verlaufen.«
    Unter all der Terror-Spam, wie die Kollegen des Bundeskriminalamtes und des Verfassungsschutzes die Flut von E-Mails, Faxen und Anrufen bezeichneten, die täglich in den Büros einging, waren tatsächlich einige wenige ernstzunehmende Drohungen. Ihr Tonfall entsprach jenen, die vor dem Anschlag in Kopenhagen eingegangen waren, die nur niemand ernst genommen hatte. Am allerwenigsten die Dänen, die bitter dafür bezahlt hatten.
    Mayer sah auf und begegnete Burroughs’ Blick am anderen Ende des Raumes. In einschlägigen europäischen Fachkreisen begegnete man den Mitarbeitern der CIA inzwischen mit einem gesunden Misstrauen. Nach einigen peinlichen Pannen und Fehleinschätzungen hatten die Amerikaner deutlich an Glaubwürdigkeit eingebüßt.
    Archer folgte seinem Blick. »Er ist ein Unruhestifter. Es würde uns allen besser gehen ohne ihn«, bemerkte sie, während sie Burroughs lächelnd zuwinkte.
    Mayer schwieg.
    »Kommen Sie, ich weiß, dass Sie auch Ihre Probleme mit ihm haben«, konstatierte Archer.
    »Probleme wäre übertrieben«, erwiderte Mayer zurückhaltend. »Wir sind uns nicht immer einig in der Einschätzung brisanter Situationen.«
    »Zum Beispiel?«
    Mayer schüttelte den Kopf. »Sie lassen nicht locker, was?«
    »Das ist mein Job«, erwiderte sie mit einem flüchtigen Lächeln.
    Mayer stellte seine Kaffeetasse ab und warf einen Blick aus dem hohen Fenster. Es schneite noch immer. »Die Amerikaner suchen bei jeder terroristischen Aktivität auf der Welt die Verbindung zu al-Qaida«, sagte er schließlich, »und Burroughs folgt diesem Denkmuster.«
    »Sie spielen auf Kopenhagen an.«
    »Es ist für mich nur das jüngste Beispiel.«
    »Sie sehen also keine Verbindung zu den üblichen Verdächtigen.«
    »Nein. Unsere Ermittlungen in den vergangenen Jahren haben gezeigt, dass in Europa eine neue Generation von Terroristen herangewachsen ist. Junge, wütende Männer, die Vergeltung suchen. Sie agieren dezentral und autonom, völlig unabhängig von der alten Führung.«
    Archer wiegte nachdenklich den Kopf. »Aber unsere aktuellen Ermittlungsergebnisse weisen in Richtung des großen internationalen Terrorismus. Und es macht Sinn. Die Dänen gelten als Hardliner in Europa, und die Berufung ihres Ministerpräsidenten zum Generalsekretär der NATO trägt nicht gerade zur Entspannung der Situation bei. Denken Sie an das Bekennerschreiben.«
    In diesem Punkt musste Mayer Archer recht geben. Von Beginn an waren die Dänen Seite an Seite mit den Amerikanern im Irak präsent gewesen und hatten, gemessen an der Größe ihres Landes, auch in Afghanistan unverhältnismäßig viele Truppen stationiert. Zudem geisterte der Skandal um die Mohammed-Karikaturen Jahre nach ihrem Erscheinen noch immer in den Köpfen der arabischen Welt herum, wie nicht zuletzt der Anschlag auf ihren Verfasser vor einigen Monaten bewies. Dennoch gab es für ihn unvereinbare Widersprüche.
    »Die Männer, die den Anschlag ausgeführt haben, sind junge arbeitslose Nordafrikaner. Immigranten, die über Frankreich nach Dänemark gekommen sind. Sie besitzen weder die nötige

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