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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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Kühlkammer, bevor der indische Staat für eine Beerdigung gesorgt hatte. Die Angehörigen hatten es vorgezogen, ihre Verwandtschaft mit den Attentätern nicht preiszugeben.
    Valerie erinnerte sich daran, dass Safwan nichts ahnen konnte von all diesen widerstreitenden Gefühlen, die in ihr tobten, kämpften – und sie lähmten.
    »Es ist schön, dich zu sehen«, sagte er ruhig. Er kam einen Schritt auf sie zu.
    Sie zwang sich zu einem Lächeln.
    Lassen Sie sich Zeit.
    »
Ich war so überrascht von Ibrahims Anruf und der Bitte, dich hier aufzusuchen«, sagte sie und schlug einen leichten Plauderton an. »Ich wusste gar nicht, dass du in Hamburg bist.«
    »Nur auf der Durchreise, sozusagen.« Er nahm ihre Hände in die seinen und drückte sie kurz. »Möchtest du einen Kaffee?«
    Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. »Gern«, sagte sie dann und setzte sich. »Aber ich habe nicht viel Zeit. Es ist ein wenig hektisch bei uns so kurz vor Jahresende.«
    »Dann darf ich mich doppelt geehrt fühlen, dass du es auf dich genommen hast, für mich den Briefträger zu spielen«, bemerkte er.
    »Ich war Ibrahim noch einen Gefallen schuldig«, bekannte sie und spielte damit auf den angeblichen Absender des Schreibens an, einen gemeinsamen engen Freund von Noor und Safwan, der in Hamburg die Interessen einer syrischen Ölfirma vertrat. »Außerdem hielt ich es für eine gute Gelegenheit, dich in unverfänglicher Situation einmal wiederzusehen.«
    Safwan lächelte, senkte kurz den Blick, nur um ihr dann tief in die Augen zu schauen. Sie erinnerte sich plötzlich daran, wie es sich anfühlte, wenn er sie küsste.
    »Ist es verwerflich, wenn ich dir gestehe, dass ich dich die letzten drei Jahre vermisst habe?«, fragte er leise.
    Tief in ihrem Inneren rührte sich etwas. Verhielt sich so ein Mann, der gestern einen Bahnhof in die Luft gesprengt hatte, der verantwortlich war für den Tod von mehr als fünfzig Menschen? Laut Mayer und Archer hatte sie es mit einem islamischen Glaubenskrieger zu tun. Wo war das fanatische Glitzern in seinen Augen?
    Reiß dich zusammen, Valerie!
    »Nein, es ist nicht verwerflich«, erwiderte sie leichthin, »aber es ist vermutlich gefährlich, wenn wir unser Gespräch auf dieser Ebene weiterführen.« Sie musste sich eingestehen, dass sie sich wider alle Vernunft freute, ihn zu sehen. Erneut rief sie sich zur Räson. Sie waren nicht allein. Alles, was geschah, fand unter den aufmerksamen Augen Mayers und Archers statt.
    Sie trank ihren Kaffee aus. »Es ist ärgerlich, dass ich nicht mehr Zeit habe. Wenn ich gewusst hätte, dass du hier bist …«
    »Das nächste Mal rufe ich dich an.«
    »Gern.« Sie zog das Schreiben aus der Innentasche ihres Mantels. Er nahm den Umschlag, warf einen flüchtigen Blick darauf und legte ihn auf den Tisch.
    Sie stand auf. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie tastete die Taschen ihrer Jacke ab. »Ach, verdammt, ich hab noch etwas für dich«, sagte sie dann, »aber ich hab es im Taxi liegenlassen. Der Fahrer wartet auf mich.« Sie machte eine Pause, wusste genau, was sie sagen sollte, aber sie brachte es nicht heraus.
    »Du hast mir noch etwas mitgebracht?«
    Er war nicht einmal im Ansatz misstrauisch.
    »Nur eine Kleinigkeit … eine kleine Erinnerung …«
    »Ich komme mit«, sagte er. »Du hast es eilig, dann brauchst du nicht noch einmal reinzukommen.« Flüchtig berührten seine Finger ihre Wange, bevor er die Tür öffnete, und in diesem Augenblick fiel Valeries Entscheidung. Sie griff nach seiner Hand und hielt ihn zurück. »Nein«, sagte sie, und zum ersten Mal an diesem Tag war sie vollkommen ruhig.
    * * *
    Mayer warf das Headset auf den Tisch. Archer ließ ihren Kopf in die Hände sinken. Die beiden Beamten des LKA brüllten gleichzeitig in ihre Mikrofone: »Sie kommt nicht, bleibt auf Posten!« Stimmengewirr drang durch die Kopfhörer zurück, hektische Fragen.
    »Das war es dann wohl«, bemerkte Burroughs trocken und blickte selbstgefällig in die Runde. Ich hab es euch gleich gesagt, dass der kleinen Schlampe nicht zu trauen ist, lag ihm auf der Zunge, aber er verbiss sich den Kommentar.
    Er war gerade rechtzeitig gekommen, um Archers und Mayers Niederlage mitzuerleben. Trotz aller Widrigkeiten, die sie mit sich brachte, war sie ihm eine Genugtuung. »Jetzt können wir nur hoffen, dass wir unser Vögelchen da wieder rauskriegen«, fügte er hinzu. »Stellt euch vor, sie würde syrisches Asyl beantragen.«
    Archer starrte ihn entgeistert an. »Das glaubst

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