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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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aus denen wir eine Bedrohung erwarten, nicht vorhanden ist.«
    Der Senator lehnte sich vor, »Wollen Sie mir damit sagen, dass Sie mit einem Anschlag auf die Hamburger Bevölkerung rechnen?«
    »Wir nehmen an, dass die Terroristen die Besucher im Visier haben werden.«
    »Selbstmordattentäter?«
    »Das wäre zu einfach. Da wir flächendeckend eingehende Personenkontrollen vornehmen werden, rechnen wir mit ferngezündeten Sprengsätzen, die im Vorfeld deponiert wurden.« Schavan sprach so sachlich, dass es einen Moment dauerte, bis dem Senator die Bedeutung der soeben gemachten Aussage klar wurde. Er wurde blass.
    »Wir werden natürlich vor jeder öffentlichen Veranstaltung alle notwendigen Vorkehrungen treffen, um einen solchen Anschlag auszuschließen«, fuhr Schavan fort, »aber ein Restrisiko bleibt, es sei denn, wir können die Täter in den nächsten Tagen fassen.«
    »Das erscheint mir wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen«, bemerkte der Senator.
    »Sagen wir so: Wir haben von dem großen Haufen bereits einen kleineren abtrennen können, von dem wir wissen, dass das, was wir suchen, genau dort zu finden sein wird, aber das ist auch schon alles.«
    »Das Sicherste wäre vermutlich, sämtliche öffentlichen Veranstaltungen für die Zeit des Gipfels abzusagen«, sagte der Senator.
    »Wir möchten Sie bitten, genau das nicht zu tun«, unterbrach ihn Schavan ernst. »Erwecken Sie stattdessen den Eindruck, als seien wir ausschließlich um die Sicherheit der Regierungschefs besorgt. Nur so können wir die Attentäter in Sicherheit wiegen und in eine Falle locken.«
    Es war dem Senator anzusehen, dass er sich in diesem Augenblick wünschte, der Gipfel möge an einem Ort jenseits seiner Verantwortlichkeit stattfinden. Er blickte in die Runde. »Wir haben derzeit so viele Sicherheitsexperten wie nie zuvor in der Stadt. Alle Staaten haben angeblich die besten geschickt. Dennoch konnte in einem Bahnhof im Herzen unserer Stadt eine Bombe explodieren. Fünf Menschen sind gestorben. Und …« Sein Blick wurde streng. »… die Bombe ist nur durch die Aufmerksamkeit einer alten, an Demenz leidenden Frau gefunden worden. Es ist reiner Zufall, dass wir so glimpflich davongekommen sind. Ich bitte Sie, das im Hinblick auf Ihre weitere Arbeit in Erinnerung zu behalten.«
    * * *
    Valerie schreckte aus einem unruhigen Schlaf, als der Jet zur Landung ansetzte. Sie hatte von Noor geträumt. Noor, die sie im Arm gehalten und getröstet, die ihre Tränen getrocknet hatte. In jenem flüchtigen Zustand zwischen Wachen und Schlafen, jener Welt voller Illusionen und Wünsche, meinte sie über das Dröhnen der Flugzeugmotoren hinweg noch immer die weiche Stimme ihrer Freundin zu hören, ihre Nähe zu spüren. Doch als sie die Augen aufschlug, war es nicht Noor, die sie berührte.
    Robert F. Burroughs blickte auf sie herab.
    Als Nächstes wirst du erfahren, was wir mit unseren Frauen machen, wenn sie sich von diesen Kameltreibern anfassen lassen.
    Sie war in seiner Gewalt. Fern jeglicher Hilfe. Mit einem hastigen Seitenblick aus dem Flugzeugfenster nahm sie die Dunkelheit wahr. Dieselbe Dunkelheit, die sich auch in ihrem Inneren ausbreitete.
    Das Flugzeug verlor schnell an Höhe. Sie versuchte, nicht daran zu denken, was passierte, wenn die Maschine gelandet war. Wohin Burroughs sie bringen würde. Der Boden unter ihren Füßen ruckte, als das Fahrwerk ausgeklappt wurde. Burroughs ließ sich neben ihr auf den Sitz fallen und schnallte sich an. Er sah schlaftrunken aus, grau im Gesicht, und sein Atem roch schlecht. Valerie presste sich so weit wie möglich von ihm entfernt in das kalte Leder. Durch das Fenster konnte sie die Lichter einer Landebahn sehen. Wo waren sie?
    Die Maschine kam hart auf dem Boden auf. Die Düsen heulten im Umkehrschub. Valerie schloss die Augen, wie immer bei einer Landung. Das Flugzeug rollte noch aus, da hörte sie bereits das Klicken von Burroughs’ Sicherheitsgurt. Gleich darauf spürte sie seine Finger, tastend auf der Suche nach dem Schloss ihrer Handfessel. Dann stand die Maschine. Die Motoren verstummten. Die Fessel klickte um ihr zweites Handgelenk. Burroughs stand auf, öffnete eins der Ablagefächer über ihnen und nahm etwas heraus, das auf den ersten Blick wie ein großes dunkles Stück derben Stoffs aussah. Valerie wich zurück, als er damit auf sie zukam. Es war ein Sack, den er ihr über den Kopf stülpte. Sie atmete den Geruch eines Imprägniermittels ein, und Bilder tauchten vor ihrem

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