Machtlos
du selbst nicht«, entfuhr es ihr.
Burroughs zuckte die Schultern. »Hast du die
vibrations
zwischen den beiden nicht gespürt? Abidi war wohl doch mehr als nur eine ›flüchtige Affäre‹ für Frau Weymann.« Er lehnte sich zurück. »Vielleicht ist jetzt die Zeit gekommen, wo wir uns um ihre Familie kümmern sollten.«
»Das kommt überhaupt nicht in Frage«, erwiderte Mayer ruhig, aber in seiner Stimme schwang ein Unterton mit, der Burroughs zweifelsfrei zu verstehen gab, dass er zu weit gegangen war.
»Was hast du vor?«, fragte Archer, und Burroughs bildete sich ein, wenigstens bei ihr ein gewisses neugieriges Interesse zu hören. Das mochte er an ihr. Sie war eben auf der richtigen Seite des Ozeans geboren. Sie wusste, wie es lief. Laufen konnte, wenn alle an einem Strang zogen. Vielleicht sollte er sich doch einmal mit ihr allein unterhalten. Auf ihre Frage hin zuckte er die Schultern. »Ich hätte die ein oder andere Idee, aber unser lieber Eric signalisiert ja deutlich, dass eine solche Vorgehensweise nicht gewünscht ist.« Er lächelte Archer an, aus dem Augenwinkel beobachtete er jedoch Mayer. »Und wir beugen uns den Gepflogenheiten unseres Gastlandes, ist es nicht so?«
Mayer zuckte nicht einmal mit der Braue.
»Wenn es wirklich hart auf hart kommt«, fuhr Burroughs unbeirrt fort, »werde ich meinen Zauberkasten aufklappen und Valerie Weymann in ein kleines weißes Kaninchen verwandeln, das wir unauffällig aus dem Konsulat entführen können.«
Archer verzog gequält das Gesicht.
Mayer warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Wie viel Zeit bleibt uns noch?«
Bevor jemand antworten konnte, wurde der Bildschirm des Laptops schwarz, und der Ton verstummte. Die Verbindung zu Valerie Weymann war unterbrochen.
»Scheiße«, sagte einer der Mitarbeiter des LKA . Dann redeten alle hektisch durcheinander.
Burroughs lehnte sich auf seinem Sitz zurück und schloss die Augen. Alles lief wie erwartet. Eigentlich konnte er zufrieden sein, denn nun war er am Zug. Er hatte zu ihrem aberwitzigen Plan geschwiegen, hatte gute Miene zu bösem Spiel gemacht, und sie hatten ihre Chance wie erwartet vertan. Jetzt würden sie es auf seine Weise machen. Er hatte bereits alles vorbereitet. Schließlich hatten sie schon genug Zeit vergeudet.
* * *
Marc Weymann saß in seinem Büro, unterzeichnete die Handlungsvollmachten für Dr. Kurt Meisenberg und fragte sich, ob er gerade seine Seele verkaufte.
»In diesem Fall reicht es nicht, den Weg des Rechts zu gehen und auf die Gesetze zu pochen«, hatte Meisenberg erklärt. »In diesem Fall muss man Kontakte spielen lassen.«
Die hatte Marc auch, aber wie es schien, waren es nicht die richtigen. Er hatte nichts erreicht. Lag es daran, dass der BND involviert war? Dass es um internationale Politik auf einer höheren Ebene ging?
»Der BND ist nur eine Facette in diesem Kaleidoskop paranoider Sicherheitsfanatiker«, hatte Meisenberg mit der ihm eigenen Eloquenz Marcs Bedenken fortgewischt. »Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen.«
Das war leichter gesagt als getan. Vor noch nicht einmal fünf Minuten hatte Marc einen Anruf erhalten, dass sich Valerie im syrischen Konsulat befand. Was, zum Teufel, hatte sie dort zu suchen? Wie war sie dorthin gekommen? Zum hundertsten Mal fragte er sich, in was Valerie wirklich verwickelt war. War sie tatsächlich unschuldig in die Maschinerie des Staatsapparates geraten, oder war doch etwas dran an den Vorwürfen und den Beschuldigungen? Wenn er sie wenigstens einmal sehen, ihr einmal in die Augen schauen könnte …
Er griff zum Telefonhörer und wählte Meisenbergs Nummer. Die Sekretärin stellte ihn sofort durch. »Valerie ist im syrischen Konsulat.«
Das Schweigen am anderen Ende der Leitung dauerte zu lange, als dass er es positiv hätte werten können.
»Das hätte sie nicht tun sollen«, sagte Meisenberg schließlich. »Das bringt uns nicht voran.«
»Warum?«
»Die Syrer sind nicht zimperlich, wenn es um Auslieferungen geht. Vor allem dann nicht, wenn sie gut dafür bezahlt werden.«
»Glauben Sie, dass die deutschen Behörden für Valerie zahlen?«
»Die Deutschen nicht, Marc. Aber die Amerikaner.«
»Aber Syrien und die USA …«
»Es gibt eine offizielle und eine inoffizielle Ebene der Kommunikation, das sollten Sie wissen. Die CIA hat jahrelang Menschen nach Syrien gebracht, um sie dort verhören und foltern zu lassen, auch zu Zeiten, als dieses Land nach offiziellem Sprachgebrauch zur ›Achse des
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