Machtlos
Kerstin skeptisch. „Lenni hat mir gestern erzählt, dass du alle möglichen … Zauber – rede ich hier echt über Magie?! – im Vorbeigehen gelernt hast… Also, ich kann nichts dergleichen.“
Lenir stellte seinen Kaffeebecher ab und ergriff zärtlich ihre Hand. Dann widersprach er lächelnd: „Du kannst mich orten, Kess! So hat es bei dir doch auch angefangen, oder Vici?“
Die nickte kauend. „Ja, der Ortungszauber war auch mein erster Zauber. Glaub mir, ich war am Anfang genauso fassungslos wie du. Aber dann hat mir Jaro nach und nach von den Drachen erzählt und mir den einen oder anderen Zauber gezeigt. Jetzt kann ich mir die Welt ohne Drachen und ohne Magie gar nicht mehr vorstellen.“
Kerstin schüttelte ungläubig ihren Kopf. „Drachen und Magie – was kommt denn noch? Zwerge und Elfen? Was für ein Irrsinn! … Das fühlt sich alles so falsch an“ , dachte sie bedrückt.
„Hey Kerstin“ , wandte Lenir sich nun direkt an seine Gefährtin, „wir gehören zusammen. Ich liebe dich! … Oder fühlt sich das für dich auch falsch an?“
„Nein. … Das ist richtig“ , gab Kerstin zaghaft zurück.
„Na siehst du“ , antwortete Lenir zuversichtlich. „Wir halten uns erst mal nur an diese eine Wahrheit. Der Rest wird sich schon finden.“
Victoria bemühte sich, nicht zu lauschen, aber sie hörte das intime Gespräch der beiden einfach, ob sie das wollte, oder nicht. Und sie spürte Kerstins Verwirrung. Ihre Freundin war noch immer regelrecht schockiert.
In diesem Augenblick landete Abrexar im Turmzimmer und Lenir wurde ganz nervös.
Kerstin sah ihren Gefährten an. „Ist irgendwas passiert?“
Der nickte. „Ja, unser Mentor ist gerade eben hier gelandet…“
„Ist das gut oder schlecht? Du bist ja ganz hibbelig“, stellte sie verwundert fest.
Jaromir lachte. „Hey Lenni, er wird dir schon nicht den Kopf abreißen. Ich mache mir viel mehr Sorgen um das, was letzte Nacht im Großen Rat besprochen wurde.“
„Noch mehr Drachen… und dann auch noch sein «Mentor». Was passiert jetzt mit uns?“ , fragte sich Kerstin besorgt.
„Ach Kerstin, du musst keine Angst haben“, beruhigte Victoria ihre Freundin. „Abrexar hat uns beide in Laboe gerettet. Er steht auf unserer Seite.“
Doch statt ruhiger zu werden, wurde Kerstin jetzt erst recht mulmig zumute. „War er dieses unsichtbare Grauen? Und wieso «unsere Seite» – gibt es denn auch eine andere Seite bei den Drachen?“
Jaromir sah seinen Freund prüfend an. „Was hast du ihr gestern denn erzählt? Weiß sie noch nichts von den Anschlägen auf Victoria?“
„Nein“ , antwortete Lenir, „ich hatte den Eindruck, dass sie mit meiner Drachengestalt genug zu verdauen hat und wollte den Bogen nicht überspannen.“
„Dann solltet ihr zwei besser gleich gehen“ , schaltete sich Victoria ein. „Du hast sicher recht, Lenni. Kerstin hat die Wahrheit über dich zwar akzeptiert, aber sie nimmt die Drachengeschichten nicht gerade gut auf.“
Dann klopfte es an der Tür und gleich darauf trat ein gut gelaunter Abrexar ein. Er breitete seine Arme aus und sagte herzlich: „Willkommen! Willkommen in unserer Mitte, Kerstin.“
Die blickte unsicher zu ihrem Gefährten und wusste nicht, was sie sagen sollte.
Abrexar war mittlerweile am Tisch angekommen und setzte sich strahlend lächelnd ans Kopfende neben seine ehemaligen Schüler. Jaromir, Lenir und Victoria begrüßten ihn.
Nur Kerstin war noch immer stumm. Abrexar schien freundlich zu sein, doch erinnerte er sie stark an den englischen Arzt Dr. Custos Nebulae und auch an Jaromir in den ersten Monaten – er war ihr unheimlich.
Abrexar lächelte und sagte: „Das liegt an meiner Drachenaura. Sicher wirst du dich ganz schnell daran gewöhnen. Hab ich nicht recht, Victoria?“
Die nickte und Abrexar streckte Kerstin seine Hand entgegen. „Ich bin Abrexar Custos Portae. Aber du kannst mich Abrexar nennen, schließlich gehörst du ab jetzt mit zu unserer Familie.“
Zögerlich schüttelte Kerstin seine Hand und sagte leise: „Ich bin Kerstin. Kerstin Behrmann. Wieso ist er so jung, wenn er doch Lennards Mentor sein soll?“
Victoria spürte deutlich, dass sich Kerstin alles andere als sicher war, ob sie zu Abrexars Familie gehören wollte. Ihr wurde das alles zu viel.
Dann klopfte es erneut und Albert betrat den Raum. Er brachte ein sauberes Gedeck für Abrexar und frische Brötchen.
Kerstin sah misstrauisch zum Butler hinüber. „Ob er auch ein Drache
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