Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
Vom Netzwerk:
in unserer Arbeitsgruppe die Vernehmungsprotokolle der Mitglieder der muslimischen Gemeinde in Hamburg ausgewertet, die al-Almawis Aktivitäten im Nahen Osten unterstützt hat, und sind dabei auf etwas gestoßen, das uns veranlasst hat, uns auch die Buchhaltung dieser Gemeinde einmal genauer anzusehen.« Sie nahm mehrere Kopien aus der Mappe und reichte sie Mayer. Es handelte sich um Kontoauszüge, die Überweisungen in vier- bis fünfstelliger Höhe dokumentierten. Empfänger war in den meisten Fällen die Organisation Roter Halbmond, zweckgebunden für medizinische Dienstleistungen in den palästinensischen Lagern im Libanon und Syrien. Zwei größere Geldtransfers gingen jedoch auf ein Nummernkonto in der Schweiz.
    »Die Schweizer haben unserem Ersuchen stattgegeben und uns über die Kontobewegungen informiert«, fuhr Archer fort und reichte ihm weitere Kopien. Hinter dem Nummernkonto verbarg sich das Konto einer Stiftung, das jedoch nur als Schleuse fungierte. Die Gelder flossen weiter an einen Geschäftsmann in Pakistan, von dem in Insider-Kreisen bekannt war, dass er mit al-Qaida sympathisierte. Archer sah Mayer ernst an. »Und nun raten Sie mal, von wem diese Stiftung rechtlich vertreten wird.«
    Mayer hatte plötzlich ein ganz schlechtes Gefühl. Er ahnte, dass Archer ihm gleich einen Namen nennen würde, den er in diesem Zusammenhang nicht hören wollte. Und so war es auch.
    »Die Kanzlei Meisenberg & Weymann vertritt eine ganze Reihe von Stiftungen«, wollte er einwerfen, aber er ersparte sich und Archer die Peinlichkeit. »Seit wann ist Burroughs über diese Konstellation informiert?«, fragte er stattdessen.
    »Es waren seine Mitarbeiter, die maßgeblich für die Aufdeckung der Zusammenhänge verantwortlich sind.«
    »War John Miller dabei?«
    Archer verneinte. »John ist völlig damit überfordert, den ganzen Haufen unter Kontrolle zu halten.«
    Es gab noch einiges, was Mayer in diesem Zusammenhang gern gefragt hätte, aber sein nächster Termin mit den deutschen Kollegen vom BKA und dem Verfassungsschutz drängte bereits. »Sehen wir uns nachher zum Essen?«, fragte er, bevor er ging.
    »Gern«, erwiderte sie lächelnd.
     
    Die Besprechung fand eine Etage tiefer im Büro von Thomas Arendt, dem Leiter des LKA , statt. Auch Hamburgs Senator für Inneres war anwesend. Mayer schätzte es nicht, wenn sich Politiker in ihre Arbeit einmischten. Das führte in der Regel nur zu Irritationen. Es ging jedoch um ein reines Informationsgespräch. Wie stellte sich die Sicherheitslage nach dem Tod von Abidi in der Stadt derzeit dar? Welche Prognosen gab es für den Gipfel?
    »All unsere Informationen weisen darauf hin, dass etwas Großes geplant ist, um den Gipfel zu stören«, sagte Jochen Schavan vom BKA , ein erfahrener Mann, der auch bei der Organisation der Sicherheitsmaßnahmen von Heiligendamm federführend dabei gewesen war. Schavan übernahm gern die Führung und war in der Lage, die Mitarbeiter der unterschiedlichen Behörden zu effektiver Zusammenarbeit zu bewegen. Mayer war froh, ihn im Team zu haben.
    »Können Sie das konkretisieren?«, forderte der Senator. Er hatte einen Assistenten dabei, der eifrig Notizen machte.
    »Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Wir halten einen Anschlag während der Feierlichkeiten auf dem Rathausmarkt für am wahrscheinlichsten. Entsprechend planen wir unsere Sicherheitsmaßnahmen.«
    »Gibt es Hinweise auf mögliche Täter?«
    »Wir haben konkrete Hinweise, die das Umfeld, aus dem auch Abidi kommt, betreffen. Es hat mehrere Festnahmen gegeben, hier in Hamburg, in Athen und in Kairo.«
    »Der Bürgermeister drängt, wie Sie sicher verstehen. Wir können uns kein zweites Dammtordesaster leisten. Es hat wegen des Anschlags aus mehreren Staaten Anfragen bei der Bundesregierung gegeben, ob wir die Sicherheit für ihre Regierungschefs auf dem Gipfel überhaupt gewährleisten können.« In der Stimme des Senators schwang bei diesen Worten ein Unterton mit, der Mayer amüsiert hätte, wäre die Situation nicht so ernst gewesen.
    »Wir fürchten derzeit weniger um die Sicherheit der führenden Politiker als um die Sicherheit der Bevölkerung«, bemerkte Schavan ruhig.
    »Wie darf ich das verstehen?«, wollte der Senator wissen.
    »Die Politiker, insbesondere der amerikanische Präsident, werden so abgeschirmt sein, dass es einen sehr großen Aufwand bedeuten würde, sie zu treffen. Für ein solches Attentat wären Spezialisten und auch Material nötig, das innerhalb der Zirkel,

Weitere Kostenlose Bücher