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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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Bösen‹ gehörte.« Er räusperte sich. »Aber das ist es nicht, was uns im Moment interessieren sollte. Viel wichtiger ist jetzt zu erfahren, wie Valerie aus der Haft in das Konsulat gekommen ist.«
    »Ich könnte im Konsulat vorstellig werden«, schlug Marc vor.
    »Auf keinen Fall. Lassen Sie mich das machen.« Meisenbergs Tonfall duldete keinen Widerspruch. »Halten Sie sich bitte komplett raus und lassen Sie sich von niemandem einspannen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Egal, wer sich bei Ihnen meldet und um Ihre Hilfe bittet, lehnen Sie ab. Verweisen Sie alle Anfragen an mich. Ich vertrete Sie, aber vor allem Valerie in diesem Fall.«
    »Ich kann nicht einfach still sitzen und nichts tun.«
    »Kümmern Sie sich um die Reederei und Ihre Töchter. Dort werden Sie gebraucht.«
    Marc legte den Hörer auf, und sein Blick wanderte ziellos aus dem Fenster seines Büros auf die Gebäude auf der anderen Straßenseite. In den Glasfassaden spiegelten sich schnell ziehende Wolken vor einem blauen Himmel. Er seufzte unwillkürlich. Vermutlich hatte Meisenberg recht. Er durfte sich nicht einmischen und sollte die Arbeit Profis überlassen. Als emotional beteiligter Laie würde er die nötigen Prozesse und Maßnahmen vermutlich nur behindern. Ein Klopfen an seiner Tür riss ihn aus seinen Gedanken. »Herr Weymann?«
    Es war Sandra, seine Sekretärin. »Ich habe einen Besucher für Sie. Ich habe versucht, Sie anzurufen, aber es war die ganze Zeit besetzt …«
    »Wer ist es?«
    »Ein Eric Mayer.«
    Marc sah Sandra entgeistert an. Was wollte Mayer? Warum kam er hierher? Er wollte nicht mit ihm reden. »Sagen Sie ihm, ich bin in einer Besprechung.«
    »Hab ich versucht, weil Sie heute Morgen schon gesagt haben, Sie wären für niemanden zu sprechen, aber er lässt sich nicht abwimmeln.«
    Marc unterdrückte einen Fluch.
    »Was soll ich jetzt machen?«, fragte Sandra.
    »Schicken Sie ihn rein.«
     
    Mayer war, wie auch schon bei ihrer ersten Begegnung, tadellos gekleidet, aber er war blass und wirkte, als habe er länger nicht geschlafen. Marc brannte darauf, etwas über Valerie zu erfahren, aber Meisenbergs Warnung klang ihm noch in den Ohren, und so sagte er nichts, sah Mayer nur schweigend an, als dieser sein Büro betrat.
    »Guten Tag, Herr Weymann«, begrüßte Mayer ihn. »Ich werde Sie nicht lang stören.« Er zog die Tür hinter sich ins Schloss.
    Widerstrebend bot Marc ihm einen Stuhl an. »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er und blieb am Fenster stehen.
    »Sagt Ihnen der Name Safwan Abidi etwas?«, fragte Mayer, während er sich setzte.
    »Tut mir leid«, erwiderte Marc.
    Mayer zog eine Fotografie aus der Innentasche seines Jacketts und legte sie auf den Schreibtisch. Marc rührte sich nicht, blickte Mayer nur fragend an.
    »Ihre Frau hatte eine Affäre mit Abidi. Vor etwa drei Jahren haben sie sich das letzte Mal gesehen«, sagte dieser.
    »Wie bitte?«, entfuhr es Marc. »Meine Frau hatte was?«
    Mayer betrachtete ihn aufmerksam. »Sie hat gesagt, Sie würden nichts davon wissen«, bemerkte er.
    Marc war plötzlich versucht, sich auf Mayer zu stürzen, ihm seine kantige Nase einzuschlagen und sein verdammtes glatt rasiertes Gesicht und ihn für alles bezahlen zu lassen, für all den Schmerz und die Verzweiflung der letzten Tage. Wie konnte er hier hereinkommen und behaupten, dass Valerie eine Affäre gehabt hatte, dass sie mit einem anderen Mann …
    Sie hat gesagt, Sie würden nichts davon wissen.
    Gottverdammt, es war wahr.
    Er drehte Mayer den Rücken zu und rang um Fassung, während er aus dem Fenster auf die Straße blickte. Langsam, sehr langsam klärte sich sein Verstand wieder. Was auch immer geschehen war, war vor drei Jahren beendet gewesen, und es konnte nicht mehr als ein One-Night-Stand gewesen sein, sonst hätte Valerie mit ihm darüber gesprochen.
    »Warum kommen Sie hierher und erzählen mir von einer Geschichte, die längst verjährt ist?«, fragte er, noch immer mit dem Rücken zu Mayer. Seine Stimme klang erstaunlich ruhig. Viel ruhiger, als er sich fühlte.
    »Weil sich Ihre Frau in diesem Moment mit Safwan Abidi im syrischen Konsulat befindet. Er ist der Mann, der für das Attentat am Dammtorbahnhof verantwortlich ist.«
    Mayers Worte trafen Marc wie ein Schlag in die Magengrube. Er schnappte unwillkürlich nach Luft und hätte beinahe Halt suchend nach dem Fensterbrett gegriffen. Was passierte hier? Langsam wandte er sich zu Mayer um. »Was wollen Sie von mir?«, fragte er kalt.
    »Reden

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