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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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wieder im Präsidium war. Wie es ihr ging. Wenn er gewusst hätte, dass sie sich in dem Augenblick, als er sich in ihr gemeinsames Bett legte und ihr Kopfkissen zu sich zog, weil darin noch ein Hauch ihres Parfüms hing, irgendwo über dem Luftraum Tschechiens befand, hätte er vielleicht doch geweint.
    * * *
    »Sie haben Ihre Befugnisse weit überschritten, das ist Ihnen wohl klar?«, fuhr Eric Mayer den Mann am anderen Ende der Telefonleitung an und wusste gleichzeitig, dass dieser nicht der richtige Adressat für seinen Zorn war. Dass er unglücklicherweise nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war.
    »Was sollte ich denn machen?«, fragte der Beamte hilflos. »Da kommt ein Anruf vom LKA , dazu eine Faxbestätigung, dem kann ich mich doch nicht widersetzen. Da schicke ich doch zwei Beamte raus …«
    Burroughs hatte sie alle vorgeführt. Von vornherein hatte er nur ein Ziel verfolgt: Valerie Weymann in seine Gewalt zu bekommen. Und er hatte es nicht einmal geheim gehalten. Jetzt war er fort, und niemand wusste, wohin. Mayer war sich im Klaren darüber, dass er das Gespräch mit seinen amerikanischen Kollegen suchen musste.
    Die Hamburger Polizei hatte für die Sonderermittler der internationalen Anti-Terror-Einheit eine ganze Etage zur Verfügung gestellt. Die Büros der Amerikaner lagen am Ende des Flurs. Auch Archer saß dort. Am liebsten hätte er sie dazugebeten, aber für eine erste Sondierung war ein Vier-Augen-Gespräch mit Burroughs’ Stellvertreter vermutlich die bessere Lösung.
    John Miller sah erstaunt auf, als Mayer nach kurzem Klopfen sein Büro betrat.
»Good morning, Eric, what’s up?«
    »Wir müssen reden. Haben Sie einen Augenblick Zeit?«
    Miller wies auf den freien Stuhl neben seinem Schreibtisch, aber Mayer zog es vor zu stehen. Miller klappte seinen Laptop zu.
    »Sie sind wegen Bob hier, oder?« Millers Akzent war wesentlich stärker als Burroughs’, manchmal sprach er auch mitten im Satz in seiner Muttersprache weiter.
    »Wo ist er, John?«
    »Sie meinen sicher, wo ist die Frau?«
    »Ich vermute, sie sind beide am selben Ort.«
    Miller war ein glatter, umgänglicher Typ mit beginnendem Bauchansatz und Halbglatze, über die er sich jetzt umständlich mit der Hand fuhr und dabei ein paar versprengte Haare glatt strich. Die Situation war ihm unangenehm, das war deutlich.
    Offiziell hatten die Amerikaner alle
black sites
aufgelöst und den privaten Sicherheitsfirmen gekündigt, die die Gefängnisse geführt und bewacht hatten, in denen mehr als fragwürdige Methoden der Wahrheitsfindung angewandt worden waren. Es gab jedoch seit längerem Gerüchte, dass sich die CIA eine Hintertür offen gelassen hatte.
    »Burroughs hat Valerie Weymann aus dem Krankenhaus, in dem sie unter deutschem Polizeischutz war, entführt«, sagte Mayer, obwohl Miller der Sachverhalt durchaus bekannt war. Das Verschwinden von Burroughs und Valerie Weymann war das beherrschende Thema in ihrer morgendlichen Besprechungsrunde gewesen. »Ich möchte von Ihnen wissen, ob es eine von der Agency gebilligte Aktion war oder ob Burroughs auf eigene Faust gehandelt hat.«
    »Sie erwarten nicht allen Ernstes eine Antwort auf diese Frage.«
    »Doch, genau deswegen bin ich hier.«
    »Eric, im Interesse der nationalen Sicherheit meines Landes und der Sicherheit des Präsidenten auf dem Gipfeltreffen …«
    Mayer hatte befürchtet, dass Miller die Standardausrede seiner Behörde anbringen würde. Die Amerikaner redeten sich immer gern auf ihre nationale Sicherheit heraus, wenn sie keine Antworten geben wollten oder konnten. Er beugte sich über den Schreibtisch und sah John Miller fest in die Augen. »Nur unter uns, John«, sagte er mit gesenkter Stimme. »Dieses Gespräch hat nie stattgefunden.«
    Mayer wusste, dass sein Ruf von seiner Integrität lebte, die er schon mehrfach unter Beweis gestellt hatte. Er hoffte, dass sie ihm auch hier half.
    Miller räusperte sich und sah ihn unglücklich an. »Ich kann Ihnen wirklich nichts sagen.« Kleine Schweißperlen standen plötzlich auf seiner Stirn, und sein Blick signalisierte deutlich, dass er sich jetzt wünschte, allein zu sein. Wovor hatte der CIA -Agent Angst? Miller war keiner von den harten Agenten. Er war eher bürokratisch veranlagt. Der Mann, der in der zweiten Reihe stand und dem Showman Burroughs das Drehbuch für seine Auftritte lieferte. Miller arbeitete im Verborgenen. Ans Licht gezerrt zu werden, Verantwortung zu übernehmen, war nicht seine Sache. Es

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