Machtlos
geht.“
Abrexar hatte befürchtet, dass Jalina ihn aushorchen würde. Er hatte um Lenirs und Kerstins Willen gehofft, mehr Zeit zu haben. Aber da Jalina das Spiel eröffnet hatte, würde er mitspielen. „Es geht Victoria den Umständen entsprechend gut. Sie ist erschöpft, aber unversehrt“ , gab er ernst zurück. „Allerdings macht mir der Angriff auf die Gefährten große…“
„Der Angriff auf die Gefährten?“ , unterbrach Jalina ihn überrascht. Sie zog leicht belustigt eine Augenbraue hoch. „Mein lieber Abrexar, mir ist zu Ohren gekommen, dass deine Schüler gestern für ein paar Stunden in einem Fahrstuhl feststeckten. Aber das kann man wohl kaum als Angriff werten.“ Dann fragte sie voller Sorge: „Oder wurden die Gefährten etwa in den letzten Stunden angegriffen?“
Abrexar schüttelte den Kopf. „Nein, das wurden sie nicht. Aber anscheinend sind deine Informationen, was gestern betrifft, nicht vollständig. Der Fahrstuhl war nicht nur mechanisch, sondern auch mit Magie außer Gefecht gesetzt. Daran müssen Drachen beteilig gewesen sein.“
„Ein dummer Streich, wie ihn Frischgeschlüpfte gern machen…“ , kommentierte Jalina gleichmütig.
Die Augen des alten Schwarzen verengten sich. Gern hätte er Lenirs besonderen Zustand angeführt, aber er musste peinlich darauf achten, nichts zu sagen, was auf das neue Gefährtenpaar schließen ließ. Am besten erfuhr Jalina vorerst gar nichts von Kerstin. Er lächelte gelassen und antwortete: „Das mag sein Jalina. Aber ich finde es doch einen bemerkenswerten Zufall, dass gerade in dem Moment, wo Jaromir nicht eingreifen kann, seine Gefährtin gejagt wird.“
„Tja, alter Freund, manche Dinge erscheinen uns sehr unwahrscheinlich“ , gab die Goldene nachsichtig lächelnd zurück. „Aber gerade als Mathematiker weißt du doch, dass diese Zufälle trotzdem vorkommen. Victoria wurde ausschließlich von Menschen verfolgt. Wie ich schon sagte, das ist nicht unsere Sache.“
„Aber was wäre, wenn die Menschen von einem Drachen zu ihrem Tun angestiftet wurden?“ , gab Abrexar zu bedenken.
Jalinas Miene verfinsterte sich und sie wurde ernst. „In diesem Fall wären die Konsequenzen des unbrechbaren Versprechens ausgelöst worden. Hast du Beweise dafür?“
„Nicht dafür, dass das Versprechen gebrochen wurde, sehr wohl aber dafür, dass Drachen beteiligt waren. Die Kontaktperson der Menschen wurde heute getötet – mit Dämonenäther.“
Jalina blickte ihn betroffen an und schwieg. Schließlich nickte sie verbindlich. „Das ändert die Lage komplett. Natürlich hast du recht, mein teurer Freund. Wir müssen der Sache nachgehen. Ich werde meine Boten noch in dieser Stunde zu den Roten schicken und feststellen lassen, welcher Drache seine Magie verloren hat oder gar getötet wurde.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob es ein Roter war“ , sagte Abrexar ernst.
Jalina blickte ihn fragend an und so fuhr er fort: „Den Dämonenäther wird zweifelsohne ein Roter besorgt haben. Das an sich ist zwar ein Verbrechen, hat jedoch nichts mit dem unbrechbaren Versprechen zu tun. Ich halte es für sinnvoll, dass wir alle Drachenvölker zu dieser Sache befragen.“
Nachdenklich legte Jalina ihren Kopf schief. Dann nickte sie entschlossen. „Ein weiser Vorschlag, Abrexar! Wir werden diese Verschwörung vollständig aufdecken. Wir haben nur ein Gefährtenpaar und das müssen wir schützen. Der Große Rat wird deutlich machen, dass wir keine Angriffe dulden. Ich berufe eine Sondersitzung ein und wir werden die Geschehnisse vollständig rekonstruieren. Nichts wird unentdeckt bleiben. Wir werden die Verräter kriegen, mein Freund.“
In den Augen der goldenen Königin konnte Abrexar die Aufrichtigkeit ihres Versprechens sehen.
An dieser Stelle ließ Abrexar seine Erinnerung abbrechen. Victoria hatte eine Sekunde lang Mühe, sich zu orientieren, so tief war sie in die Gedanken des alten Schwarzen eingetaucht. Sie schüttelte leicht ihren Kopf und murmelte: „Jalina wirkt so ehrlich und so aufrichtig. Ich habe ihr die Worte geglaubt. Bist du sicher, dass sie gegen uns Gefährten ist?“
Abrexar grinste schief. „Jalina ist sehr geschickt und eine wahre Meisterin darin, ihre Zuhörer für sich einzunehmen. Leider ist das alles nur Show. Aus jahrhundertelanger Erfahrung weiß ich, dass sie vor allem ihre eigenen Ziele verfolgt. Das Mitgefühl und die Selbstlosigkeit, die sie gern zur Schau stellt, sind nicht echt.“ Dann sah er Victoria nachdenklich an und
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